AUA-Flieger durch Hagel demoliertTwitter/@exithamster

Flug aus Mallorca

AUA-Hagelflug: Ermittler stellten Datenschreiber sicher

Heute, 17:02 · Lesedauer 3 min

Über neun Monate nachdem eine AUA-Maschine in ein Unwetter geraten und durch Hagel beschädigt worden ist, ist ein Ende der Ermittlungen "nicht absehbar". Der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Voice-Recorder wurden nun aber sichergestellt.

Die umfangreichen Ermittlungen dauern an, doch vergangene Woche stellten Beamte des Landeskriminalamts Niederösterreich auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg zumindest den Flugdatenschreiber und den Cockpit-Voice-Recorder des betroffenen AUA-Flugzeugs sicher, berichtete der "Kurier". Behördensprecherin Gudrun Bischof bestätigte das.

Die AUA legte laut Bischof aber Widerspruch ein, weshalb das Landesgericht Korneuburg die Daten zuerst sichten müsse. Dieses entscheide dann, welche Informationen für die Ermittlungen der Staatanwaltschaft relevant sind. Zuvor hatte die AUA schon Rechtsmittel gegen die Sicherstellungsanordnung eingelegt, hier ist nun das Oberlandesgericht Wien am Zug.

Die Staatsanwaltschaft prüft den Vorwurf der fahrlässigen Gemeingefährdung. Die Erhebungen seien "sehr umfangreich", sagte Bischof am Montag auf APA-Anfrage. 

Schulungen fürs Wetterradar?

Geprüft wird vor allem, ob die AUA es unterlassen hatte, den Piloten Schulungen zur Funktionsweise des Wetterradars zukommen zu lassen. Der Verdacht fußt auf Informationen, die ein Sachverständiger von einem Piloten erhalten haben soll.

Die AUA weist die Vorwürfe zurück. Die Fluglinie betont, es würden deutlich mehr Trainings als gesetzlich vorgeschrieben durchgeführt. In der Ausbildung und Schulung der Pilotinnen und Piloten gebe es keine Lücken.

Der Airbus A320 der AUA war am 9. Juni 2024 auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Wien in eine Gewitterzelle und damit in heftige Turbulenzen geraten. Zunächst wurde der Notruf "Mayday" abgesetzt. Die Maschine landete dennoch sicher am Flughafen Wien-Schwechat, es wurden keine Passagiere verletzt. Die Maschine wies allerdings Beschädigungen auf.

Laut Austro Control war das Unwetter bekannt. Insofern tat sich die Frage auf, ob die Piloten die Lage unterschätzt hatten. Neben einer internen Untersuchung bat die AUA die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) um eine externe Prüfung.

Nach AUA-Angaben soll für die Cockpit-Crew laut deren Angaben die Gewitterzelle auf dem Wetterradar nicht ersichtlich gewesen sein. Austro Control konnte hinsichtlich der Ausbildung der Piloten kein Verstoß gegen regulatorische Vorgaben feststellen.

StA Wien prüft weitere Anzeige

Indes ist bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch gegen die Leiterin der Untersuchungsstelle (SUB) und drei Sicherheitsverantwortliche der AUA eingelangt. Behördensprecherin Nina Bussek bestätigte der APA die von einem Rechtsanwalt eingebrachte Sachverhaltsdarstellung.

Jüngste Medienberichte, in denen von einem Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauchs und Begünstigung die Rede war, wies Bussek jedoch zurück. "Derzeit gibt es kein Ermittlungsverfahren. Es wird geprüft, ob überhaupt ein hinreichender Anfangsverdacht vorliegt und Ermittlungen einzuleiten sind", sagte die Sprecherin.

"Leute haben geschrien"

Informatiker Benjamin Buisman schildert den Hagelflug.

Zusammenfassung
  • Über neun Monate nachdem eine AUA-Maschine in ein Unwetter geraten und durch Hagel beschädigt worden ist, ist ein Ende der Ermittlungen "nicht absehbar".
  • Der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Voice-Recorder wurden nun aber sichergestellt.
  • Die AUA legte laut Bischof aber Widerspruch ein, weshalb das Landesgericht Korneuburg die Daten zuerst sichten müsse. Dieses entscheide dann, welche Informationen für die Ermittlungen der Staatanwaltschaft relevant sind.
  • Indes ist bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch gegen die Leiterin der Untersuchungsstelle (SUB) und drei Sicherheitsverantwortliche der AUA eingelangt.