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Chef des Theaters der Jugend wehrt sich gegen Vorwürfe

Rund eine Woche nach Bekanntwerden von Vorwürfen gegen seine Amtsführung als Direktor des Wiener Theater der Jugend hat sich Thomas Birkmeir am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal" erstmals persönlich geäußert. Dabei warf er dem "Standard" Recherchemängel vor und betonte, seine Ende Jänner verlautbarte Ankündigung, seine Intendanz nach der Saison 2025/26 zurückzulegen, habe mit den Berichten nichts zu tun.

"Ich kann nachweisen, dass ich meinen freiwilligen Ausstieg bereits im Oktober 24 gegenüber den Vorstandsvorsitzenden formuliert habe", sagte der seit Herbst 2002 amtierende Theaterleiter, dessen Vertrag sich bei Nicht-Kündigung immer wieder erneut verlängerte, im Ö1-Interview. Von der Berichterstattung über Beschwerden von Mitarbeitenden, die sich bereits 2021 bei der Stadt Wien über anzügliche Aussagen, Druckausübung und ein "System aus Angst und Machtmissbrauch" beklagt hatten, fühlt er sich unfair behandelt.

"Ich finde, es braucht faire Untersuchungen statt vorschnelle Verurteilungen, und viele Mitarbeiter:innen am Theater der Jugend sehen sich natürlich auch indirekt in ihrer Integrität infrage gestellt, weil das impliziert gleichzeitig ein System der Angst, von Birkmeir geleitet, und so viele Menschen haben das jahrzehntelang geduldet und das ist einfach eine Konstruktion von Zusammenhängen, wo ich wirklich sag': Bitte recherchiert's einfach mal g'scheit!", so Birkmeir.

Offenbar solle eine Generation, die sich nun in ihren 60ern befinde, aus den Theatern "rausgekickt" werden, indem Fälle, die nichts miteinander zu tun hätten (zuletzt waren gegen den Leiter des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger, ähnliche Vorwürfe erhoben worden, Anm.), miteinander in Beziehung gebracht würden. "Bezüglich der Vorwürfe gegen mich sehe ich einfach ganz klare journalistische Mängel und vermute, dass beim 'Standard' die Klickzahlen wichtiger sind als eine ausgewogene Berichterstattung."

"Kein konkreter Anlass" für Beiziehung von "Health Consult"

In der Stadt Wien betonte man unlängst, nach den 2021 geäußerten Vorwürfen rasch Gespräche gesucht zu haben. Dabei sei "glaubhaft versichert worden", dass die extern hinzugezogene Firma "Health Consult" Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas umsetze und als ergänzende Vertrauensstelle für die Theatermitarbeiterinnen und -mitarbeiter fungiere. Zur damaligen Hinzuziehung von "Health Consult" sagte Birkmeir heute: "Es gab keinen konkreten Anlass. Wir haben das einfach betriebsintern beschlossen, um einfach auf der Höhe der Zeit zu sein."

Der Vereinsvorstand des Theaters der Jugend bereitet derzeit eine Neu-Ausschreibung der Intendanz vor.

Zusammenfassung
  • Thomas Birkmeir, seit 2002 Direktor des Wiener Theaters der Jugend, wehrt sich gegen Vorwürfe zu seiner Amtsführung und kritisiert den 'Standard' für Recherchemängel.
  • Birkmeir betont, dass seine Ankündigung, nach der Saison 2025/26 zurückzutreten, unabhängig von den Berichten sei und bereits im Oktober 2024 bekannt gegeben wurde.
  • Beschwerden über anzügliche Aussagen und Machtmissbrauch wurden 2021 von Mitarbeitern bei der Stadt Wien eingereicht, woraufhin Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas eingeleitet wurden.