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In den meisten Flutgebieten laufen nun Aufräumarbeiten

In den meisten vom Hochwasser betroffenen Regionen in Mittel- und Südosteuropa laufen inzwischen die Aufräumarbeiten: Schutt und Schlamm werden von den Straßen geschoben oder aus Häusern entfernt. Menschen retten, was noch zu retten ist. Inzwischen stieg die Zahl der Todesopfer auf mindestens 23, darunter fünf in Niederösterreich. Allein in Tschechien wurden Donnerstagnachmittag noch mindestens acht Menschen vermisst, weitere zwei in Italien.

Noch ist das Ausmaß der Schäden unklar. Das Europaparlament drängt deshalb auf mehr EU-Unterstützung für Katastrophenhilfe. Es sei notwendig, das EU-Katastrophenschutzverfahren mit mehr Ressourcen auszustatten, fordert eine Mehrheit des Parlaments. Am Nachmittag wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Breslau erwartet, auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) reist an. Bei dem Treffen dürfte es auch um die Frage von EU-Mitteln für die betroffenen Länder gehen.

Nehammer betonte die Forderung nach erheblicher finanzieller Unterstützung aus europäischen Fonds sowie für gezielte Hilfsprogramme. Ziel müsse es sein, in der EU bei der Katastrophenhilfe die Bürokratie zurückzunehmen, um schnellere Hilfen zu ermöglichen, sagte Nehammer am Flug nach Polen im Gespräch mit österreichischen Medien.

Auch Italien hat mittlerweile mit den Folgen heftiger Regenfälle zu kämpfen. Dort kam ein Feuerwehrmann ums Leben, zwei Menschen gelten als vermisst. In Italien hatte vor allem die Region Emilia-Romagna im Norden des Landes unter heftigem Regen zu leiden. In mehreren Städten wie Ravenna, Forlì oder Castel Bolognese stand Wasser in den Straßen, weil Flüsse über die Ufer traten. Mehrere hundert Menschen wurden aus ihren Häusern evakuiert und in Aufnahmezentren gebracht.

Aus Sicherheitsgründen blieben in der Regionalhauptstadt Bologna und anderswo viele Schulen geschlossen. Zudem riefen die dortigen Behörden die Menschen auf, besser zu Hause zu bleiben. In der Lagunenstadt Venedig wurde erstmals nach den Sommerferien das System "Mose" aus stählernen Barrieren zum Schutz vor Hochwasser in Betrieb genommen.

Der britische König Charles zeigte sich erschüttert: "Meine Frau und ich sind zutiefst schockiert und traurig über die Zerstörung und Verwüstung, die von den katastrophalen Überschwemmungen in Mitteleuropa hervorgerufen wurden", hieß es in einer Mitteilung.

In Tschechien erreichte die Elbe in Usti (Aussig) unweit der Grenze zu Sachsen ihren Höchststand bei knapp über 6,8 Metern - normal sind rund zwei Meter. Die Schutzwände hielten den Wassermassen stand. In den Katastrophengebieten im Osten des Landes halfen Feuerwehrleute, Soldaten und Gefängnisinsassen bei den Aufräumarbeiten. Die Beseitigung der Schäden könnte nach Einschätzung von Präsident Petr Pavel Jahre dauern. Eine wichtige Staatsstraße wurde wegen Unterspülung selbst für die Rettungskräfte gesperrt. Die Polizei sprach von weiteren Fällen von Plünderungen.

In Polen hat die Hochwasserwelle in der Nacht die niederschlesische Stadt Breslau erreicht. Der Wasserstand betrage 6,38 Meter, sagte Bürgermeister Jacek Sutryk dem Sender TVN24. Ein Pegelstand von 6,30 bis 6,40 Meter werde sich länger halten. Normal ist ein Wasserstand von etwas mehr als drei Metern. Die jetzige Flutwelle ist deutlich niedriger als beim Oderhochwasser 1997, als der Wasserstand 7,24 Meter erreichte.

Regierungschef Donald Tusk warnte bei einer Sitzung des Krisenstabs davor, die Situation zu unterschätzen. "Es ist zu früh, um den Sieg über das Hochwasser bei Breslau zu verkünden." Man müsse die Lage weiter im Auge behalten. Das Hochwasser bei Breslau könnte laut Prognosen bis Montag anhalten - die Hoffnung ist, dass die Deiche halten.

In der Slowakei entspannt sich die Hochwassersituation im Westen des Landes um die Hauptstadt Bratislava, während der Pegel der Donau weiter südöstlich noch steigt. In Komarno an der ungarischen Grenze wird die Scheitelwelle für Freitag erwartet. Dort verstärken auch Nebenflüsse aus dem Norden der Slowakei die Wassermassen der Donau.

Im Stadtzentrum von Bratislava hat die Donau am Mittwochabend ihren Höchststand mit über 9,8 Metern erreicht und fällt seitdem stetig. Am Donnerstagvormittag wurden noch 9,3 Meter gemessen. Der normale Wasserstand liegt im Durchschnitt bei drei Metern.

Vorsichtiges Aufatmen ab es für Deutschland an der Elbe in Sachsen, bange Blicke auf die Deiche der Oder im polnischen Breslau: Der Hochwasserscheitel der Elbe ist nach Angaben des Landeshochwasserzentrums am sächsischen Flussabschnitt angekommen. Am ersten Pegel Schöna an der Grenze zu Tschechien lag der Wert am frühen Nachmittag bei 6,54 Metern, bei langsam fallender Tendenz. Normal sind dort 1,58 Meter. Gebannt ist die Gefahr in Deutschland allerdings noch nicht. In Brandenburg ist ab kommender Woche bis zur Wochenmitte mit einer ernsteren Hochwasserlage an der Oder zu rechnen. Das Landesumweltamt schließt die höchste Alarmstufe vier nicht aus.

ribbon Zusammenfassung
  • In Mittel- und Südosteuropa laufen die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser, das mindestens 23 Todesopfer forderte, darunter fünf in Niederösterreich.
  • Das Europaparlament fordert mehr Unterstützung für die Katastrophenhilfe, und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie Bundeskanzler Karl Nehammer reisen nach Breslau, um über EU-Mittel zu sprechen.
  • In Italien starb ein Feuerwehrmann, und zwei Menschen werden vermisst, während in mehreren Städten hunderte Menschen evakuiert wurden.
  • Die Elbe in Tschechien erreichte in Usti einen Höchststand von 6,8 Metern, während die Hochwasserwelle in Breslau, Polen, 6,38 Meter erreichte.
  • In der Slowakei entspannt sich die Lage um Bratislava, aber die Donau-Pegel steigen weiter südöstlich, während Deutschland an der Elbe vorsichtig aufatmet, jedoch an der Oder weiterhin Gefahr besteht.