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"Sugarland" auf der Diagonale: Unterwegssein zu sich selbst

29. März 2025 · Lesedauer 3 min

Ein Auto, zwei Menschen und vier Quadratmeter. Mehr braucht Isabella Brunäcker für ihr Spielfilmdebüt nicht, um die berührend authentische Geschichte einer Annäherung zu erzählen. "Sugarland" feierte am Freitagabend bei der laufenden Diagonale in Graz Weltpremiere. Der 1984 geborenen Filmemacherin gelingt ein kleines Roadmovie, das Großes über Menschen erzählt, ein Werk, das wenig Österreichisches an sich hat, sondern in seiner Spezifik eine Universalität beansprucht.

Der analog auf 16 mm-Material gedrehte Film, für den Brunäcker bei der Diagonale mit dem Kodak Analogfilmpreis ausgezeichnet wurde, nimmt vollends zwei Personen und ihre Fühlungnahme in den Fokus. Es geht um Iga (Jana McKinnon), die nach einer Trennung das Auto ihres Ex-Freundes von Wien nach Schottland überführen möchte. Und um den Briten Ethan (Bill Caple) mit hartem Londoner Unterschichtsakzent, den Iga auf einer Raststätte als Anhalter aufgabelt.

Der Film startet auf der Autobahn und bleibt lange dort. Brunäcker lässt sich Zeit und lässt ihren Protagonisten Raum in der kleinen Fahrerkabine. "Sugarland" wurde dabei chronologisch im Fortgang der Handlung gedreht, mit den beiden Darstellenden auf den vorderen Sitzen, Brunäcker und ihrem Kameramann Matthias Helldoppler hinten. Nur allmählich schmilzt zwischen Iga und Ethan das Eis des Fremden, kommt man sich im Gespräch näher.

Porträt einer Generation

So wächst sich "Sugarland" langsam zum Dokument des Lebensgefühls einer jungen Generation in der Post-Covid-Zeit aus. Vieles ist auch banal - wie das Leben eben so ist. Und doch erweckt gerade die sukzessive Annäherung ein Gefühl hoher Authentizität im Umgang der beiden Charaktere miteinander. Es sind die unpersönlichen Orte wie die Autobahn, Raststätten oder karge Quartiere, in denen sich die beiden persönlich näher kommen.

Brunäcker, Gewinnerin des Birgit-Jürgenssen-Preises 2019, fokussiert dabei ganz auf ihre beiden Hauptdarstellenden, sind andere Rollen doch praktisch nicht vorhanden, ist die urbane Landschaft zwischen Frankfurt und London wenn nicht menschenleer, so doch zumindest menschenarm. Trotz der vermeintlich klaustrophoben Enge muss nicht alles ausgesprochen werden zwischen den beiden Figuren. Einsamkeit und Wünsche zeichnen sich auch so in den Gesichtern ab.

Entwicklung abseits gängiger Dramaturgie

Am Ärmelkanal nimmt die sich anbahnende Beziehung der beiden dann eine überraschende Wendung, ohne dass Brunäcker auch hier der erwartbaren Dramaturgie folgen würde. "Das Genre Roadmovie gibt einem unheimliche Freiheiten", zeigte sich Brunäcker bei der Weltpremiere überzeugt von ihrer Wahl, die nicht zuletzt durch die Begrenzungen die Kreativität befördere.

"Meine größte Angst war: Hoffentlich geht uns das Auto nicht ein", machte die Regisseurin deutlich. Der BMW hielt jedoch bis zum Schluss, und damit auch das Budget.

(Von Martin Fichter-Wöß/APA)

(S E R V I C E - "Sugarland" von Isabella Brunäcker am 31. März in KIZ Royal 1. www.diagonale.at)

Zusammenfassung
  • 'Sugarland', das Spielfilmdebüt von Isabella Brunäcker, feierte bei der Diagonale in Graz Weltpremiere und wurde auf 16 mm-Material gedreht.
  • Der Film erzählt die Geschichte von Iga und Ethan, die sich auf einer Reise von Wien nach Schottland kennenlernen, und erhielt den Kodak Analogfilmpreis.
  • Brunäcker hebt die kreative Freiheit des Roadmovie-Genres hervor und beschreibt 'Sugarland' als Porträt einer jungen Generation in der Post-Covid-Zeit.