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Millionenbetrug? Vorwürfe gegen OMV und Co

Über Ölprodukte wie Benzin werden unter anderem in China Umweltprojekte finanziert - diese stellten sich in einer "ZDF"-Recherche als leerer Hühnerstall heraus. Kein Einzelfall. Auch bei der heimischen OMV prüft das österreichische Umweltbundesamt.

Internationale Ölkonzerne tricksen beim Klimaschutz - eine Recherche des deutschen Magazins "frontal" ("ZDF") deckte nun auf, dass es Kompensationsprojekte in China schlichtweg nicht gab.

Mithilfe eines Umweltprojekts in China sollen internationale Öl-Konzerne ihre CO2-Bilanz ausgleichen. Das heißt, durch Projekte, die das Klimakrise-treibende Gas CO2 verursachen, werden unter anderem durch das Anpflanzen von Bäumen wieder CO2 aus der Atmosphäre gebunden.

Hühnerstall ChinaZDF

Hühnerstall statt Hauptquartier

Das "ZDF" hat genauer hingesehen und wollte ein solches Projekt in China besuchen. An den angegebenen Standortkoordinaten fand sich allerdings nur ein leerer Hühnerstall, eigentlich hätten dort 61 umgerüstete Heizkessel für Energiespeicherung stehen sollen.

An anderen Stellen fanden sich alte Vertriebsgebäude - auch das wurde durch die europäischen Verbraucher finanziert. Die "neuen" Klimaprojekte wurden als Neubauten ausgegeben, dürften aber bereits seit Jahren fertiggestellt gewesen sein.

Das "ZDF"-Rechercheteam schätzt die Höhe der falschen Kompensationszahlungen auf rund 623 Millionen Euro - es könnte sich um den größten Klimabetrug Deutschlands handeln. Das Umweltamt ermittelt hier gegen Unbekannt und hat in China um Rechtshilfe angesucht.

Zertifikaten-Schme

Bei den Projekten handelt es sich um sogenannten UER-Zertifikate für Upstream Emission Reduction. Wird CO2 nicht reduziert, dann wird eingekauft - das Gas wurde dann aber trotzdem von dem bezahlenden Konzern freigesetzt.

Wie der "Standard" berichtete, stehen in Österreich die OMV, Shell Österreich, die Doppler-Gruppe und MOL-Austria unter Verdacht Geld für (teilweise) nutzlose Umweltprojekte ausgegeben zu haben. Gegenüber dem "Standard" gab die OMV keine Stellungnahme ab.

Sechs Millionen Euro soll Österreich seit dem Jahr 2020 für solche Projekte ausgegeben haben. Aktuell ist noch unklar, in welchem Ausmaß sie betroffen sind. Das Umweltbundesamt prüft.

Unter Kritik geraten die Projekte auch wegen ihrer Standorte: Die Projekte sind teilweise in der ostchinesischen Provinz Xinjiang angesiedelt. Dort gibt es schwere Vorwürfe zu Menschenrechtsverletzungen gegenüber der muslimischen Bevölkerungsgruppe der Uiguren.

Mehr lesen: Uiguren: UNO-Bericht bestätigt Chinas "Verbrechen gegen Menschlichkeit"

ribbon Zusammenfassung
  • Über Ölprodukte wie Sprit werden unter anderem in China Umweltprojekte finanziert - diese stellten sich in einer "ZDF"-Recherche als leerer Hühnerstall heraus.
  • Aber das ist kein Einzelfall.
  • Auch bei der heimischen OMV prüft das österreichische Umweltbundesamt.