Prozess: 18-Jährige stachen zugedröhnt auf Männer in Graz ein
Die beiden Schülerinnen waren zum Zeitpunkt der Tat in der Nacht auf 19. Februar 2022 gerade einmal 18 Jahre alt. Sie nahmen einen Cocktail an Alkohol und Drogen zu sich, was in Blutproben nachgewiesen werden konnte. Innerhalb von eineinhalb Stunden attackierten sie zwei Männer und einen 17-jährigen Burschen in der Grazer Innenstadt.
Laut Staatsanwältin Reingard Wagner geht es dreimal um Mordversuch, wobei die einschlägig vorbestrafte Erstangeklagte teilweise "nur" einen Beitrag geleistet haben soll. Die zweite Beschuldigte soll in allen drei Fällen zugestochen oder es zumindest versucht haben.
"Dass das alles relativ glimpflich ausgegangen ist, ist Zufall", war Staatsanwältin Reingard Wagner überzeugt. "Die Opfer haben sich effektiv gewehrt", sagte sie im Eröffnungsplädoyer. Alle drei Opfer kamen mit leichten Verletzungen davon, die Stichverletzungen waren allesamt nicht sehr tief, allerdings in kritischen Körperregionen wie Kopf, Brust und Oberkörper. Wagner sprach in einem Fall von einem regelrechten "Todeskampf".
Alkohol, Drogen, psychische Probleme
Laut Gutachten waren die jungen Frauen wegen Alkohol und Drogen reduziert zurechnungsfähig. Hinzu komme, dass offenbar beide an psychischen Problemen leiden sollen, so die Staatsanwältin. Eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher stand daher im Raum.
Kein "Massaker", kein "Verletzungsvorsatz"
"Beide haben nicht mehr gewusst, was sie tun", argumentierte Verteidigerin Christine Lanschützer. Von einem "Todeskampf" der Opfer könne nicht die Rede sein. Die Männer hätten großteils nur "Kratzer" erlitten. Dem stimmt der Verteidiger der zweiten Angeklagten, Bernhard Lehofer, zu. Seine Mandantin ist bisher unbescholten. "13 Stiche klingt wie ein Massaker", relativierte Lehofer und fuhr fort: "Einen Verletzungsvorsatz, ja, den gab es, aber dass jemand stirbt: nie und nimmer." Dass es dreimal Zufall gewesen sein soll, weshalb niemand schwer verletzt wurde, bezweifelte er auch: "Es fehlte an der Ernsthaftigkeit", war er überzeugt.
Fotos zeigen "klaffende Fleischwunden"
Beide Frauen bekannten sich teilweise schuldig, haben beide schon mit 13 oder 14 Jahren das erste Mal Drogen konsumiert. "Es tut mir alles so leid. Ich wollte nicht, dass das passiert," sagte die 19-jährige Erstangeklagte. Sie gab zu, dass sie die Männer festgehalten habe, sie sei aber selbst schockiert gewesen, als ihre Freundin zustach. Dass das Ganze wohl nicht so harmlos war, wie die Verteidigung vorbrachte, zeigten Fotos jenes Opfers, das 13 Stiche erlitten hatte. Die Richterin deutete auf die "klaffenden Fleischwunden" am Hals und auf der Stirn des Mannes.
Bis dahin "immer nur mich selbst verletzt"
Die zweite Beschuldigte wollte reinen Tisch machen: "Ich hatte lange Zeit zum Überlegen. Ich will die Wahrheit sagen und nichts leugnen." Der Abend damals sei wenige Tage vor einem geplanten längeren Therapieaufenthalt gewesen, da sie eine "Ritzerin" sei und suizidale Gedanken hatte. "Ich wollte mich vor der Therapie noch mal betrinken und was einschmeißen." Warum das dann alles passiert war, könne sie sich nicht erklären. Sie gestand, vor einem der Männer mit einem Messer "herumgefuchtelt" zu haben. Im zweiten Fall habe sie aber tatsächlich zugestochen, "ich gebe es zu, weil es mir leid tut. Ich habe bis dahin immer nur mich selbst verletzt, aber nie andere." Sie beteuerte, sie habe niemanden umbringen wollen. Unter Drogeneinfluss sie sie "wie ausgetauscht". Ihre Komplizin habe bei dem zweiten Opfer ebenfalls zugestochen. Im dritten Fall gestand die 19-Jährige, den Kopf des 17-Jährigen mit der einen Hand gehalten und mit der anderen gegen seinen Schädel gestochen zu haben. Das Messer habe sie kurz vorher von ihrer Freundin bekommen. Der Bursche erlitt eine etwa einen Zentimeter tiefe Verletzung am Kopf, es bestand aber keine Lebensgefahr.
Urteil am Montag
Der Prozess wird am Freitag mit der Befragung von Zeugen fortgesetzt. Am Montag sind ebenfalls noch Zeugen geladen und es sollen diverse Gutachter gehört werden. Ein Urteil ist ebenfalls für Montag geplant.
Zusammenfassung
- Zwei Schülerinnen sollen im Februar 2022 betrunken und unter Drogeneinfluss drei Männer auf offener Straße attackiert und mit bis zu 13 Stichen und Schnitten verletzt haben.
- Am Donnerstag standen sie in Graz vor Gericht.
- Die Anklage plädiert auf mehrfachen versuchten Mord, die Verteidigung widersprach, die Männer hätten großteils nur "Kratzer" davongetragen.