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Burlesk inszenierte "Leonce und Lena" am Landestheater NÖ

Nach zwölf Jahren gibt es in der Theaterwerkstatt des Landestheaters NÖ in St. Pölten wieder eine Neuproduktion von Georg Büchners "Leonce und Lena" zu sehen. Diesmal hat Moritz Franz Beichl eine reduzierte, gleichwohl burleske Inszenierung vorgelegt, die bei der Premiere am Freitagabend anhaltenden Applaus erntete.

Ob romantisches Lustspiel, Vorläufer des absurden Theaters, philosophisches Drama, anarchische Komödie - "Leonce und Lena" enthält so viel uneingelöste Utopie, dass es nach wie vor zu den brisantesten und aufmüpfigsten Stücken der Weltliteratur zählen mag. Beichl hält es dennoch für angebracht, einen eigenen Monolog über die Melancholie voranzustellen: Sei's drum.

Dass er weiters auf ein Bühnenbild weitgehend verzichtet - der schwarze Raum tut's auch - und das Personal auf vier Personen abspeckt: Soll sein. Warum König Peter und Prinz Leonce als diverse Typen in Rock und Robe erscheinen, erschließt sich eventuell im Verlauf der Handlung: Der König (Michael Scherff) und sein Sohn (Tobias Artner gibt einen sympathischen, betont linkischen Prinzen) sind in ihrer männlichen Identität offenbar verkümmert beziehungsweise noch unterentwickelt.

Marthe Lola Deutschmann ist eine mehr naive als tiefgründige Lena. Hingegen schießt Philip Leonhard Kelz als Valerio den Vogel ab: Sein komödiantisches Mienenspiel, die musikalische Parodieszene und nicht zuletzt sein köstliches italienisches Solo zählen zu den absoluten Highlights des Abends. Dennoch zeigt sich insgesamt das Manko mangelnden Vertrauens in die verträumte Poesie des Textes: Wo sie einsetzen sollte, wird es oft pathetisch oder Geblödel, müssen musikalische Einschübe Atmosphäre schaffen, werden Texte im Rollen über die Bühne oder beim Liegestütz absolviert.

Der gebürtige St. Pöltner Beichl, 2019 für seine ebenfalls am Landestheater inszenierte Uraufführung von Paulus Hochgatterers "Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war" zu Recht mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet, kommt diesmal dem diffizilen subversiven Zauber der Geschichte kaum bei. Aber so ist das mit der Utopie: So faszinierend sie ist, man tut sich doch recht schwer mit ihr. Der Rest ist eben Melancholie und - wie bei Büchner - am Ende Automatismus.

(S E R V I C E - Georg Büchner: "Leonce und Lena". Regie: Moritz Franz Beichl, Bühne und Kostüme: Christina Geiger, mit Tobias Artner, Michael Scherff, Marthe Lola Deutschmann und Philip Leonhard Kelz. St. Pölten, Theaterwerkstatt des Landestheater NÖ. Weitere Vorstellungen bis 13. Mai, Tickets und Information: www.landestheater.net, Tel. 02742/908080-600)

ribbon Zusammenfassung
  • Nach zwölf Jahren gibt es in der Theaterwerkstatt des Landestheaters NÖ in St. Pölten wieder eine Neuproduktion von Georg Büchners "Leonce und Lena" zu sehen.
  • Diesmal hat Moritz Franz Beichl eine reduzierte, gleichwohl burleske Inszenierung vorgelegt, die bei der Premiere am Freitagabend anhaltenden Applaus erntete.
  • Der Rest ist eben Melancholie und - wie bei Büchner - am Ende Automatismus.