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Compagnie erhebt Vorwürfe gegen Choreografin De Keersmaeker

Ab 15. Juli ist die belgische Starchoreografin Anne Teresa De Keersmaeker mit ihrem neuen Werk "Il Cimento dell'Armonia e dell'Inventione" beim Wiener ImPulsTanz-Festival zu Gast. Im Vorfeld sieht sich die 64-Jährige mit schweren Vorwürfen ihrer Compagnie Rosas konfrontiert, wie der "Kurier" am Montag in seiner Onlineausgabe berichtet. Im Fokus: Erzwungene Auftritte erkrankter Tänzerinnen und Tänzer, erniedrigende Kommentare und ein autoritärer Führungsstil.

Auf der Webseite von Rosas wurden Beschwerden in einem Statement bestätigt und Maßnahmen in Aussicht gestellt. Wie die belgischen Zeitung "De Standaard" berichtet, beklagten Compagniemitglieder laut "Kurier" "unzureichende psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz, verletzende Äußerungen, subtile Schikanierung, eine Kultur des Schweigens, hohe psychische bzw. physische Belastung durch die Arbeit für Rosas, das Gefühl, vom oberen Management nicht gehört zu werden". Insgesamt werde eine "ungesunde Arbeitsdynamik und -atmosphäre" kritisiert.

Auch in Bezug auf die Coronapandemie habe es Beschwerden gegeben. De Keersmaeker gelte als Pandemieskeptikerin und habe etwa erkrankte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als "zu schwach" oder "durch die Impfung erkrankt" erniedrigt. Zudem sei gegen Regelungen geprobt worden und ein erkrankter Mitarbeiter kritisiert worden sein, nachdem er sich habe testen lassen. "Unsere Sicherheit hatte keine Priorität", wird ein Tänzer zitiert.

"Wir erkennen an, dass wir alle aus einer herausfordernden Zeit kommen, in der unsere Arbeitsweisen massiv auf die Probe gestellt wurden. Das war verständlicherweise nicht immer einfach, und Menschen haben sich verletzt oder nicht genügend respektiert gefühlt", heißt es nun in einem gemeinsamen Statement von Rosas und De Keersmaeker. Als erste Maßnahme kündigt man an, eine externe Beschwerdestelle einzurichten sowie psychologisches Training für das Management sowie Kommunikationstraining zu implementieren. Zu konkreten Einzelfällen wolle man indes keine öffentliche Stellungnahme abgeben: "Versöhnungsgespräche, die wir immer bereit sind zu führen, müssen in einem sicheren und vertrauensvollen Umfeld stattfinden wo Raum für Differenzierung und Mitgefühl ist."

"Die bereits gesetzten Schritte von Rosas und die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich diesen Themen und Vorwürfen annehmen, hat uns schlussendlich überzeugt, die Produktionen wie vereinbart und angekündigt im diesjährigen Festival zu präsentieren, sowie nicht zuletzt auch aus Respekt gegenüber Co- Choreograf Radouan Mriziga, den weiteren Mitwirkenden und beteiligten Künstlern und Künstlerinnen, sowie all jenen, die bereits Tickets gekauft haben und sich auf die neuen Arbeiten freuen", hieß es in einem Statement von ImPulsTanz-Intendant Karl Regensburger gegenüber dem "Kurier". "Wir nehmen diese Auseinandersetzung sehr ernst und sind uns auch der dahinterliegenden strukturellen Probleme bewusst."

(S E R V I C E - Statement der Compagnie Rosas: www.rosas.be/en/news/1048-statement-on-wellbeing-at-rosas)

ribbon Zusammenfassung
  • Anne Teresa De Keersmaeker, 64, sieht sich schweren Vorwürfen ihrer Compagnie Rosas ausgesetzt, darunter erzwungene Auftritte erkrankter Tänzer und erniedrigende Kommentare.
  • Rosas und De Keersmaeker haben Maßnahmen wie eine externe Beschwerdestelle und psychologisches Training angekündigt, um auf die Beschwerden zu reagieren.
  • Trotz der Vorwürfe unterstützt der ImPulsTanz-Intendant Karl Regensburger weiterhin die Teilnahme von De Keersmaeker am Festival, das am 15. Juli beginnt.