Aufruhr in Paris: Schuldirektor erhält nach Kopftuch-Streit Drohungen

Der Rücktritt eines Pariser Schuldirektors, weil er im Internet Morddrohungen erhalten hatte, hat in Frankreich nationale Aufmerksamkeit erregt. Der Schuldirektor forderte muslimische Schülerinnen auf, ihr Kopftuch abzunehmen. Aufgrund mehrerer terroristisch motivierter Morde an Lehrer:innen fachte der Vorfall nun erneut Debatten über die Trennung von Staat und Kirche an.

Der Schuldirektor des Pariser Maurice-Ravel-Gymnasiums hatte über mehrere Wochen Morddrohungen via Internet erhalten, weil er drei muslimische Schülerinnen auf dem Pausenhof aufgefordert hatte, ihre Kopftücher (Hijab) abzunehmen.

Eine von ihnen weigerte sich, es kam zu einer Auseinandersetzung. Die Schülerin erstattete Anzeige gegen den Direktor und beschuldigte ihn, Gewalt ausgeübt zu haben, wie die französische Zeitung "Le Monde" berichtete. Er hätte sie "hart am Arm geschlagen". Eine Woche später wurde die Anzeige abgewiesen. 

Nach den zahlreichen Morddrohungen trat der Schulleiter "aus Sicherheitsgründen" zurück, wie aus einem Brief an die Schulgemeinschaft hervorgeht.

Politik stellt sich konsequent hinter Schuldirektor 

Mehrere Politiker:innen meldeten sich in den vergangenen Tagen in Frankreich zu Wort und stellten sich hinter den Direktor. Frankreichs Premierminister Gabriel Attal kündigte am Mittwoch an, dass er den Schulleiter unterstütze. Die Regierung wolle nicht akzeptieren, "dass die Autorität des Bildungspersonals verachtet wird", sagte er in einem Interview des Fernsehsenders TF1.

Der Staat werde eine offizielle Beschwerde wegen "verleumderischer Anschuldigung" einreichen. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, sicherte dem Direktor ebenso ihre Solidarität zu. Sie sei "entsetzt und bestürzt". Auch Bildungsministerin Nicole Belloubet beklagte die "inakzeptablen Angriffe". 

Nach den Morddrohungen gegen den Direktor wurde eine Untersuchung wegen Cyber-Belästigung eingeleitet

Tragen von religiöser Kleidung in Frankreichs Schulen verboten 

In Frankreich lebt die größte muslimische Gemeinschaft Europas. Die Trennung zwischen Staat und Kirche, genannt Laizismus, wird streng gelebt. Dieser soll sicherstellen, dass alle Bürger:innen vor dem Gesetz gleich sind. Seit 2004 ist das Tragen von Zeichen oder Kleidung, die religiöse Zugehörigkeit vermitteln, auf Schulhören verboten.

Die Ermordung eines Lehrers im französischen Arras im Oktober 2023 hatte sowie die Ermordung des Lehrers Samuel Paty, der 2020 Opfer eines dschihadistisch motivierten Anschlags geworden war, hatte zuletzt wieder tiefe Spannungen hervorgerufen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Der Rücktritt eines Pariser Schuldirektors, weil er im Internet Morddrohungen erhalten hatte, hatte in Frankreich nationale Aufmerksamkeit erregt.
  • Der Schuldirektor forderte muslimische Schülerinnen auf, ihr Kopftuch abzunehmen.
  • Aufgrund mehrere terroristisch motivierte Morde an Lehrer:innen fachte der Vorfall nun erneut Debatten über die in Frankreich streng gelebte Trennung von Staat und Kirche an.