Architekturzentrum Wien widmet sich der Baukulturdebatte
Es ist ein wichtiges Thema - die seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten geführte heimische Baukulturdebatte. Es geht um den bedenkenlosen Umgang mit unseren Böden, den Raubbau an dieser Ressource, der Österreich ins negative internationale Spitzenfeld gebracht hat, um die Verhüttelung der Landschaft und die Versiegelung der Böden. Zu mehr als politischen Lippenbekenntnissen hat es in den vergangenen Legislaturperioden nicht gereicht. Die von Katharina Ritter und Karoline Mayer kuratierte Schau, die bis 3. Mai 2021 zu sehen ist, bereitet die wichtigsten Zahlen, Daten und Rechtsgrundlagen zu dieser Debatte bunt und anschaulich auf und illustriert die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Hintergründe.
So erfährt man etwa mehr zum "Baulandparadoxon", bei dem gewidmetes Bauland gehortet wird (Spitzenreiter ist das Burgenland, bei dem 37,9 Prozent des gewidmeten Baulandes nicht verbaut ist), oder staunt darüber, dass mittlerweile alle Österreicher in bereits bestehenden Einfamilienhäusern untergebracht werden könnten. Zwischen 2001 und 2018 ist die heimische Bevölkerung um 9,9 Prozent gewachsen, die verbaute Fläche jedoch um 26 Prozent.
Von einer Wand kann man sich Info-Texte zu Rechtsvorschriften wie "Umgang mit Zweitwohnsitzen" oder "Rückwidmung von Baulandüberhang" pflücken und mitnehmen, an einem Tisch kann man "Anti-Monopoly" spielen. Dass es auch anders ginge, wird auch an nationalen wie internationalen Best-Practice-Beispielen gezeigt.
(S E R V I C E - Ausstellung "Boden für Alle" im Architekturzentrum Wien, bis 3.5.2021, täglich 10-19 Uhr, www.azw.at, Katalog "Boden für Alle" bei Park Books.)
Zusammenfassung
- Es sind vor allem die Zahlen, die beeindrucken.
- 45,3 Quadratmeter steht in Österreich pro Person an Wohnfläche zur Verfügung, um zehn Prozent mehr als 2004.
- 21.858 Prozent beträgt der Unterschied zwischen dem billigsten Bauland Österreichs im burgenländischen Deutsch Schützen und dem teuersten in Kitzbühel.
- Viele Fakten bekommt der Besucher der neuen Ausstellung "Boden für Alle" im Architekturzentrum Wien vor Augen geführt.