APA/HERBERT NEUBAUER

Nur noch 27 Prozent der Corona-Infektionsfälle geklärt

Die Coronakrise gerät offenkundig langsam außer Kontrolle. Zuletzt wurde nur noch bei 27 Prozent der Infektionsfälle die Quelle geklärt. Diese Zahl nannte Daniela Schmid, Sprecherin der Corona-Kommission, am Freitag. Das heißt nur noch bei etwa jedem vierten Infizierten weiß man, wo er sich angesteckt hat. In der Woche davor lag der Wert noch bei 50 Prozent. Zudem gab es innerhalb von nur einer Woche 258 Tote in Österreich.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) will vorerst aber keine weiteren Maßnahmen wie Schulschließungen, so lange man nicht weiß, wie der Lockdown wirkt. Das würde zumindest zehn Tage dauern, weshalb es die Evaluierung am kommenden Freitag, dem 13. November geben werde. Der Gesundheitsminister rechnet jedenfalls mit einer "spürbaren Stabilisierung" in der kommenden Woche. Erste Priorität sei nun, Triagen in Spitälern zu verhindern und sicherzustellen, dass die Kapazitäten im Gesundheitsbereich ausreichen.

Schmid von der AGES betonte erneut, dass gemäß den vorliegenden Zahlen Kinder bis 14 keine Infektionstreiber seien. Es gebe zwar auch Schulcluster bei 10 bis 14-Jährigen. Die seien aber von Erwachsenen hineingetragen. Nach wie vor gebe es nicht die Situation einer zunehmenden Übertragungsaktivität innerhalb der Schüler.

Die Zahl der Infektionen ist am Freitag wieder leicht zurückgegangen und zwar laut Anschober auf 6.464 Fälle. Am Vortag waren es rund 1.000 mehr, nämlich 7.416, wobei der Minister diesen sehr hohen Wert zum Teil auf Nachmeldungen zurückführte. 1.340 Menschen sind im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben, das ist ein Anstieg von 72 Toten. 1.082 Todesopfer waren es noch am vergangenen Freitag, somit starben in einer Woche 258 Menschen mit einer Infektion - nach 128 in der Woche davor ist das eine Verdoppelung der Todesfälle.

Fast 3.000 Personen, exakt 2.925 sind (Stand 9.30 Uhr) hospitalisiert, davon 421 intensiv, meldete das Innenministerium am Freitag. Vorigen Freitag waren es noch 263, was einen Anstieg von 60 Prozent in diesem kritischen Bereich bedeutet. 83.707 sind nach eine Infektion mit SARS-CoV-2 wieder genesen, somit sind aktuell 53.932 Personen aktiv infiziert.

Noch sei es nicht erforderlich, dass Patienten von einem ins andere Bundesland verteilt werden müssen. In der zweiten Novemberhälfte bewege man sich aber "in Richtung Kapazitätsgrenzen", sagte Anschober. Dann könnten Triagen notwendig werden, in denen Ärzte wählen müssen, welche Patienten hochprofessionelle Behandlungen erhalten - und welche nicht. "Wir müssen verhindern, dass Österreich in diese Situation kommt", wiederholte Anschober seinen Appell, dass die Bevölkerung ihre Kontakte reduzieren muss. "Es ist ein Wettlauf mit der Zeit", konstatierte der Gesundheitsminister.

Was die Anzahl der Neuinfektionen betrifft, so sind mit 1.532 die meisten aus Oberösterreich vermeldet worden, die restlichen Bundesländer Österreichs teilen sich wie folgt auf: Burgenland: 214, Kärnten: 206, Niederösterreich: 510, Salzburg: 678, Steiermark: 1.337, Tirol: 817, Vorarlberg: 320, Wien: 850.

Der Gesundheitsminister forderte, dass beim Contact Tracing unbedingt die Wahrheit gesagt werden müsse, damit auch alle Kontaktpersonen kontaktiert werden können. Kontaktpersonen sollen selbstständig Verantwortung übernehmen und sich in Quarantäne begeben, sagte Schmid. Das Kontaktpersonenmanagement werde jedenfalls voll und ganz aufrechterhalten bleiben, betonte Anschober.

Slowenien stuft ab Sonntag ganz Österreich als Corona-Risikogebiet ein. Bisher stand lediglich Kärnten nicht auf der "roten Liste" von Ländern mit hohem Risiko für Corona-Infektionen, für die restlichen acht Bundesländer galten bereits Reiseeinschränkungen.

Mit dem Begriff "Lockdown" assoziieren sieben von zehn Österreichern negative Gedanken. Besonders häufig wurden laut einer Umfrage von MAKAM Research die Auswirkungen dieser Zwangsmaßnahme als "wirtschaftsschädigend" empfunden.

ribbon Zusammenfassung
  • Diese Zahl nannte Daniela Schmid, Sprecherin der Corona-Kommission, am Freitag.
  • In der Woche davor lag der Wert noch bei 50 Prozent.
  • Die Zahl der Infektionen ist am Freitag wieder leicht zurückgegangen und zwar laut Anschober auf 6.464 Fälle.
  • 1.082 Todesopfer waren es noch am vergangenen Freitag, somit starben in einer Woche 258 Menschen mit einer Infektion - nach 128 in der Woche davor ist das eine Verdoppelung der Todesfälle.