Projekt der "School Nurses" in Wien wird ausgerollt
Bisher kümmerten sich "School Nurses" an sechs Wiener Schulen um jedes gesundheitliche Problem der Kinder und Jugendlichen - vom Notfall über chronische Erkrankungen bis hin zur Prävention. "'School Nurses' sind für uns deshalb so wichtig, weil sie gleichermaßen Kinder, Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen im Schulalltag entlasten", sagte Wiederkehr. Die Eltern mussten sich weniger Sorgen um die Gesundheit der Kinder machen, wenn das Kind in der Schule ist. Für berufstätige Mamas und Papas bedeutete es eine enorme Belastung, wenn das Kind aufgrund von Beeinträchtigungen nach Hause geschickt werden musste. So konnten mit dem Einsatz der "School Nurses" auch die Fehlzeiten der Schülerinnen und Schüler verringert werden, wie die wissenschaftliche Evaluierung durch die MedUni Wien durch Hans-Peter Hutter und Lisbeth Weitensfelder zeigte.
Gemeinsam mit Fachleuten der Bildungsdirektion Wien wurden nun in 14 Bezirken weitere Schulstandorte identifiziert, die etwa verstärkt von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Krankheiten wie Asthma oder Diabetes besucht werden. Es zeigte sich, dass der Betreuungsbedarf in Volksschulen höher ist als in Mittelschulen. Von den 27 Schulstandorten sind 17 Volksschulen, acht Sonderschulen und zwei Mittelschulen. Die Gesamtkosten dieser ersten Ausrollung betragen drei bis vier Millionen Euro.
"Es geht hier ja nicht nur um die medizinische Unterstützung bei akuten Notfällen, sondern auch ganz stark um Vorsorgearbeit, die angesichts vermehrter psychosozialer Problemsituationen und wenig Gesundheitsverhalten - Stichwort Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung - dringend notwendig ist", sagte Vorsorgemediziner Hutter. In jeder Hinsicht sei das Projekt ein "Paradebeispiel für vorsorgeorientierte Betreuungsarbeit und eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten". Laut Hacker ist eine weitere Ausrollung des Projekts in einem Jahr das Ziel.
Entlastung auch für pädagogisches Personal
Eine Befragung der MedUni Wien unter mehr als 2.800 Kindern, Eltern und Lehrern zeigte, dass es den Schülerinnen und Schülern weniger unangenehm ist, über ihre gesundheitlichen Sorgen zu sprechen und eine "School Nurse" deshalb aufzusuchen. Aus Sicht der Pädagoginnen und Pädagogen werde durch "School Nurses" vergleichsweise mehr auf die Gesundheit der Kinder geachtet. Der organisatorische Aufwand für die Lehrerinnen und Lehrer war gering. Im Gegenteil: Sie wurden entlastet, da Interventionen bei Erkrankungsfällen oder Verletzungen die "School Nurse" übernahm und sie sich weiter um ihre Klasse kümmern konnten. Vor allem chronisch kranke Kinder profitierten von dem Einsatz der Gesundheitspflegepersonen, weil sie etwa bei Schulausflügen oder Schulwochen dabei sein konnten, was vorher oftmals nicht der Fall war.
Die häufigsten Einsätze der "School Nurses" waren Notfälle bzw. Erstversorgungen (85 Prozent), Betreuung chronischer Erkrankungen (48 Prozent) sowie psychische Auffälligkeiten wie Ängste oder unangemessenes Sozialverhalten (31 Prozent). Der Unterschied zur Schulärztin bzw. Schularzt sei die tägliche Anwesenheit in den Bildungseinrichtungen, während die Schulmediziner nur punktuell die Schulen besuchen, sagte "School Nurse" Franziska Rumpf.
"Das Ziel ist die bessere Gesundheitsversorgung unserer Kinder in jenem Bereich, in dem sie sich am meisten aufhalten: in der Schule. Die wissenschaftliche Evaluierung war eindeutig, denn das Projekt wurde von allen beteiligten Gruppen als sehr positiv wahrgenommen. Eltern haben weniger Sorgen, Kinder fühlen sich besser betreut und die Pädagoginnen und Pädagogen können sich vermehrt auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren", sagte Gesundheitsstadtrat Hacker. Durch den Ausbau der "School Nurses" schaffe man "in Wahrheit ein neues Berufsbild, das als Brücke zwischen Gesundheits- und Bildungssystem fungiert". Auch Wiederkehr sprach von einem "Leuchtturmprojekt für die Wiener Schulen".
"Tapetenwechsel" nach langjähriger Erfahrung
Die Grundvoraussetzung, um als "School Nurse" eingesetzt zu werden, sei laut Hacker eine "vieljährige klinische Erfahrung". Es sollen vor allem qualifizierte Pflegekräfte dafür gewonnen werden, die in den vergangenen zehn bis 15 Jahren ihrer beruflichen Tätigkeit einen Tapetenwechsel wollen.
Die Grünen Wien begrüßten in einer Aussendung die Ausweitung. "Wir haben lange darauf gedrängt und lange darauf gewartet, nun kommen endlich mehr 'School Nurses' in Wiener Schulen", sagten die Parteivorsitzende der Grünen Wien, Judith Pühringer, und Gesundheitssprecherin Barbara Huemer, die erst Mitte Februar im Rahmen einer Pressekonferenz deutlich mehr "School Nurses" einforderten.
Auch der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) sieht die aktuelle Entwicklung als wichtigen Erfolg für die Gesundheitsversorgung in Schulen. "School Nurses" würden eine essenzielle Rolle bei der gesundheitlichen und psychosozialen Betreuung von Schülerinnen und Schülern spielen und sollten nicht nur als befristetes Projekt bestehen. "Die Anwesenheit von School Nurses in Schulen ist ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention. Sie sind erste Ansprechpersonen für gesundheitliche Anliegen und fördern Gesundheitskompetenz", betonte ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann.
Zusammenfassung
- Das erfolgreiche Pilotprojekt der 'School Nurses' wird ab dem Schuljahr 2025/2026 in Wien ausgeweitet, mit 40 zusätzlichen Gesundheitspflegepersonen in 27 Schulen.
- Insgesamt 17 Volksschulen, acht Sonderschulen und zwei Mittelschulen profitieren von der Ausweitung, die Kosten liegen bei drei bis vier Millionen Euro.
- Die 'School Nurses' entlasten Kinder, Eltern und Lehrkräfte, indem sie gesundheitliche Probleme vor Ort lösen und Fehlzeiten der Schüler verringern.
- Die wissenschaftliche Evaluierung zeigt, dass 85% der Einsätze Notfälle oder Erstversorgungen betreffen, während 48% chronische Erkrankungen und 31% psychische Auffälligkeiten betreffen.
- Eine weitere Ausrollung des Projekts ist innerhalb eines Jahres geplant, und sowohl die Grünen Wien als auch der ÖGKV begrüßen die Entwicklung.