Vater in Lebensgefahr: Wie es zum Gondelabsturz kommen konnte
Am Dienstagvormittag stürzte die Gondel mit vier dänischen Insassen, alle aus einer Familie, rund sieben bis zehn Meter in die Tiefe. Ein 49-jähriger Vater, ein 46-jähriger Onkel, Sohn (20) und Tochter (19) mussten in extrem steilen Gelände schwer verletzt per Tau geborgen werden. Auch zwei deutsche Urlauber (58, 62) in der Nachbargondel wurden von den schwingenden Seilen verletzt.
Spital: Vater in "kritischem Zustand"
Die Ärzte kämpften am Dienstag in Innsbruck bei einer stundenlangen Notoperation um das Leben des Vaters. Er liegt laut "Krone" auf der Intensivstation und "befindet sich weiter in kritischem Zustand", hieß es am Mittwoch vom Spital.
Experte: Absturz kommt "so gut wie nie vor"
Währenddessen sucht man im Skigebiet Hochoetz weiter nach der Ursache für den Absturz. Nach am Dienstag flogen Ermittler zum Unfallort. Der Gondelabsturz sei "ein Fall, der so gut wie nie vorkommt", sagte TÜV-Experte Bernhard Hinterndorfer vom TÜV Austria im "Ö1 Morgenjournal".
Der Baum fiel aufs Seil der Gondel, das zwar nicht riss, dadurch zu schwingen begonnen habe. Das könne zur Seilentgleisung "oder in noch krasseren Fällen eben zur Lösung des Fahrbetriebsmittels vom Seil" führen. In seinen dreißig Jahren Berufserfahrung sei es noch nie vorgekommen, dass ein Gondelseil, weil ein Baum darauf fiel, riss, erklärt Hinterndorfer. Entgleisungen einer Gondel hingegen kämen vor.
Verkettung von Umständen
Die einwirkenden Kräfte könnten so heftig sein, dass das Seil nach unten gedrückt und aus der Klemme herausgerissen wird. Dass Gondeln im Betrieb vom Seil gerissen werden, hätte der TÜV-Experte noch nie erlebt, er könne sich auch nicht erinnern, "dass so ein Fall schon einmal da war". Das Unglück vom Dienstag sei "ein sehr seltenes, tragisches Ereignis, das ein unglückliches Zusammentreffen von verschiedenen Umständen erfordert".
Unklar ist, warum der Baum umfiel und auf das Tragseil krachte - am Dienstag war es nicht windig. Der Imster Bezirkspolizeikommandant Hubert Juen meinte, dass man weder von einem "technischen oder menschlichen Versagen" ausging. "Jetzt wird versucht, gemeinsam mit Experten zu rekonstruieren, was genau passiert ist. Und ob zum Beispiel die Baumstämme auf das Seil oder direkt auf die Klemme der Gondel gefallen sind", sagte er zur "Tiroler Tageszeitung".
Die betroffene Acherkogelbahn wurde bis zum Ende der Ermittlungen außer Betrieb gesetzt.
Zusammenfassung
- Einen Tag nach dem Absturz einer Gondel der Acherkogelbahn im Tiroler Ötztal kämpft der dänische Vater noch immer um sein Leben.
- Ein Baum stürzte auf die Seile.
- Was dann passierte, war eine extrem seltene Kettenreaktion, erklärt der TÜV.