Protest nach Freilassungen rund um Explosion in Beirut
Rund 100 aufgebrachte Menschen versammelten sich vor dem Justizpalast der libanesischen Hauptstadt, um gegen den Schritt zu demonstrieren. Sicherheitskräfte versuchten, den Protest gewaltsam aufzulösen. Mindestens drei Demonstranten wurden dabei verletzt.
Schleppende Ermittlungen
Der libanesische Generalstaatsanwalt Ghassan Oweidat hatte am Tag zuvor die Freilassung aller Verdächtigen angekündigt. Die Entscheidung ist eine weitere Schlappe für die ohnehin nur schleppend laufenden Ermittlungen zu der Katastrophe. Der Ermittlungsrichter in dem Fall, Tarek Bitar, hatte Anfang der Woche Anklage gegen acht Verdächtige erhoben - darunter auch gegen Generalstaatsanwalt Oweidat.
Bitars Ermittlungen lagen zuvor mehr als ein Jahr auf Eis. Mehrere Ex-Minister, die in dem Fall beschuldigte werden, hatten Beschwerde gegen den Richter eingereicht und damit den Aufklärungsprozess weiter verzögert. Bitars Vorgänger hatte aufgrund ähnlicher Beschwerden bereits seinen Posten räumen müssen. Mehrere hochrangige Politiker sehen sich durch die Ermittlungen bedroht. Generalstaatsanwalt Oweidat kündigte am Mittwoch rechtliche Schritte gegen Bitar an.
Viele geben Regierung Schuld an der Katastrophe
Viele Libanesen geben der politischen Führung die Schuld an der Katastrophe und werfen ihr auch vor, Einfluss auf die Entscheidungen der Justiz zu nehmen. Richter Bitar hingegen genießt viel Vertrauen unter den Angehörigen. Der Protest, an dem sich auch Aktivisten und einige Abgeordnete des Parlaments beteiligten, ist auch als Zeichen der Unterstützung des Richters gedacht gewesen.
Bei der Explosion, die sich im August 2020 ereignet hat, waren mehr als 190 Menschen getötet und rund 6.000 verletzt worden. Sie soll durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die über Jahre ohne Schutzmaßnahmen im Hafen gelagert wurde. Große Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden durch die Detonation zerstört.
Zusammenfassung
- Nach der Freilassung aller Verdächtigen im Fall der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020 haben Angehörige der Opfer am Donnerstag protestiert.
- Sicherheitskräfte versuchten, den Protest gewaltsam aufzulösen.
- Der libanesische Generalstaatsanwalt Ghassan Oweidat hatte am Tag zuvor die Freilassung aller Verdächtigen angekündigt.
- Generalstaatsanwalt Oweidat kündigte am Mittwoch rechtliche Schritte gegen Bitar an.