Apothekerin beantragt nach Muslima-Beleidigung Polizeischutz
"Super, was sollen wir mit einer Schleiereule? Ein Wahnsinn, gibt es auch noch Österreicher?", bekam die muslimische Pharmaziestudentin von der Grazer Apotheke als Antwort per E-Mail.
Die junge Frau hatte sich in der Apotheke um eine Stelle als studentische Mitarbeiterin beworben. Ein Freund der jungen Frau veröffentlichte einen Screenshot des Mailverkehr auf der Plattform Reddit.
Kopftuch kommt bei Kunden "nicht so gut an"
"Ich habe ehrlich gesagt nicht realisiert, was ich da lese", erzählte die gebürtige Grazerin dem "Kurier". "Es war ein Schock".
Sie sei Alltagsrassismus gewohnt, dieser Vorfall hätte jedoch alles übertrumpft. Sie sei bereits in der Vergangenheit von potenziellen Arbeitgebern gefragt worden, ob sie das Kopftuch abnehmen könnte. Dabei soll gesagt worden sein, das Kopftuch würde bei den Kunden "nicht so gut ankommen".
Nachdem sie die beleidigende Antwort von der Apotheke erhielt, habe noch am selben Tag der Mann der Apothekenleiterin angerufen.
"Er hat behauptet, dass er die E-Mail versehentlich an mich verschickt habe und entschuldigte sich dafür", so die Studentin. Sie habe das Gefühl gehabt, der Mann habe die Apothekenleiterin, "schützen wollen".
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Apothekerkammer verurteilt Vorfall "aufs Schärfste"
Die junge Frau habe sich wegen des Vorfalls an die Apothekerkammer Steiermark gewendet. In einer Stellungnahme gegenüber PULS 24 verurteilt die Apothekerkammer die "herabwürdigenden und beleidigenden Aussagen, die seitens des Ehemannes einer Grazer Apothekerin getätigt worden sind, aufs Schärfste". So etwas habe "in unserer Gesellschaft keinen Platz" und sei mit den Grundsätzen des Apotheker-Berufsstandes "vollkommen unvereinbar".
Im Namen der Apothekerschaft habe sich die Apothekerkammer bei der jungen Frau entschuldigt, sie zu einem persönlichen Gespräch eingeladen und ihr angeboten, sie bei der Stellensuche in einer anderen Apotheke zu unterstützen.
Apothekerin beantragt Polizeischutz
In der betroffenen Apotheke gingen seit Bekanntwerden des Falles Drohungen ein. Für ihren Notdienst habe die Apothekerin laut "Kleine Zeitung" Polizeischutz angefordert.
Laut Apothekerkammer Steiermark würden viele Menschen mit Migrationshintergrund in der Apotheke arbeiten. Dass nun die Aussagen einer einzelnen Person, die "nicht einmal in der Apotheke beschäftigt ist", dazu führt, dass die Mitarbeiter:innen Polizeischutz benötigen, sei "inakzeptabel und traurig zugleich".
Es sei dringend an der Zeit, dass "das direkte Gespräch gesucht wird", so die Apothekerkammer. Es brauche "Mäßigung und Zurückhaltung" statt "Zuspitzung und Polarisierung".
Carla Amina Baghajati von der islamischen Glaubensgemeinschaft und Jurist Philip Brokes diskutieren über das Kopftuchverbot in Behörden.
Zusammenfassung
- Als sich eine muslimische Studentin um eine Stelle in einer Grazer Apotheke bewarb, wurde sie als "Schleiereule" bezeichnet.
- "Ein Wahnsinn, gibt es auch noch Österreicher?", war in der E-Mail zu lesen, die die Pharmaziestudentin von der Apotheke zurückgeschickt bekam.
- Die junge Frau hatte sich in der Apotheke um eine Stelle als studentische Mitarbeiterin beworben.
- In einer Stellungnahme gegenüber PULS 24 verurteilt die Apothekerkammer die "herabwürdigenden und beleidigenden Aussagen, die seitens des Ehemannes einer Grazer Apothekerin getätigt worden sind, aufs Schärfste".
- In der betroffenen Apotheke gingen seit Bekanntwerden des Falles Drohungen ein.
- Für ihren Notdienst habe die Apothekerin Polizeischutz angefordert.