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UNO kritisiert Ungleichheiten bei sexueller Selbstbestimmung

Der am Donnerstag auch in Wien vorgestellte neue Bericht des UNO-Bevölkerungsfonds UNFPA zeigt weltweit Ungleichheiten bei der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen auf. Das Machtgefälle in der Gesellschaft sowie zwischen den Geschlechtern müsse verringert werden, sagte Willibald Zeck, Bereichsleiter für sexuelle und reproduktive Gesundheit des UNFPA in New York, bei der Präsentation. Abgeordnete von ÖVP, Grünen, SPÖ und NEOS schlossen sich mit eigenen Forderungen an.

1994 wurde auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo bekräftigt, dass eine inklusive und nachhaltige globale Entwicklung nicht möglich ist, ohne der individuellen und körperlichen Autonomie von Frauen und Mädchen Vorrang einzuräumen, berichtete die Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) als österreichische Partnerorganisation der UNFPA. Seither sei die globale Rate der ungeplanten Schwangerschaften um rund 20 Prozent gesunken. Geburten bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren gingen seit 2000 um ein Drittel zurück.

Die Müttersterblichkeit sank zwar weltweit von 2000 bis 2020 um 34 Prozent, seit 2016 gibt es jedoch "keine Veränderung", berichtete Zeck von Stagnation in manchen Bereichen in dem UNFPA-Bericht. Seit der Weltbevölkerungskonferenz vor 30 Jahren gebe es zudem ein "neues Umfeld". Es herrsche "definitiv eine Polarisierung, die mit Ungleichheit einhergeht", sagte der steirische Mediziner. Zudem sei die Digitalisierung vorangeschritten, bis hin zur Künstlichen Intelligenz. Diesbezüglich prangerte der UNO-Vertreter auch "Desinformation" als Problem an: Kinder würden über Sexualität nicht in der Schule, sondern im Internet lernen.

Die allgemeine gesellschaftliche Polarisierung sollte nicht weiter verstärkt werden. "Wichtig ist, dass man mit Evidenz arbeitet", sagte Zeck. Aufklärung über sexuelle Gesundheit könne "Leben retten". Es sei "wichtig, dass es Länder wie Österreich gibt, die zeigen, wie es gemacht werden kann". Das solle nicht verloren gehen und auf diesem Fundament aufgebaut worden. In anderen europäischen Ländern gebe es unterschiedliche Situationen bezüglich sexueller und reproduktiver Gesundheit. Zeck empfahl, innerhalb der EU einen Konsens im Vorgehen zu Finden.

Die Parlamentarische Gruppe für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (#parlaandsex) aus Abgeordneten von ÖVP, Grünen, SPÖ und NEOS nahm den UNFPA-Bericht genauer unter die Lupe. "Nur 56 Prozent aller Frauen weltweit haben die Möglichkeit selbstständig informierte Entscheidungen über ihre Sexualität und reproduktive Gesundheit treffen zu können", sagte SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner. Die andere Hälfte sei betroffen von Unterdrückung und Diskriminierung. Der Zugang zur Verhütung müsse weltweit besser werden, betonte Henrike Brandstötter, NEOS-Bereichssprecherin für Frauen, Gleichbehandlung und Entwicklungszusammenarbeit. "Die Freiheit der Frau beginnt in der eigenen Geldbörse", sagte sie. Weniger Teenagerschwangerschaften bieten die Möglichkeit für Frauen, in die eigene Bildung zu investieren.

Die Grünen-Bereichssprecherin für Integrations- und Diversitätspolitik, Faika El-Nagashi, forderte wie ihre Vorrednerinnen flächendeckende, kostenlose und straffreie Möglichkeiten zum Schwangerschaftsabbruch. ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Pfurtscheller musste ihre Teilnahme kurzfristig absagen, sprach sich aber laut Presseunterlagen dafür aus, niemanden zurückzulassen und mit Daten und Analysen auf sämtliche Bevölkerungsgruppen einzugehen.

( S E R V I C E - www.unfpa.org )

ribbon Zusammenfassung
  • Der UNFPA-Bericht zeigt auf, dass weltweit nur 56 Prozent der Frauen selbstständige Entscheidungen über Sexualität und reproduktive Gesundheit treffen können.
  • Seit der Weltbevölkerungskonferenz 1994 sind ungeplante Schwangerschaften global um 20 Prozent und Geburten bei Teenagern um ein Drittel zurückgegangen, doch seit 2016 stagniert die Müttersterblichkeit.
  • Österreich wird als Vorbild in der Förderung sexueller und reproduktiver Gesundheit genannt; Aufklärung und evidenzbasierte Ansätze können laut UNFPA-Bereichsleiter Zeck Leben retten.