Weltweit verstärkte Maßnahmen gegen zweite Coronavirus-Welle
Kurz vor dem Ferienende breitet sich das neuartige Coronavirus in den EU-Ländern Frankreich und Spanien wieder verstärkt aus. Besorgnis auch in anderen Ländern in Europa und dem Rest der Welt. Seit einigen Wochen werden mancherorts Corona-Beschränkungen wegen steigender Infizierungen erneut verschärft. Optimistischer ist hingegen der schwedische Chefepidemiologe.
Die französischen Gesundheitsbehörden meldeten am Sonntag nahezu 5.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, in Italien setzte sich der Anstieg mit gut 1.200 Neuansteckungen fort. Zur Vermeidung einer zweiten Welle der Pandemie verlängerte Neuseelands Regierung die Corona-Ausgangsbeschränkungen für die Großstadt Auckland, Bali lässt dieses Jahr keine ausländischen Touristen mehr einreisen.
4.897 Neuinfektionen seien binnen 24 Stunden registriert worden, teilten die französischen Gesundheitsbehörden am Sonntag mit. Dies war die höchste Zahl seit dem Ende des Lockdown im Mai. Zum Vergleich: In Deutschland meldete das Robert-Koch-Institut am Montag 711 Neuinfektionen.
Schwedens Chefepidemiologe sieht im Herbst keine zweite große Covid-19-Welle auf das Land zukommen. Eine weite Verbreitung in der Bevölkerung sei nicht mehr zu erwarten, sagte der Experte Anders Tegnell am Montag dem TV-Sender TV4. Auch wenn keine "klassische zweite Welle" zu befürchten sei, so könne es doch lokal zu neuen Ausbrüchen kommen, etwa an Arbeitsstätten. Man müsse ständig auf der Hut vor dem Virus sein, denn es sei unvorhersehbar: "Aber dass wir wieder in eine Situation wie im Frühjahr geraten, das sehen wir nicht."
In Frankreich sind derzeit insgesamt 4.709 Menschen wegen der Lungenkrankheit Covid-19 im Krankenhaus, davon 383 auf der Intensivstation. Am Sonntag wurde ein weiteres Corona-Todesopfer gemeldet, die Gesamtzahl seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 30.513. Gesundheitsminister Olivier Veran zeigte sich angesichts der Gesamtlage in Frankreich besorgt und sprach in einem Interview mit der Zeitung "Le Journal du Dimanche" von Risiken. In Frankreich gehen demnächst die Sommerferien zu Ende, vor Schulbeginn am 1. September steht die Reiserückkehrwelle an. Anders als im Frühjahr sind derzeit sehr viele jüngere Leute mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, die in der Regel weniger Symptome zeigen.
Auch in Italien breitet sich das Coronavirus wegen sommerlicher Aktivitäten und Urlaubsreisen wieder deutlich stärker aus. Am Sonntag wurden 1.210 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Trotz des abrupten Anstiegs der Fallzahlen versicherte der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza, die Lage sei unter Kontrolle. Einen erneuten Corona-Lockdown für das gesamte Land schloss er aus. Der Regionalpräsident von Kampanien, Vincenzo De Luca, sprach sich allerdings dafür aus, Reisen zwischen den italienischen Regionen bis zum Schulstart am 14. September einzuschränken.
Angesichts kräftig steigender Corona-Zahlen haben mehrere spanische Regionen neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie angeordnet. So sind in Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona auch private Treffen von mehr als zehn Personen verboten. In der Region Murcia im Südosten des Landes wurden alle Treffen von mehr als sechs nicht im selben Haushalt lebenden Personen untersagt. Und in der am stärksten betroffenen Hauptstadt Madrid forderten die Behörden die Menschen auf, alle nicht notwendigen sozialen Kontakte zu vermeiden. Auf den Balearen mit der Urlauberinsel Mallorca räumte die örtliche Regierung ein, dass es eine zweite Corona-Welle gebe. Das Virus breite sich wieder so schnell aus, dass eine Nachverfolgung von Kontakten schwierig sei.
Indien meldet 61.408 Neuinfektionen. Damit steigt die Zahl der nachgewiesenen Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus auf über 3,1 Millionen, wie aus Daten des Gesundheitsministerium hervorgeht. Die Zahl der Todesfälle erhöhet sich binnen 24 Stunden um 836 auf 57.542. Indien ist nach den USA und Brasilien am schwersten von der Pandemie betroffen. Bereits am Sonntag waren mehr als drei Millionen Infektionen registriert worden, nachdem erst 17 Tage zuvor die Marke von zwei Millionen überschritten worden war.
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern verlängerte am Montag vorsorglich die Corona-Ausgangssperre für Auckland. Die Anordnung für die größte Stadt des Landes bleibe mindestens bis zum kommenden Sonntag in Kraft, sagte Ardern. Ursprünglich sollten die Beschränkungen am Mittwoch gelockert werden.
Die indonesische Ferieninsel Bali kippte wegen steigender Fallzahlen eine für den 11. September geplante Lockerung der Einreisebeschränkungen. Ausländische Touristen dürften dieses Jahr nicht mehr auf die Insel, verkündete Balis Gouverneur I Wayan Koster.
Hintergrund sind steigende Infektionszahlen in Indonesien und zahlreiche in den Herkunftsländern der Touristen beschlossene Reisebeschränkungen. Auf Bali wurden bisher gut 4.000 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen. Etwa 50 Infizierte starben. Landesweit wurden mehr als 153.000 Corona-Infektionen und mindestens 6.680 Corona-Tote registriert, Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus.
Für die Hauptstadt im südamerikanischen Paraguay und ihre Vororte trat am Sonntag eine strikte nächtliche Ausgangssperre in Kraft. Die Maßnahme für Asuncion und Umgebung gilt zunächst bis zum 6. September, wie die Behörden des Landes mitteilten.
Zusammenfassung
- Kurz vor dem Ferienende breitet sich das neuartige Coronavirus in den EU-Ländern Frankreich und Spanien wieder verstärkt aus.
- Besorgnis auch in anderen Ländern in Europa und dem Rest der Welt.
- Dies war die höchste Zahl seit dem Ende des Lockdown im Mai.
- Am Sonntag wurden 1.210 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet.
- Angesichts kräftig steigender Corona-Zahlen haben mehrere spanische Regionen neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie angeordnet.