APA/GERT EGGENBERGER

Unwetter in Kärnten: "Bitte bleiben Sie daheim"

Extreme Unwetter haben in der Nacht auf Freitag für Murenabgänge, Überflutungen und gesperrte Straßen gesorgt. In sieben Gemeinden wurde die höchste Unwetterstufe ausgerufen - und auch in der Nacht auf Samstag werden heftige Niederschläge erwartet.

Nach schweren Überschwemmungen im Süden Österreichs am Freitag werden auch in der Nacht auf Samstag starke Regenfälle erwartet. Der Beginn wurde mit etwa 20.00 Uhr angegeben - der meiste Regen wird gegen Mitternacht erwartet.

Für die Gemeinden Bad Eisenkappel, Gallizien, Sittersdorf, Globasnitz, Feistritz ob Bleiburg, Bleiburg und Neuhaus wurde von Geosphere Austria die höchste Warnstufe wegen Starkregens ausgegeben - und zwar bis Samstagmittag. 

 In der Steiermark wurde in drei Bezirken Zivilschutzalarm ausgerufen. Auch im benachbarten Slowenien stehen ganze Ortschaften unter Wasser.

70 Häuser evakuiert, Damm droht zu brechen

In Kärnten tagte am Freitag der Landeskrisenstab. Obwohl am Nachmittag der Regen nachließ, gab es keine Entspannung: Am Turnersee wurde ein Campingplatz evakuiert. Der Völkermarkter Stausee wurde abgesenkt, um Überschwemmungen zu verhindern. Im gefährdeten St. Paul im Lavanttal - hier droht ein Rückhaltebecken überzulaufen - wurde ein mobiler Hochwasserschutz aufgebaut. In St. Paul im Lavanttal wurden am Abend 70 Häuser evakuiert.

In Viktring gibt es die Sorge, der Hochwasserschutzdamm in der Karl-Truppe-Straße könnte den Wassermengen nicht mehr lange standhalten. Würde der Damm brechen, droht das Stadtzentrum überschwemmt zu werden, warnt die Klagenfurter Stadtverwaltung.

Stefan Salzmann, Bürgermeister von St. Paul, spricht mit PULS 24 über die heftigen Unwetter.

Bad Eisenkappel nicht erreichbar

Die Gemeinde Bad Eisenkappel im Süden des Bezirks Völkermarkt war weiterhin nicht erreichbar. Überflutungen drohen derzeit auch in den Gemeinden Grafenstein, Neuhaus, Ruden und Griffen. Objektschutzmaßnahmen wurden auch im Bereich der Gurk im Bezirk St. Veit an der Glan gesetzt. Aber auch in der Landeshauptstadt Klagenfurt wird die Situation beobachtet, wie etwa in den Bereichen Strandbar, Viktring und Sattnitz. Hier wurden erste Straßen gesperrt und Maßnahmen zum Hochwasserschutz getroffen. Die Bewohner von Viktring und Waidmannsdorf wurden dazu aufgerufen, die Autos aus den Tiefgaragen zu stellen.

Bleiburger Bürgermeister zu den Unwettern in Kärnten

Warnungen

Die Bevölkerung wurde aufgerufen, nicht in die Kellerräume zu gehen, sondern sich in den oberen Etagen aufzuhalten. Brücken und Einsatzbereiche der Blaulichtorganisationen sollten gemieden werden, ganz allgemein sollten die Gemeindebürger zu Hause bleiben. Weil das Leitungswasser verunreinigt sein könnte, sollte es vorher abgekocht werden, teilte die im Bezirk Wolfsberg in Kärnten gelegene Gemeinde Freitagfrüh mit.

"Bitte bleiben Sie daheim"

Für St. Georgen im Lavanttal und Bad Eisenkappel gilt eine Zivilschutzwarnung, schreibt der Kärnten Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) auf Facebook und warnt Bewohner dringend davor in ihren Häusern zu bleiben und nur unbedingt notwendige Fahrten zu unternehmen. Vor allem die Ortschaften Unterrain, Fransdorf und Am Waldrain seien durch Bäche, die zur Lavant führen, besonders betroffen.

Auch Elisabeth Lobnik (SPÖ), Bürgermeisterin der Gemeinde Eisenkappel-Vellach, warnt: "Bitte bleiben Sie daheim, es herrscht Lebensgefahr!"

Dramatische Folgen bei weiterem Niederschlag

Weiterer Niederschlag könnte dramatische Folgen haben, denn bereits bis Freitagmittag wurden in Unterkärnten enorme Regenmengen verzeichnet. Am Loiblpass fielen laut Aufzeichnungen von Geosphere Austria innerhalb von 24 Stunden an die 200 Liter Regen pro Quadratmeter, das entspricht der Regenmenge eines ganzen Monats. Knapp 150 Liter pro Quadratmeter fielen in Bad Eisenkappel und in Ferlach.

In der Nacht könnten in der Nähe der Karawanken weitere 60 bis 100 Liter pro Quadratmeter hinzukommen. Vorsorglich wurden weitere Feuerwehren ins Krisengebiet beordert, wie etwa der KAT-Zug 2 aus dem Bezirk Spittal mit 120 Feuerwehrleuten und sogar Einsatzkräfte von fünf Feuerwehren aus Niederösterreich.

Die Vermurungen und Überschwemmungen hatten seit in der Früh zu zahlreichen Straßensperren geführt. Betroffen waren viele Grenzübergänge nach Slowenien, weshalb der ÖAMTC befürchtet, dass es am Wochenende besonders lange Staus vor dem Karawankentunnel geben könnte.

Regen noch nicht vorbei

Auch am Freitag ist es noch nicht vorbei mit dem Regen. Es werden weiter heftige Schauer über das Land ziehen. Die "GeoSphere Austria" (ehemals ZAMG) hat für den Süden Kärntens für Freitag die höchste Regen-Warnstufe "Rot" ausgerufen.

Wetterwarnung ÖsterreichZAMG

Schaden von rund zehn Millionen Euro

In Kärnten, das in den vergangenen Wochen fast täglich von Gewittern betroffen war, rechnet die Wiener Städtische allein im Juli mit einem Schadensvolumen von rund zehn Millionen Euro. 

Kelemen: Unwetter in dieser Heftigkeit ungesehen

Meteorologe Manuel Kelemen erklärt, wie es zu den Unwettern in Südösterreich kommen konnte.

"Passen Sie aufeinander auf!"

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich Freitagabend zu den Starkregen-Folgen im Süden Österreichs zu Wort gemeldet: "Ich möchte allen Einsatzkräften, die im Unwettereinsatz sind, für ihre Arbeit danken. Passen Sie weiterhin gut aufeinander auf!", twitterte der Präsident.

"Den ganzen Sommer erleben wir schon extreme Wetterlagen, die in vielen Ländern Europas für schwere Unwetter einerseits und Dürre und Waldbrände andererseits sorgen. Bei uns in Österreich ist immer wieder der Süden des Landes betroffen, auch dieses Wochenende", schrieb Van der Bellen.

ribbon Zusammenfassung
  • Extreme Unwetter haben in der Nacht auf Freitag für Murenabgänge, Überflutungen und gesperrte Straßen gesorgt.
  • In sieben Gemeinden wurde die höchste Unwetterstufe ausgerufen - und auch in der Nacht auf Samstag werden heftige Niederschläge erwartet.