Unter 14 und amtsbekannt
Kinder, die Autos stehlen: "Spontandelikte" aus Langeweile
Schon im Vorjahr gab es Berichte über eine Jugendbande, die Autolenker ausraubten und einen PKW stahlen. Sie waren 14, 16 und 19 Jahre alt.
Im Dezember berichtete die Polizei über drei Jugendliche, die in Wien-Simmering bei einem Autohändler drei Autos stahlen. Mit einem Fahrzeug bauten sie danach einen Unfall. Es handelte sich um zwei 16-Jährige und einen 17-Jährigen.
Diese Woche der nächste Fall: Ein 13-Jähriger stahl zwei Autos und kurvte damit durch Wien-Penzing. Er beschädigte bei seiner Spritztour ein anderes Auto. Der Jugendliche war bereits amtsbekannt.
Am Samstag schon der nächste Streich: Wieder ein 13-Jähriger stahl mit Freunden ein Auto aus einer Werkstatt in Liesing und crashte in der Brigittenau gegen drei geparkte Autos. Davor flüchtete er mit bis zu 110 km/h vor der Polizei.
Die Vorgehensweisen der Jugendlichen sind beinahe deckungsgleich. Auch die Hintergründe der teils Minderjährigen weisen Überschneidungen auf, wie die Polizei Wien auf PULS 24 Anfrage erklärt.
"20 bis 40 Intensivtäter unter 14 Jahren"
Es handle sich um eine kleine Gruppe Jugendlicher, die teilweise unter 14 Jahre alt sind und in letzter Zeit durch Einbrüche in Geschäfte oder Pkw auffallen, so Sprecher Philipp Haßlinger. Sie werden zumeist in Krisenzentren und Wohneinrichtungen der Wiener Kinder- und Jugendhilfe betreut.
Auf PULS 24 Nachfrage bestätigt man dort, dass es sich um eine Gruppe von "20 bis 40 Intensivtätern unter 14 Jahren" handle, betont Ingrid Pöschmann, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Kinder- und Jugendhilfe. Eine sehr kleine Gruppe im Verhältnis zu den Tausenden von Kindern, die von der Kinder- und Jugendhilfe insgesamt betreut werden.
Bei den Über-14-Jährigen handle es sich um circa 100 Kinder, die immer wieder straffällig werden. Diese können aber auch strafrechtlich belangt werden.
14-Jährige glauben: "Mir kann eh nix passieren"
Besonders problematisch sei jene Gruppe der Unter-14-Jährigen, bei denen die Justiz noch nicht greift. Die glauben, "mir passiert eh nix", so Pöschmann. Der Kinder- und Jugendhilfe seien diese Kinder bekannt: "Wir wissen, wer die sind und es sind immer wieder die gleichen", erklärt sie.
Sie werden ambulant oder stationär betreut. Es sind Kinder aus zerrütteten Familienverhältnissen, teils mit Migrationshintergrund oder mit Fluchterfahrung und Traumata. Einige hätten in der Vergangenheit auch Gewalterfahrungen gemacht.
Eins haben sie aber gemeinsam: "Sie sind entwurzelt, perspektivenlos und orientierungslos", so Pöschmann. Das würden sie mit ihrem delinquenten Verhalten und durch das Austesten von Grenzen zeigen.
Video: Wie soziale Medien Jugendliche beeinflussen
"Spontandelikte" aus Langeweile
Diese kleine Gruppe an Kindern würden die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe nur bedingt annehmen und seien auch erst seit kurzem in Betreuung. Ihnen sei demnach oft "fad" und hängen in den Parks herum. Viele der Straftaten würden gar nicht vorsätzlich sein, sondern entstehen aus der Situation heraus. "Das sind Spontandelikte, durch denen sie sich einen Adrenalinschub versprechen", erklärt sie.
Die Kinder würden sich via Social Media vernetzen, kennen sich aus den Parks oder von den Betreuungsangeboten.
Straffällige Unter-14-Jährige "kein Massenphänomen"
Diese Gruppe mit delinquentem Verhalten sei aber "kein Massenphänomen", stellt Pöschmann klar. Der größte Teil der Kinder, die von Kinder- und Jugendhilfe betreut werden, würden die Angebote gut annehmen und werden auch nicht straffällig.
Dieser "überschaubaren" Gruppe der kriminellen Unter-14-Jährigen sei man aber auch "auf den Fersen", so Pöschmann. Die Kinder- und Jugendhilfe arbeite eng mit dem Bildungsministerium und der Polizei zusammen. Auch die Parkbetreuer in den Parks seien bereits eingeweiht und hätten die Kinder schon am Schirm.
Zudem wolle man heuer ein "Buddy-System" ausrollen, wodurch die Kinder in allen Lebensbereichen von einem Sozialarbeiter bzw. einer Sozialarbeiterin begleitet werden. Diese "Orientierungshilfe" wolle man schon heuer für 20 Kinder einführen.
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Zusammenfassung
- Sie brechen in Autos und Geschäfte ein - und sind teils unter 14 Jahre alt.
- Zuletzt machten mehrere Jugendliche mit derartigen Delikten auf sich aufmerksam.
- Der Polizei und der Wiener Kinder- und Jugendhilfe sind diese Kinder und Jugendliche bekannt.
- Sie seien "perspektivenlos" und würden aus "Langeweile" straffällig werden.