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Architekturzentrum Wien: Einfamilienhaus-Schau und Finanznot

Wie geht es dem Architekturzentrum Wien (Az W)? Die einen sagen so, die anderen so. "Es war ein überaus erfolgreiches Jahr", blickte Hannes Swoboda, Präsident des Vorstandes, am Mittwoch auf 2024 zurück, räumte aber "eine finanziell prekäre Situation" ein. "Es ist sehr eng. Das ist kein kleiner Engpass mehr, sondern geht in Richtung einer veritablen Krise der Finanzierung", präzisierte Geschäftsführerin Karin Lux bei der heutigen Jahrespressekonferenz kurz darauf.

Schon vor einem Jahr hatte man sich alarmiert gezeigt und seitens der Subventionsgeber Erhöhungen gefördert. Durch die Inflation gerate man immer stärker unter Druck, dabei versuche man, "an jeder Ecke so effizient wie kostensparend zu sein", versicherte Lux. Das im Oktober eröffnete neue Depot in Möllersdorf habe bis zu zwei Drittel niedrigere Betriebskosten als andere Häuser. "Wir haben seit Jahren kontinuierlich die Ausstellungen reduziert und sind Kooperationen eingegangen. Ein Drittel des Budgets wird von uns selbst erwirtschaftet." Zwar habe die Stadt Wien auch heuer 250.000 Euro Teuerungsabgeltung zur Verfügung gestellt, "in Summe benötigen wir aber 500.000 Euro mehr". Ein Subventionsantrag beim Bund harre der Entscheidung.

"Die Zukunft ist ungewiss, aber wir sind überzeugt, dass wir dringender gebraucht werden denn je", betonte Direktorin Angelika Fitz und verwies etwa auf die große Bedeutung des Bauens für den Umgang mit Ressourcen und die weitere Entwicklung der Klimakrise. "Wir wollen weiterhin gute Beispiele zeigen und durch sie inspirieren. Wenn wir schon bauen, muss die Welt damit ein Stück besser werden." Rund 60.000 Besucher jährlich werden in den Az W-Ausstellungen gezählt, hieß es. Die im kommenden Jahr geplanten Präsentationen heißen "Suburbia. Leben im amerikanischen Traum" (ab 6. März) und "Reichtum statt Kapital. Anupama Kundoo" (ab 11. September).

"Suburbia" widmet sich einem sehr aktuellen Thema aus historischer Perspektive. Die in Barcelona konzipierte und für Österreich adaptierte Ausstellung untersucht laut Fitz die Frage: "Woher kommt diese sich hartnäckig haltende Idee, dass jeder ein eigenes Haus mit Garten haben möchte? Man vergisst, dass das ein sehr junger Traum ist." Und der nimmt seinen Ursprung in den gehobenen US-Wohnvierteln des frühen 19. Jahrhunderts und gestaltete sich nach dem Zweiten Weltkrieg zum Massenphänomen. In der Schau werde deutlich, "dass das Modell auf sozialer, ethnischer und geschlechtsspezifischer Segregation beruht und dabei enorm viel Fläche beansprucht", hieß es in den Unterlagen. Die in die Ausstellung eingearbeitete aktuelle österreichische Frage lautet: "Was tun wir mit dem riesigen Bestand von Einfamilienhäusern, die wir haben? Wir haben ganz viele Häuser, in denen niemand mehr wohnt oder bald niemand mehr wohnen wird", sagte Fitz. Rund 1,5 Millionen Einfamilienhäuser gibt es in Österreich, der Anteil der hoch zersiedelten Fläche in Österreich hat sich laut einer Boku-Studie von 1975 bis 2020 verfünffacht.

Dem Werk der 1967 in Indien geborenen Architektin Anupama Kundoo widmet sich im Herbst die Ausstellung "Reichtum statt Kapital". Es handle sich um "eine gänzlich andere Art von Architektur". Diese widersetze sich "den Logiken des Kapitals und den normativen Standards der Bauindustrie ebenso wie binären Schönheitsnormen, die von Architekt*innen verlangen, entweder innovativ oder traditionell, entweder ökologisch oder verschwenderisch zu sein", so die Ankündigung. Es gehe um Weiterentwicklung traditioneller Bautechniken, innovative Leichtbauweisen und regionale Materialkreisläufe. Fitz: "Es wird eine sehr sinnliche Ausstellung, die von der Architektin selbst gestaltet wird." Und auch die "Next Generation" soll wieder eine Ausstellung gestalten. Im Herbst 2025 werden junge Architekturschaffende in der Galerie aktuellen Themen aufbereiten.

(S E R V I C E - https://www.azw.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Architekturzentrum Wien kämpft trotz eines erfolgreichen Jahres 2024 mit einer finanziellen Krise, da die Kosten durch Inflation steigen und zusätzliche 500.000 Euro benötigt werden.
  • Mit rund 60.000 Besuchern jährlich plant das Az W Ausstellungen wie 'Suburbia', die sich mit der Geschichte und Zukunft von Einfamilienhäusern befassen, von denen es in Österreich 1,5 Millionen gibt.
  • Die Stadt Wien unterstützt das Zentrum mit 250.000 Euro, doch ein Subventionsantrag beim Bund ist noch offen, während die Betriebskosten des neuen Depots in Möllersdorf deutlich niedriger sind.