Untreue-Ermittlungen gegen Lead Horizon-Gesellschafter
Judith Ziska, Sprecherin der Behörde, bestätigte gegenüber der APA einen dementsprechenden Bericht der "Zeit im Bild". Dem Mann werden Untreue, Urkunden- und Beweismittelfälschung vorgeworfen. Zudem werden Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Verbandverantwortlichkeitsgesetz geführt.
In einer der APA übermittelten Stellungnahme betonte Lead Horizon am Mittwochabend, es werde nicht gegen das Unternehmen ermittelt: "Es handelt sich um eine Auseinandersetzung auf Gesellschafterebene." Lead Horizon sei bereits 2021 in dieser Angelegenheit von einem unabhängigen Sonderprüfer "bis ins kleinste Detail geprüft" worden, "ohne dass dabei jegliche Unregelmäßigkeiten zutage gefördert werden konnten". Auch die genaue Prüfung des Jahresabschlusses 2021 durch die KPMG Austria GmbH habe keinerlei Auffälligkeiten ergeben.
Verdächtiger soll Gelder aus Unternehmen entnommen haben
Die Ermittlungen beruhen auf einer Sachverhaltsdarstellung, die einer der Gründer von Lead Horizon, Christoph Steininger, bei der Wiener Anklagebehörde eingebracht hat, berichtete der ORF. Steininger ist mittlerweile nicht mehr in dem Unternehmen tätig. Konkret ermittelt wird unter anderem, weil der Beschuldigte in mehreren Fällen Gelder aus dem Unternehmen genommen und damit andere Eigentümer und die Firma geschädigt haben soll. Es gehe etwa um Umbauarbeiten in einem Büro des Verdächtigen.
Schaden von fast Viertelmillion Euro
Von einem Schaden in der Höhe von fast einer Viertelmillion Euro ist die Rede. Auch soll der Mann eine seiner anderen Firmen um mehr als 80.000 Euro beauftragt haben, obwohl die gar nicht über die notwendige Gewerbeberechtigung verfügt haben soll. Ein weiterer Vorwurf: Der Verdächtige soll ein Angebot einer Beratungsfirma verändert haben, hier wird laut ORF auch wegen Urkunden- und Beweismittelfälschung ermittelt.
Als der Virologe Steininger das Unternehmen verlassen hat, soll der Verdächtige auch dessen Sicherheitsagenden übernommen haben, obwohl er weder Virologe, noch Arzt oder Pharmakologe ist. Allerdings schreibe das Medizinproduktegesetz vor, dass diese Funktion nur eine Person "mit der zur Ausübung ihrer Tätigkeit erforderlichen Sachkenntnis und Zuverlässigkeit" ausüben dürfe, berichtete der ORF. Der nun Beschuldigte soll diese Funktion monatelang inne behalten haben. Dazu teilte Lead Horizon mit, der Sicherheitsbeauftragte sei nicht für die Entwicklung des Medizinprodukts oder die Bewertung dessen technischer Eigenschaften in puncto Qualität und Wirksamkeit verantwortlich gewesen, sondern nur für die Bearbeitung von bekanntgewordenen Risikohinweisen. Insofern habe der nunmehr Beschuldigte die damaligen gesetzlichen Voraussetzungen an den Sicherheitsbeauftragten erfüllt.
Staatsanwaltschaft prüft Sicherheit der Tests
Von der Staatsanwaltschaft untersucht wird auch der Umgang von Lead Horizon mit der Sicherheit der eigenen Tests. Als Mitte 2022 überlegt wurde, die Pufferflüssigkeit im Probenröhrchen mit dem roten Deckel einzusparen, äußerte Virologe Steininger bei der Generalversammlung heftige Zweifel. Laut ORF befürchtete Steininger, die zu erwartende Virusstabilität sei deutlich unterschiedlich, wenn das Gurgelat in phosphatgepufferte Salzlösung (PBS-Puffer), Kochsalzlösung oder ein leeres Röhrchen gespuckt werde. Es bestünde "die Gefahr, dass Testergebnisse 'falsch-negativ' ausfallen könnten (d.h. getestete Personen einen negativen Corona-Test erhalten, obwohl sie tatsächlich positiv sind, Anm.). Hieraus können gravierende Infektionsrisiken resultieren." Dennoch sei es zur Umstellung gekommen. Seit Jänner 2023 würden die Tests nicht mehr mit einem aufwendigen und teuren PBS-Puffer ausgeliefert, sondern mit einer herkömmlichen Kochsalzlösung. Zwei Millionen Testkits sind laut Unternehmensangaben seither ausgeliefert worden.
Dazu merkte Lead Horizon in der Stellungnahme an: "Es befand sich zu jeder Zeit eine Pufferlösung im Testkit. Die Stabilisierungswerte mit der neuen Pufferlösung sind nachweislich (Studienergebnisse) ident oder besser."
Verdächtiger bestreitet Vorwürfe
Der Verdächtige bestreitet laut ORF alle Vorwürfe und nennt sie "haltlos". Er spricht von internen Streits. Lead Horizon kündigte am Mittwochabend gegenüber der APA eine Stellungnahme an.
Das Wiener Testprogramm zeichnete eine Erfolgsgeschichte. Die Testkits hat das Start-up Lead Horizon entwickelt und hergestellt, ausgewertet werden die Proben in den Laboren der Firma Lifebrain.
Zusammenfassung
- Gegen einen Eigentümer von Lead Horizon, dem Anbieter von Corona-Testkits, sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien eingeleitet worden.
- Die Ermittlungen sollen laut ORF auf einer Sachverhaltsdarstellung gründen, die einer der Gründer von Lead Horizon, Christoph Steininger, bei der Anklagebehörde eingebracht hat.