Soziale Probleme durch Krebserkrankungen unterschätzt
Laut "Österreichischem Krebsreport 2024" haben viele Betroffene Angst vor einem Wiederauftreten der Erkrankung nach einer Behandlung (Rezidiv), Fortschreiten der Krankheit sowie Tod durch Krebs, sagte Paul Sevelda von der Österreichischen Krebshilfe (ÖKH). Deshalb sollte zum Beispiel psychoonkologische Behandlung durch öffentliche Gelder (Regelfinanzierung) gewährleistet werden.
"Vierzig Prozent der Menschen, die an Krebs erkranken, sind im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren", berichtete Kathrin Strasser-Weippl vom Zentrum für Onkologie und Hämatologie des Wilhelminenspitals in Wien. Nach zwei Jahren sind knapp ein Viertel (23 Prozent) der Betroffenen, die von Krebs geheilt wurden, nicht mehr berufstätig. Damit die Menschen aufgrund einer Krebserkrankung nicht den Arbeitsplatz verlieren, sei ein effektiver Kündigungsschutz im Krankenstand für Krebspatienten vonnöten, und dass Dienstgeber eine Wiedereingliederungs-Teilzeit gewähren müssen. Ein stufenweiser Wiedereinstieg in das Berufsleben für Krebspatienten sei zwar schon seit mehreren Jahren möglich, und wurde ab 2018 von 3.800 Menschen in Anspruch genommen, erklärte Sevelda. Dies sei aber nicht allen Betroffenen bekannt und die Dienstgeber seien nicht verpflichtet, einer Wiedereingliederungs-Teilzeit zuzustimmen. Außerdem forderten die Experten einen Ausbau des Angebots für onkologische Rehabilitation.
Um Krebspatienten zu helfen, "die durch die Krankheit unverschuldet in finanzielle Schieflage geraten sind", habe man vor zehn Jahren einen Soforthilfe-Fonds eingerichtet, berichtete Sevelda. Daraus zahlte die Österreichische Krebshilfe bisher 3.900 Patienten insgesamt 3,4 Millionen Euro aus.
Für Betroffene, bei denen eine Heilung nicht mehr möglich ist, müsse man die Hospiz- und Palliativversorgung dringend ausbauen, sagte Eva Katharina Masel von der Österreichischen Palliativgesellschaft und ÖKH. Dafür wurden zwar vom Nationalrat und Bundesrat ein Fonds eingerichtet, und bis dato 108 Millionen Euro an die Bundesländer ausgezahlt, erklärte sie. Im Burgenland, in Kärnten, Nieder- und Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg würden damit die stationäre und mobile Palliativ- und Hospizbetreuung erweitert oder zumindest der Bedarf dafür erhoben. Was mit dem Geld passierte, sei aber nicht überall nachvollziehbar, hieß es. Aus den anderen drei Bundesländern habe man nämlich auf Anfrage keine Information erhalten, wofür das vom Bund überwiesene Geld genutzt würde.
Der 4. Österreichische Krebsreport wurde von der Österreichischen Krebshilfe und der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) unter der wissenschaftlichen Leitung von Kathrin Strasser-Weippl erstellt.
( S E R V I C E: Krebsreport im Internet - https://www.krebsreport.at/ )
Zusammenfassung
- Ein Soforthilfe-Fonds hat 3.900 Patienten mit insgesamt 3,4 Millionen Euro unterstützt. Der Ausbau von onkologischer Rehabilitation und Palliativversorgung wird gefordert, um finanzielle Schieflagen zu vermeiden.
- Für Palliativversorgung wurden 108 Millionen Euro bereitgestellt, jedoch gibt es Unklarheiten über deren Verwendung in einigen Bundesländern. Der 4. Österreichische Krebsreport wurde von der Österreichischen Krebshilfe und OeGHO erstellt.