Tochter von Alice Munro: Stiefvater hat mich missbraucht
Munro hatte ihren zweiten Ehemann Gerald Fremlin 1970 geheiratet. Skinner berichtete nun in einem langen Artikel, ihr Stiefvater sei 1976 - als sie selbst neun Jahre alt war - zu ihr ins Bett gekommen und habe sie "sexuell angegriffen". Auch später habe der 2013 gestorbene Fremlin es ausgenutzt, wenn er mit seiner Stieftochter allein war.
Im Alter von 25 Jahren habe sie schließlich ihrer Mutter von den Übergriffen berichtet, schrieb Skinner. "Doch meine Mutter hat genau so reagiert, wie ich befürchtet habe" - sie sei mit Fremlin zusammengeblieben und habe geschwiegen. Mit 38 Jahren ging Skinner dann eigenen Angaben zufolge zur Polizei, nachdem ihre Mutter Fremlin in einem Interview überschwänglich gelobt hatte. Dieser bekannte sich 2005 des Verstoßes gegen die sexuelle Selbstbestimmung schuldig.
Munro war im Mai im Alter von 92 Jahren gestorben. Sie wolle, "dass diese Geschichte, meine Geschichte, Teil der Geschichten wird, die die Leute über meine Mutter erzählen", schrieb Skinner.
Munro war 2013 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden, die Jury würdigte sie dabei als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte". Zu den bekanntesten Werken der Kanadierin zählen "Wozu wollen Sie das wissen", "Das Bettlermädchen: Geschichten von Flo und Rose", "Glaubst Du, es war Liebe", "Offene Geheimnisse" und "Tricks".
Zusammenfassung
- Andrea Robin Skinner, die Tochter der verstorbenen Literatur-Nobelpreisträgerin Alice Munro, berichtet, dass sie als Kind von ihrem Stiefvater Gerald Fremlin missbraucht wurde.
- Skinner erzählte im Alter von 25 Jahren ihrer Mutter von den Übergriffen, aber diese unternahm nichts und blieb bei ihrem Mann.
- Gerald Fremlin bekannte sich 2005 des Verstoßes gegen die sexuelle Selbstbestimmung schuldig, nachdem Skinner im Alter von 38 Jahren zur Polizei gegangen war.