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Sechs Prozent der Kinder weltweit Opfer von Vergewaltigung

Höchst alarmierende Zahlen zum sexuellen Missbrauch von Kindern im weltweiten Vergleich berichtet ein Team um Gesundheitspsychologen von der Universität Klagenfurt: Die Analyse von Daten aus 165 Studien zu dem Thema zeige, dass global betrachtet 6,1 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen angaben, "erzwungenen Geschlechtsverkehr" erlebt zu haben. Bei Mädchen liegen diese Zahlen sogar noch höher. Daten aus Österreich finden sich in der Metastudie nicht.

Im Rahmen von ausgedehnten Suchen in wissenschaftlichen Datenbanken identifizierte das von den beiden Klagenfurter Forschern Antonio Piolanti und Heather Foran geleitete Team insgesamt 165 Untersuchungen mit Daten aus 80 Ländern weltweit, in denen alles in allem knapp 960.000 Kinder und Jugendliche - das Durchschnittsalter bei den Befragungen reichte von etwas mehr als zehn bis rund 19 Jahre - über ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt, Übergriffen und Belästigungen berichteten. Die sogenannte Metaanalyse ist nun im Fachmagazin "JAMA Pediatrics" erschienen.

Demnach erlebten 11,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen bereits sexuelle Belästigung. Erfahrungen mit sexueller Gewalt haben im weltweiten Schnitt 8,7 Prozent der Studienteilnehmer gemacht. Unter jenen 6,1 Prozent, die während ihrer Lebensspanne eine Vergewaltigung - die Forscherinnen und Forscher sprechen in ihrer Studie von "erzwungenem Geschlechtsverkehr" - erdulden mussten, gaben 1,3 Prozent an, dass ihnen dies im Jahr vor dem Befragungszeitpunkt widerfahren ist, schreiben sie in ihrer Arbeit.

"Das Ergebnis unserer Studie sind nicht nur erschreckend hohe Zahlen, wie viele Kinder sexuelle Gewalt erleiden müssen. Sie zeigt uns auf, dass wir für einzelne Bereiche deutlich zu wenig wissen. Wir brauchen dringend mehr Daten über bisher wenig untersuchte Regionen", wird der Erstautor der Metaanalyse, Antonio Piolanti, am Dienstag in einer Aussendung der Universität Klagenfurt zitiert.

Trotz vieler Erhebungslücken sei deutlich zu sehen, dass die berichtete Häufigkeit von sexuellen Übergriffen regional sehr unterschiedlich sein kann. Ebenso unterschiedlich sind die Angaben nach Geschlechtern: Über vollzogenen erzwungenen Geschlechtsverkehr über ihr bisheriges Leben hinweg berichteten im globalen Schnitt 6,8 Prozent der befragten Mädchen, bei Buben liegt der Anteil bei 3,3 Prozent.

Vor allem in zentralafrikanischen Ländern sind demnach besonders viele Mädchen von versuchter und bzw. oder vollzogener Vergewaltigung betroffen. Zum Beispiel liegen die Angaben für die Demokratische Republik Kongo und Uganda hier zwischen 15 und 20 Prozent. In China, den USA oder Papua-Neuguinea werden Anteile zwischen zehn und 15 Prozent ausgewiesen. Für Europa gibt es laut den Forscher-Angaben nur wenige Daten, die den Auswahlkriterien der Übersichtsstudie entsprechen. Sie liegen im Fall von der Schweiz und Schweden beispielsweise zwischen fünf und zehn Prozent.

Nochmals weniger Daten gibt es in Bezug auf versuchte oder vollzogene Vergewaltigung bei Buben: Hier liegen die Angaben für Schweden, die USA oder Brasilien zwischen drei und fünf und jene für die Schweiz zwischen einem und drei Prozent. Zum Beispiel in China liegen die Werte hier höher (zwischen fünf und zehn Prozent). Sexuelle Gewalt gegen Buben habe bisher tatsächlich weniger Aufmerksamkeit erfahren, so Piolanti. "Substanziell hohe Raten beim Missbrauch von Buben" würden klar zeigen, "dass wir auch hier genauer hinblicken sollten".

Insgesamt würden weltweit gesehen "Gesetze zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder in vielen Ländern unzureichend durchgesetzt", so der Wissenschafter: "Wichtig ist aber zu betonen, dass diese Gewalt verhindert werden kann." Zwar steige die Zahl der nationalen Erhebungen zu dem Thema in den vergangenen Jahren an, man tappe aber vor allem im Bezug auf die Problematik bei Buben weiter vielfach im Dunkeln.

(S E R V I C E - https://dx.doi.org/10.1001/jamapediatrics.2024.5326)

ribbon Zusammenfassung
  • Eine globale Studie der Universität Klagenfurt zeigt, dass 6,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen weltweit erzwungenen Geschlechtsverkehr erlebt haben, wobei Mädchen mit 6,8 Prozent stärker betroffen sind als Jungen mit 3,3 Prozent.
  • Die Forscher betonen die Notwendigkeit, mehr Daten über wenig untersuchte Regionen zu sammeln und kritisieren die unzureichende Durchsetzung von Gesetzen zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder.