Weiteres Opfer, selber Täter? PULS 4 Doku sorgt für neue Spur im Fall Kellermayr

Die Nachricht vom Tod der Seewalchner Ärztin Dr. Lisa-Maria Kellermayr vor rund einem Jahr löste international Trauer aus. Monatelang war die Medizinerin massiven Bedrohungen und Morddrohungen mutmaßlich durch Corona-Leugner:innen im Netz ausgesetzt. Daraufhin sperrte sie ihre neueröffnete Praxis, bezahlte für einen privaten Schutzdienst tausende Euro und stand schließlich vor einem riesigen Schuldenberg. 

Am 29. Juli 2022 beging die 36-Jährige in ihrer Ordination Suizid. Der Fall ist immer noch nicht restlos aufgeklärt. Die Personen, die sie bedrohten, wohl noch nicht ausgeforscht. Vieles deutet darauf hin, dass diese aus Deutschland kommen könnten.

Der Todestag von Lisa-Maria Kellermayr jährt sich kommende Woche. Für die PULS 4 Dokumentation "Der Fall Kellermayr – Mit tödlichen Grüßen" (27. Juli, um 20:15 Uhr auf Joyn und PULS 4) machten sich die Filmemacherin Alexandra Venier und der "Spiegel"- und "Standard"-Investigativjournalist Oliver Das Gupta auf die Suche nach neuen Spuren. Dabei arbeiteten sie mit der Hackerin und Internetaktivistin Nella, dem Sprachforensiker Patrick Rottler und der Profilerin Patricia Staniek zusammen.

Ergebnisse an Behörde übergeben

Die Ergebnisse wurden an die Generalstaatsanwaltschaft Berlin übergeben, die ihre Ermittlungen im Jänner eigentlich schon eingestellt hatte. Wie ein Sprecher auf PULS 24 Anfrage nun aber bestätigte, habe die Anklagebehörde nochmal Kontakt zu der Hacktivistin Nella aufgenommen und auch das linguistische Gutachten der Profiler erhalten. Man habe die Akten nun an die Staatsanwaltschaft Würzburg geschickt. 

Warum Würzburg? Der dort ansässige Anwalt Chan-jo Jun, der sich schon länger, aber besonders während der Corona-Pandemie, gegen Falschnachrichten und Hass im Netz stark machte, war wie Lisa-Maria Kellermayr massiven Hassnachrichten und Bedrohungen ausgesetzt. Das linguistische Gutachten legt nahe, dass es sich um den gleichen Täter handeln könnte. Laut Staatsanwaltschaft Berlin werde man in Würzburg prüfen, ob die beiden Verfahren zusammengeführt werden können. 

Anwalt Chan-Jo Jun hatte diesen Verdacht auch selbst schon geäußert, das Gutachten bestätigt das nun, wie er im PULS 24 Interview sagt. Vor allem die "expliziten Schilderungen" des mutmaßlichen Täters seien ähnlich, meint er. Die Person habe darauf abgezielt, "Kopfkino zu erzeugen", in dem sie Hinrichtungsmethoden bildlich beschrieb. Es gebe auch ähnliche Formulierungen und Satzbauten.

Ermittler haben noch Zeit

Laut Chan-Jo Jun sei Hass und Hetze "alltäglich geworden". Und teilweise verfehle sie auch ihre Wirkung nicht, da etwa renommierte Wissenschaftler:innen ihr Wissen zurückhalten würden aus Angst vor den Reaktionen. Er hoffe, dass aus dem Fall Kellermayr Lehren gezogen werden und die Behörden solche Fälle früher ernst nehmen würden. Solche Nachrichten hätten eben auch Auswirkungen auf das echte Leben, sagt der Anwalt. 

Die Zusammenlegung seines Falles mit dem von Lisa-Maria Kellermayr wäre "hilfreich", sagt er. Die Ermittler hätten aber noch Zeit, da die Verjährungsfrist wegen der drastischen Folgen laut dem Juristen bei 10 Jahren liegen würde.

Ermittlungen auch in Wels und München

Dabei sind im Fall Kellermayr nicht nur die Behörden in Würzburg und Berlin aktiv, auch in München und Wels laufen noch Ermittlungen. Wie berichtet, fand im August des Vorjahres im Landkreis Starnberg in Oberbayern etwa eine Hausdurchsuchung bei einem mittlerweile 61-Jährigen statt, der zur Corona-Leugner-Szene gehören soll. Dabei wurden zahlreiche Datenträger sichergestellt.

Die Generalstaatsanwaltschaft München bearbeitet den Fall seither zusammen mit der in Österreich zuständigen Welser Anklagebehörde, wo entschieden werden soll, ob Anklage erhoben wird. Wie lange das noch dauern werde, sei noch unklar, das Datenmaterial sehr umfangreich. Der Verdächtige wird aber entweder in Österreich oder in Wels angeklagt.

Ob im Fall Kellermayr zu lange zu wenig unternommen wurde, darüber spricht Investigativjournalist Oliver Das Gupta in der exklusiven Doku am 27. Juli um 20:15 Uhr im SuperStreamer Joyn und auf PULS 4 auch mit Justizministerin Alma Zadić (Die Grünen) und dem Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst Omar Haijawi-Pirchner.

"Milborn Spezial": Talk mit u.a. Ex-Gesundheitsminister Anschober

Direkt danach um 22:20 Uhr begrüßt PULS 24 Infodirektorin Corinna Milborn ihre Gäste in einem "Milborn Spezial", um den Fall Kellermayr nach zu besprechen. Zu Gast sind unter anderem Journalist und Protagonist Oliver Das Gupta und Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Die Grünen).

Das ist Joyn 
Joyn ist Österreichs neuer kostenloser SuperStreamer. Joyn bietet 50+ Premium Live-Channels, ein riesiges On-Demand Angebot mit über 15 Mediatheken, exklusive 7-Tage-Previews, Serien, Filme, Shows sowie über 30 Radiosender. Joyn ist auf www.joyn.at und in allen App-Stores und auf allen Plattformen verfügbar. 

"Der Fall Kellermayr – Mit tödlichen Grüßen" am Donnerstag, 27. Juli, um 20:15 Uhr exklusiv auf Joyn und PULS 4 und am Samstag, 29. Juli, um 20:15 Uhr auf PULS  24

Sind Sie in einer Krisensituation? Hier finden Sie Hilfe:

• Suizidprävention auf www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention   
• Telefonseelsorge: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr, online unter www.telefonseelsorge.at
• Sozialpsychiatrischer Notdienst/PSD: 01 31330, täglich 0–24 Uhr, online unter www.psd-wien.at
• Rat auf Draht: 147. Beratung für Kinder und Jugendliche. Anonym, täglich 0–24 Uhr, online unter www.rataufdraht.at
• Kindernotruf: 0800 567 567, Beratung bei persönlichen Krisen. Anonym, täglich 0-24 Uhr www.bittelebe.at