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Prozess in Leoben um Brandstiftung und versuchten Mord

Zwei Männer haben sich am Dienstag am Landesgericht Leoben wegen Brandstiftung und mehrfachen versuchten Mordes zu verantworten gehabt. Die beiden sollen in der Nacht auf den 5. März ihren Barbershop im obersteirischen Liezen angezündet haben, um 30.000 Euro Versicherungsprämie zu lukrieren, so die Anklage. Eine Familie im ersten Stock konnte sich nur durch Einschlagen einer Mauer in Sicherheit bringen. Einer der beiden Angeklagten gestand die Tat überraschend.

Für die Staatsanwaltschaft war die Sachlage klar: Beide seien in finanziellen Nöten gewesen und wollten sich daher die Versicherungssumme holen. Deshalb sollen sie Brandbeschleuniger im Lokal deponiert haben. In der Nacht fuhr dann der 39-Jährige mit einem geliehenen Wagen zum Geschäft und ließ dort den mittlerweile 19-jährigen Mitangeklagten aussteigen, so der Ankläger, der sich auf diverse sichergestellte Videos aus Überwachungskameras sowie Zeugenaussagen stützte.

Während der ältere der beiden mit dem Wagen auf einem Parkplatz in der Nähe wartete, soll der jüngere Mann das Feuer gelegt haben. Auf einem Video ist zu sehen, wie er aus dem brennenden Gebäude und in Richtung des Parkplatzes läuft. Während sich die beiden davonmachten, kam es laut Staatsanwaltschaft zu einem "explosionsartigen Knall". Sogar Fensterscheiben des gegenüberliegenden Gebäudes seien durch die Druckwelle zerborsten. Die in der Etage über dem Geschäft lebende achtköpfige Familie wurde wach, konnte aber wegen des Feuers nicht mehr über das Stiegenhaus ins Freie flüchten. "Eine Wand zur Nachbarwohnung war in Trockenbauweise errichtet. Diese wurde mit einem kleinen Hammer eingeschlagen. So gelang die Flucht", sagte der Ankläger. Wäre das nicht gelungen, hätte jemand sterben können, so der Vorwurf und daher auch die Anklage wegen versuchten Mordes. Außerdem entstand ein Schaden von rund 800.000 Euro am Mehrparteienhaus.

Beide Angeklagten stritten zunächst einen Zusammenhang mit der Brandstiftung ab. Der 19-Jährige gab schon im Vorfeld gegenüber der Polizei an, dass er an dem Tag nicht in Liezen gewesen sei, sondern in Oberösterreich. Dort habe er geschlafen und sei auch bewusstlos gewesen, weil ihm etwas in sein Getränk gemischt worden sein. Er habe auch mitbekommen, dass ihm jemand Brandbeschleuniger auf die Hose geschmiert habe, so seine bisherige Verantwortung.

Der 39-jährige Angeklagte gab zumindest zu, dass er mit dem Wagen eines Bekannten in jener Nacht in Liezen war. Er habe den 19-Jährigen auch vor dem Geschäft aussteigen lassen, bestätigte er, nachdem die Videos aus der Überwachungskamera gezeigt wurden. Wer das Feuer dann im Barbershop gelegt hat, wisse er aber nicht. Er brachte Feinde ins Spiel, eine Drogenbande, die ihn ins Gefängnis bringen wolle. Der Grund für seinen Aufenthalt in Liezen zusammen mit dem 19-Jährigen sei ein geplanter Autokauf gewesen. "Ein Autokauf um 1.00 Uhr in Liezen, das war sicher sehr erfolgreich", meinte der vorsitzende Richter Peter Wilhelm.

Als der Richter dann den 19-Jährigen genauer befragte, gab dieser nach anfänglichem Leugnen doch zu, dass er es war, der das Feuer gelegt hat. "Wir haben es gemeinsam gemacht. Es tut uns sehr leid", sagte der junge Beschuldigte. "Ich habe den Brand gelegt, er hat mich hingefahren", sagte er und deutete auf den zweiten Angeklagten. Der 39-Jährige habe ihn dazu gezwungen, ansonsten würde seinem Bruder etwas angetan. Der ältere der beiden Angeklagten dagegen blieb bei seiner Verantwortung. Er habe den 19-Jährigen lediglich dort aussteigen lassen, was er im Geschäft gemacht habe, wisse er nicht.

Dienstagnachmittag sollen nun noch Zeugen befragt werden. Für den Mittwoch sind die Schlussplädoyers sowie die Urteilsverkündung geplant.

ribbon Zusammenfassung
  • Zwei Männer stehen in Leoben wegen Brandstiftung und versuchten Mordes vor Gericht, nachdem sie ihren Barbershop angezündet haben sollen, um 30.000 Euro Versicherungsprämie zu erhalten.
  • Eine achtköpfige Familie konnte sich nur durch Einschlagen einer Mauer retten, während der Schaden am Mehrparteienhaus auf rund 800.000 Euro geschätzt wird.
  • Der 19-jährige Angeklagte gestand überraschend die Tat und belastete den 39-jährigen Mitangeklagten, während die Staatsanwaltschaft sich auf Überwachungsvideos und Zeugenaussagen stützt.