Sohn in Hundebox: "Keine Horror-Mutter", sagt ihre Anwältin

Astrid Wagner vertritt die 32-Jährige, die ihren Sohn in Niederösterreich monatelang gequält und in eine Hundebox gesteckt hat. Die Anwältin meint, dass die Mutter "ihren Sohn über alles liebt".

"Mein Eindruck ist: Diese Frau war mit einer Situation völlig überfordert", sagte Anwältin Astrid Wagner über ihre Mandantin. Zuletzt wurden weitere Details rund um die Qualen des Buben bekannt, der schließlich sogar ins Koma fiel. Die Mutter bestreitet jede Tötungsabsicht. Der Bub dürfte demnach zuvor - etwa bei Spitalsaufenthalten oder in der Schule - um Hilfe gebeten haben.  

Er soll mehrmals aufgrund von Verletzungen stationär aufgenommen worden sein, hieß es. Einer Lehrerin soll er einmal erzählt haben, daheim zum Hungern gezwungen zu werden. Die Mutter soll ihn daraufhin in eine andere Schule gegeben haben, die er - in der Corona-Zeit - kaum besucht habe. 

"Sie ist keine Horror-Mutter"

Die 32-jährige Mutter habe laut Wagner in der U-Haft "viel Zeit" zum Nachdenken gehabt und würde nun erkennen, dass "etwas ganz Schreckliches passiert ist". In der Situation habe sie das in ihrer Überforderung nicht erkannt. Die Anwältin betont: "Sie ist keine Horror-Mutter". Sie soll nicht "die eiskalte Frau" sein, als die sie medial dargestellt werde, vielmehr sei die Mutter ein "hilfloses Bündel".

Weiter sagte Wagner, dass die Frau "ihren Sohn über alles liebt", die Taten "bitter bereut" und es ihr nun erst wie "Schuppen von den Augen" gefallen sei, was da eigentlich passiert ist. Das glauben ihr die Behörden wohl nicht. Gegen die 32-Jährige wird jetzt wegen versuchten Mordes, Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen und Freiheitsentziehung ermittelt.

"Beeinflussung" durch Komplizin

Die Chatverläufe mit einer 40-Jährigen, die ebenfalls in U-Haft sitzt, belasten die beiden. Laut Wagner sei aktenkundig, dass es hier "Beeinflussung gegeben hat" - mehr möchte Wagner auch aus "verteidigungstaktischen Gründen" nicht sagen. Auch die Berichte zu einem sadistischen Kult, der eine Rolle gespielt haben könnte, "könne sie nicht bestätigen".

Für die Anwältin habe ihre Mandantin eine "dependente Persönlichkeitsstruktur" und sei dadurch leicht zu beeinflussen gewesen. Außerdem hätte es eine "Vorgeschichte", wie die Trennung inklusive Rechtsstreit mit dem Vater des Buben, gegeben. Durch diese Rahmenbedingungen sei die Mutter "psychisch isoliert und in ihrer Blase" gewesen, so Wagner. Generell beurteilt Wagner ihre Mandantin als "sehr naiv und eher einfach strukturiert".

Kind in Hundebox gesperrt

Die 32-Jährige soll ihren Sohn von Anfang September bis November 2022 geschlagen, gefesselt, geknebelt und ihn wiederholt über Stunden in eine Hundebox eingesperrt haben. Sie soll das Kind hungern lassen, es mehrfach mit kaltem Wasser übergossen und danach für mehrere Stunden bei Minusgraden die Fenster der Wohnung geöffnet haben.

Der Bub hatte am 23. November 2022 nur mehr eine Körpertemperatur von 26,8 Grad und war im Koma. Eine Sozialarbeiterin soll die Rettung gerufen haben. Das Kind wurde in einem akut lebensbedrohlichen Zustand ins Krankenhaus gebracht. Sein Gesundheitszustand hat sich laut Polizei inzwischen verbessert. Die Mutter sitzt seit vergangenen Herbst in Krems in U-Haft, Anfang März wurde eine 40-Jährige aus dem Umfeld der Mutter festgenommen. Sie befindet sich ebenfalls in Untersuchungshaft.

ribbon Zusammenfassung
  • "Mein Eindruck ist: Diese Frau war mit einer Situation völlig überfordert", sagte Anwältin Astrid Wagner über ihre Mandantin, die ihren 12-jährigen Sohn monatelang gequält hat, hungern ließ und in eine Hundebox sperrte.
  • Die 32-Jährige habe laut Wagner in der U-Haft "viel Zeit" zum Nachdenken gehabt und würde nun erkennen, dass "etwas ganz Schreckliches passiert ist". 
  • Die Anwältin betont: "Sie ist keine Horror-Mutter". Sie soll nicht "die eiskalte Frau" sein, als die sie medial dargestellt werde, vielmehr sei die Mutter ein "hilfloses Bündel".
  • Weiter sagte Wagner, dass die Frau "ihren Sohn über alles liebt", die Taten "bitter bereut" und es ihr nun erst wie "Schuppen von den Augen" gefallen sei, was da eigentlich passiert ist.
  • Die Chatverläufe mit einer 40-Jährigen, die ebenfalls in U-Haft sitzt, belasten die beiden. Laut Wagner sei aktenkundig, dass es hier "Beeinflussung gegeben hat" - mehr möchte Wagner auch aus "verteidigungstaktischen Gründen" nicht sagen.