Prozess um in JA Josefstadt misshandelten Häftling
Nachdem er laut Anklage verprügelt worden war und dabei ein Hämatom am linken Auge erlitten hatte, setzten die Mithäftlinge den 26-Jährigen laut Anklage auf einen Sessel. Während ihn zwei festhielten, rasierte ihm der dritte zunächst die Haare am Kopf ab. Danach wurde ihm die Tätowierung zugefügt, was die Staatsanwaltschaft im Strafantrag als "auffallende Verunstaltung" bezeichnet.
Einer der drei - ein fünffach vorbestrafter 49-Jähriger - musste sich nun wegen Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen vor einem Schöffensenat verantworten. Die zwei anderen Männer - darunter der Tätowierer und somit der Haupttäter - sind mittlerweile außer Landes. Es handelt sich bei beiden um Ungarn, nach ihnen wird gefahndet. Der 49-Jährige gab lediglich zu, dem 26-Jährigen ins Gesicht geschlagen zu haben, weil die anderen zwei diesen gegen ihn aufgehetzt hätten. Der 26-Jährige sei schließlich auf ihn losgegangen, da habe er ihm einen Schlag verpasst.
An den für den Betroffenen besonders demütigenden Misshandlungen sei er nicht beteiligt gewesen, versicherte der Angeklagte: "Ich bin im Bett gelegen und hab' ferngeschaut." Die Haare habe der 26-Jährige rasiert haben wollen, "weil seine schon lang waren". In weiterer Folge sei er "selber schockiert gewesen, was da abgeht", habe dem Jüngeren aber nicht geholfen, "weil ich keine Schwierigkeiten haben wollte". Als er den Penis auf der Schulter des jungen Mannes und dessen Tränen wahrnahm, "hat mich das aufgeregt. Aber was hätte ich machen sollen?"
Angeklagter bezeichnete Vorwürfe als "Komplott"
Die beiden anderen Männer seien "sehr böse, schlechte Menschen" und hätten auch ihn geschlagen, behauptete der 49-Jährige. Die gegen ihn gerichteten Vorwürfe bezeichnete er als "Komplott".
Die Verhandlung musste auf Mitte Mai vertagt werden. Vor der Einvernahme des 26-Jährigen stellte sich heraus, dass der Ungar nicht über ausreichende Deutsch-Kenntnisse verfügt, um ohne Dolmetsch befragt werden zu können.
Zusammenfassung
- Ein 49-jähriger, fünffach vorbestrafter Mann steht vor Gericht, während die zwei anderen Täter, beide Ungarn, außer Landes sind und gesucht werden. Der Angeklagte bestreitet die Beteiligung an den Misshandlungen und spricht von einem Komplott.
- Die Verhandlung wurde auf Mitte Mai vertagt, da der Hauptzeuge, der Ungar, nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt und ein Dolmetscher benötigt wird.