Todes-Drama am K2: "Er hat nach den Beinen der Leute gegriffen"
Nachdem der pakistanische Träger Mohammad Hassan sich am K2 verletzte, keine Hilfe erhielt und schließlich starb, regt sich die Kritik innerhalb und außerhalb der Alpinisten-Community. Bergsteiger-Legende Reinhold Messner sprach etwa im PULS 24 Interview darüber, dass es keine Solidarität, nur mehr Egoismus gebe.
Wilhelm Steindl ist Bergsteiger aus Tirol, er war am Tag des Unglücks vor Ort. Er habe seinen Gipfelversuch an dem Tag abgebrochen, weil zuvor eine große Lawine im sogenannten "Bottleneck" ("Flaschenhals"), dem gefährlichsten Teil des K2, abgegangen war. "Nur knapp an den Leuten vorbei, die dort oben gerade hochgeklettert sind." Es sei zu gefährlich gewesen, die Verhältnisse zu schwierig. "Andere sind aber weitergegangen", erklärt er.
Nach dem Abstieg habe er im Camp zwei von anderen Bergsteiger:innen vom Tod Hassans erfahren. "Zu dem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, dass der Mann noch sehr lange gelebt hat", sagt er.
Todes-Drama am K2: Hochträger "hat nach den Beinen der Leute gegriffen"
Erst danach habe er die Drohnen-Aufnahmen des Unglücks gesehen. "Man sieht deutlich, wie die Leute ihm die Hilfe verweigert haben und einfach über ihn drüber gestiegen sind", so Steindl.
Egoismus in den Bergen
Die Gespräche mit anderen Bergsteiger:innen über das Drama hätten ihn sehr "erschüttert", sagt er. "Uns haben Leute erzählt, dass er nach ihren Beinen gegriffen hat und sie dadurch erschreckt sind."
Steindl konnte auch mit einer Person sprechen, die versucht hat, Hassan zu helfen. "Andere Bergsteiger haben ihm gesagt, dass er den Weg räumen soll und gefragt, warum der ihn überhaupt noch hochzieht", berichtet Steindl.
Der Fall befeuert eine Debatte um den exzessiven Tourismus im Himalaya und Karakorum. Für reiche Personen aus dem Westen ist es heute möglich, sich den Aufstieg mit genügend Geld zu erkaufen. Dadurch sind immer wieder auch vergleichsweise unerfahrene Bergsteiger:innen im Gebirge unterwegs - was oft tödliche Konsequenzen haben kann.
Zusammenfassung
- Wilhelm Steindl war selbst am K2, als ein pakistanischer Träger von Bergsteiger:innen liegen gelassen wurde.
- Er erzählt, wie rücksichtslos sich die Alpinist:innen verhalten haben.
- "Man sieht deutlich, wie die Leute ihm die Hilfe verweigert haben und einfach über ihn drüber gestiegen sind", so Steindl über Drohnenaufnahmen.
- Steindl konnte auch mit einer Person sprechen, die versucht hat, Hassan zu helfen.
- "Andere Bergsteiger haben ihm gesagt, dass er den Weg räumen soll und gefragt, warum der ihn überhaupt noch hochzieht", berichtet er weiter.