Terror-Prozess: "Er war wie ein ganz normaler Mann"
Der Prozess um sechs Angeklagte, die den Wien-Attentäter unterstützt haben sollen, ist am Dienstag mit einer weiteren Zeugenbefragung am Wiener Landesgericht fortgesetzt worden. Es kam ein Mann zu Wort, der denselben AMS-Kurs besucht hatte wie einer der Angeklagten. Hintergrund: Der getötete Terrorist hatte am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt vier Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt.
Zeuge: Angeklagter war streng religiös
Der Drittangeklagte sei in dem Kurs des Arbeitsmarktservice, den sowohl er als auch der Zeuge im Herbst 2020 besuchten, "unauffällig" gewesen, schilderte der Zeuge. "Er war wie ein ganz normaler Mann". Hin und wieder hätten die beiden im Kurs miteinander Späße gemacht, privat jedoch keinen Kontakt gehabt. Dem Zeugen sei klar gewesen, dass der Angeklagte streng religiös sei, auch aufgrund dessen "altmodischer" Kleidung. "Wir haben aber auch Späße über Religion gemacht. Er war respektvoll zu mir, obwohl ich kein Moslem bin". An politische Diskussionen mit dem Angeklagten erinnere er sich nicht.
Dem Drittangeklagten wird vorgeworfen, den Attentäter bei der Planung des Anschlags unterstützt zu haben und mit ihm die letzten Stunden vor dem Anschlag in dessen Wohnung verbracht zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Am Tag des Anschlags sei der Angeklagte nicht im AMS-Kurs gewesen, so der Zeuge. Generell habe er aber sehr viel gefehlt und sei "vielleicht ein oder zwei Mal pro Woche" gekommen.
Weiterer Zeuge erkrankt
Geladen wäre am heutigen Dienstag noch ein Zeuge gewesen, der per Videokonferenz mit der Slowakei Auskunft zum gescheiterten Munitionskauf des Attentäters wenige Monate vor dem Anschlag geben hätte sollen. Dieser war jedoch krank und soll nun am Donnerstag aussagen. Fortgesetzt wird die Verhandlung am morgigen Mittwoch mit der DNA-Sachverständigen Christina Stein, die den Geschworenen ihre Erkenntnisse zur Spurenlage hinsichtlich der beim Attentat verwendeten Waffen, Patronen und sonstigen Utensilien darlegen soll.
Zusammenfassung
- Im Wiener Terror-Prozess sagt ein Zeuge über einen angeklagten Bekannten des Attentäters aus: "Er war respektvoll zu mir, obwohl ich kein Moslem bin."