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Tiroler Mediziner warnen vor CO-Grillunfällen

Mit den steigenden Temperaturen rücken wieder Kohlenmonoxid-Unfälle verstärkt ins Visier. Während in Wien vor allem Gasthermen und Klimageräte im Fokus stehen, machen Tiroler Mediziner nun auf die Gefahr von Grillunfällen aufmerksam. Uwe Klingkowski und Benoit Bernar vom Department für Kinder- und Jugendheilkunde der Universitätsklinik Innsbruck appellierten im APA-Interview an die Ärzteschaft, Patienten bei unklarer Symptomatik auf eine mögliche CO-Vergiftung zu testen.

"Unspezifische Symptome, die man sich nicht erklären kann, können in einer CO-Vergiftung begründet sein", merkte Klingkowski an. Symptome können "unklare Verwirrtheitszustände, plötzliche Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen oder Krampfanfälle" sein, erklärte der Ärztliche Leiter der Pädiatrischen Intensivstation. Bei einer Überprüfung mit einfachen Geräten zur Messung der Sauerstoffsättigung kann eine CO-Vergiftung nicht erkannt werden. Die Kohlenmonoxid-Konzentration im Körper könne verlässlich nur durch eine Blutgasanalyse bestimmt werden, bei der eine "ganz geringe Menge an Blut - wie bei einem Zuckertest" binnen weniger Minuten analysiert wird.

Die Behandlung erfolgt dann in einer hoch dosierten Sauerstoffgabe, weil nur ein erhöhter Sauerstoffpartialdruck das Kohlenmonoxid verdränge. Weiters gebe es die Möglichkeit der Druckkammer, wo ein noch höherer Sauerstoffpartialdruck durch Erhöhung des Umgebungsdruckes möglich sei, sagte Klingkowski. In Österreich gibt es in Graz eine Druckkammer, in Tirol werden Betroffene aber meist nach Murnau in Deutschland gebracht. Dass Patientinnen und Patienten an der Kinderklinik intensivmedizinisch betreut werden müssen, komme jedoch "sehr, sehr selten vor", berichtete der Mediziner. Laut tirol kliniken wurden im vergangenen Jahr in den Krankenhäusern in Innsbruck und Hall weniger als zehn Menschen mit einer CO-Vergiftung als Hauptdiagnose eingeliefert, Zusatzdiagnosen sind dabei aber nicht berücksichtigt, hieß es.

Anlass für den Appell der beiden Ärzte war ein Vorfall vom April. Eine Familie veranstaltete eine Grillfeier und verlegte diese wetterbedingt in die Garage - wobei während des Essens die Tür zugemacht wurde. Mehrere Personen wurden mit Vergiftungssymptomen ins Spital eingeliefert - unter ihnen befanden sich zwei Kinder und eine schwangere Frau. Auch Notstromaggregate in geschlossenen Räumen sind gefährlich - wie ein Unfall aus Linz aus dem Jahr 2021 zeigte, bei dem zwei Kinder ums Leben kamen und die Mutter schwer verletzt worden war.

Eine Untersuchung aus Graz, bei der 305 Patientinnen und Patienten mit einer CO-Vergiftung, die zwischen 2006 und 2018 in der Druckkammer behandelt worden waren, unter die Lupe genommen wurden, stellte fest, dass zu neun Prozent ein Holzkohlegrill als Kohlenmonoxid-Quelle für eine Vergiftung verantwortlich war. Die häufigste Quelle war mit 33 Prozent die Gastherme, zitierte Bernar aus der Arbeit.

Ebenfalls als Gefahrenquelle eingestuft wird das Shisha-Rauchen. "Diese werden mit Kohle befeuert und das reicht schon, wenn etwa in Zelten geraucht wird", berichtete Bernar. Diese Fälle betreffen meist Jugendliche, die dann ebenfalls am Department für Kinder- und Jugendheilkunde behandelt werden.

Kohlenstoffmonoxid ist ein farb- und geruchloses Gas. Gelangt es über die Lunge in den Blutkreislauf, bindet es sich - vereinfacht - an die roten Blutkörperchen und verhindert den Sauerstofftransport im Körper. Der Organismus erstickt innerlich, ohne dass sich die Lippen blau verfärben. Symptome einer leichten Kohlenstoffmonoxidvergiftung sind Kopfschmerzen, Schwindel und grippeähnliche Symptome. Wenn solche Symptome auftreten, sollte sofort der gefährdete Bereich verlassen und Rettung und Feuerwehr verständigt werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Während in Wien vor allem Gasthermen und Klimageräte im Fokus stehen, machen Tiroler Mediziner nun auf die Gefahr von Grillunfällen aufmerksam.
  • Uwe Klingkowski und Benoit Bernar vom Department für Kinder- und Jugendheilkunde der Universitätsklinik Innsbruck appellierten im APA-Interview an die Ärzteschaft, Patienten bei unklarer Symptomatik auf eine mögliche CO-Vergiftung zu testen.