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Bernhard Aichners "Gegenlicht": Bronskis zweiter Fall

Dass sich Bernhard Aichners Krimis aufgrund seines stakkato-artigen Schreibstils recht flott lesen lassen, dürfte inzwischen ja hinlänglich bekannt sein. Nun aber scheint der aus Osttirol stammende Autor bemüht zu sein, beim Schreiben annähernd mit dem Lesetempo mitzuhalten. Denn der zweite "Bronski"-Fall ist Ende Juli erschienen - nur rund vier Monate nach dem ersten. "Gegenlicht" heißt Aichners neuestes Werk, das in Sachen Spannung hält, was der Autorenname verspricht.

Der Krimi beginnt mit beschaulicher Idylle, die freilich nicht lange hält: Im Garten einer Berliner Jugendstilvilla, in dem gerade ein wohlhabender Mann mit seiner Privatprostituierten gemütliche Nachmittagsstunden verbringt, landet plötzlich ein vom Himmel gefallener Mann. Es handelt sich um einen Afrikaner, der sich als blinder Passagier im Fahrwerk eines Flugzeugs versteckt hatte und bereits in gefrorenem Zustand aus selbigem abstürzte. Dass der Mann fünf extrem wertvolle Rohdiamanten ins Land schmuggeln wollte, welche die Prostituierte im Zuge eines verzweifelten Versuchs der Ersten Hilfe an sich nimmt, bereitet den Boden für einen Krimi-Plot voller Skrupellosigkeit und daraus resultierender Morde.

Mittendrin im Geschehen, und zwar mehr als ihnen lieb ist: Der vor keinem noch so grausigen Motiv zurückscheuende Pressefotograf David Bronski, seine Lebensgefährtin und Zeitungsreporterin Svenja Spielmann sowie seine Tochter Judith und seine Schwester Anna. Seine Tochter hat Bronski im ersten Fall glücklich wiedergefunden, nachdem sie im Kleinkindalter entführt worden war. Nun findet sie Gefallen am Beruf ihres Vaters und schnuppert rein - allerdings auch in den sich zuspitzenden Kriminalfall. Denn millionenschwere Steinchen interessieren so manchen organisierten Kriminellen, der im Zuge seiner "Beschaffungsaktion" vor keiner Brutalität zurückschreckt und es auch meisterhaft versteht, seine "Ansprechpartner" mit unmissverständlichen Drohungen zu konfrontieren.

Die Handlung von "Gegenlicht" spielt weniger auf der Psychoschiene wie jene des Vorgängers "Dunkelkammer" - wohl aber leidet man beim Lesen mit den Hauptprotagonisten mit, wenn sie von einer lebensbedrohlichen Situation in die nächste schlittern. Die Zuspitzung der Handlung versteht Aichner ebenso wie die kapitelweise erfolgenden Perspektivenwechsel: Neutraler Erzähler, Ich-Form aus der Sicht Bronskis oder Dialoge zwischen zum Kapitelbeginn erwähnten Personen.

So nebenbei streut der mehrfach preisgekrönte Autor Politikerfloskeln wie "Koste es was es wolle" oder "Wir schaffen das" in den Erzählfluss ein. Auch Schimanski-Darsteller Götz George spielt posthum auf gewisse Art und Weise eine Nebenrolle. Und so nebenbei brennt auch noch der so aufwendig und langfristig erbaute neue Berliner Flughafen bis auf die Grundmauern nieder - Todesopfer inklusive. Möglicherweise ist das aber nur als Hinweis gedacht, dass das Leben mit all seinen unvorhergesehenen Ereignissen auch abseits von einem auch noch so spannenden Kriminalfall weitergeht. So wie es für Bernhard Aichner selbst mit seinen Veröffentlichungen weitergeht: "Brennweite", also Bronskis dritter Fall, soll im Frühjahr 2022 erscheinen.

(S E R V I C E - Bernhard Aichner: "Gegenlicht", btb Verlag, 313 Seiten, 17,50 Euro)

ribbon Zusammenfassung
  • Dass sich Bernhard Aichners Krimis aufgrund seines stakkato-artigen Schreibstils recht flott lesen lassen, dürfte inzwischen ja hinlänglich bekannt sein.
  • Nun aber scheint der aus Osttirol stammende Autor bemüht zu sein, beim Schreiben annähernd mit dem Lesetempo mitzuhalten.
  • Denn der zweite "Bronski"-Fall ist Ende Juli erschienen - nur rund vier Monate nach dem ersten.