Messner zu K2-Todes-Drama: keine Solidarität mehr, nur mehr Egoismus

Wie am Dienstag bekannt wurde, stürzte Ende Juli ein pakistanischer Hochträger auf dem Weg zum Gipfel des K2 und verstarb. Laut Berichten hat niemand seine eigene Gipfeljagd unterbrechen wollen, um ihm zu helfen. Scharfe Kritik kommt von Reinhold Messner, der alle Achttausender bestieg.

Der pakistanische Hochträger Mohammad Hassan stürzte am 27. Juli am Weg zum Gipfel des K2, dem zweithöchsten Berg der Erde, ab. Während er noch in einem Fixseil hing, setzten andere Bergsteiger:innen ihren Aufstieg unbeirrt fort. Auch nachdem der 27-Jährige hinaufgezogen wurde, blieb eine organisierte Rettungsaktion aus. Hassan verstarb am Berg.

"Seit 30 Jahren ist diese Geschichte eine nicht alltägliche, aber eine häufig vorkommende", resümiert Bergsteiger-Legende Reinhold Messner im PULS 24 Gespräch. Das habe damit zu tun, "dass an den großen Bergen kein Alpinismus, sondern Tourismus stattfindet".

Steigender Egoismus

Aufgrund der vielen touristischen Bergsteiger:innen sei kein Zusammenhalt mehr am Berg zu spüren. "Am Berg war bis vor wenigen Jahrzehnten eine große Solidarität vorhanden": Erfahrenere Bergsteiger:innen hätten ihre Touren für schwächere in Not abgebrochen. Das sei - wie die jüngsten Ereignisse am K2 zeigen - nun anders. 

Messner appelliert deswegen, "dass die Menschen, den Berg als das, was er ist, respektieren, und ihn nicht von Einheimischen zur Kulisse oder zur Attrappe werden lassen".

Achttausender für alle begehbar

Der Südtiroler Alpinist bestieg zwischen 1970 und 1986 als einer der Ersten und teils alleine alle 14 Achttausender. Dabei verzichtete er immer auf Flaschensauerstoff. "Wenn die Menschen heute auf diese Berge gingen, in dem Stil, wie wir das in den 70er Jahren gemacht haben, dann würde niemand hinaufkommen", kritisiert er. 

Der Traum, einmal einen der höchsten Berge der Welt zu besteigen, lasse sich mittlerweile sehr einfach verwirklichen. Sherpas und Hochträger, die Wege präparieren, Seile fixieren und Sauerstoffflaschen mitschleppen, ermöglichen auch "Sonntagsbergsteigern" den Aufstieg, so Messner.

"Das ganze Drama ist, die Tatsache, dass diese Klienten zu 99 Prozent keine Fähigkeit und keine Erfahrung haben", so Messner. Daher "kaufen sie sich Hundertschaften von Trägern ein".

ribbon Zusammenfassung
  • Wie am Dienstag bekannt wurde, stürzte Ende Juli ein pakistanischer Hochträger auf dem Weg zum Gipfel des K2 und verstarb.
  • Laut Berichten hat niemand seine eigene Gipfeljagd unterbrechen wollen, um ihm zu helfen.
  • Scharfe Kritik kommt von Reinhold Messner, der alle Achttausender bestieg.
  • Dort nehme der Tourismus zu und mit ihm auch der Egoismus der Menschen, sagt er.