AUA-Flieger durch Hagel demoliertTwitter/@exithamster

Neue Details: Was beim AUA-Hagelflug wirklich geschah

Ein vorläufiger Untersuchungsbericht liefert neue Erkenntnisse über den aufsehenerregenden Hagelflug einer AUA-Maschine im Juni. So war etwa die Co-Pilotin für kurze Zeit alleine im Cockpit, beim Wetterradar gab es Verbindungsprobleme und der Kapitän musste die Maschine schlussendlich per Hand landen - und das mit zerstörter Windschutzscheibe.

Am 9. Juni landete eine Airbus-A320-Maschine der Austrian Airlines (AUA) auf dem Rückflug von Mallorca komplett lädiert in Wien. Seither wird viel über die Ursachen des gefährlichen Vorfalls spekuliert. War die Co-Pilotin allein im Cockpit? War sie unerfahren? Hat die AUA Dokumente gar gefälscht? 

Nun liegt der vorläufige Untersuchungsbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) vor und gibt neue Aufschlüsse über die Vorkommnisse auf Flug OS434 nach Wien. 

Verbindungsprobleme an Bord 

Der Bericht dokumentiert, dass es an Bord offenbar zu Verbindungsproblemen kam. Flugzeuge erhalten vor Flugantritt sogenannte Wetter-Briefings. Diese umfassen das gesamte Wetter auf der Strecke, inklusive die Flughäfen entlang der Route.

Es gab also Windkarten, Karten für signifikante Wettererscheinungen, Satellitenbilder, Prognosekarten für Luftdruck und Niederschlag und ein aktuelles Radarbild für Niederschlag.

Damit diese während des Fluges aktualisiert und auf dem neuesten Stand gehalten werden, ist allerdings WLAN nötig. Dieses wird vom Flugzeugbetreiber zur Verfügung gestellt, dürfte aber zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht ordnungsgemäß funktioniert haben. Dadurch bekamen die Piloten die Wetter-Updates nicht oder zu spät.

Das Wetterradar sei zudem eingeschaltet und funktionsfähig gewesen, so die Behörde. Dass es funktionsfähig sei, zeigt eine Kursänderung, die über Bologna wegen einer Gewitterzelle gefordert wurde. Diese sei laut dem Kapitän auf dem Radar ersichtlich gewesen. 

Co-Pilotin erfahren 

Der Kapitän (59 Jahre alt, 1.626 Stunden Flugerfahrung auf dem A320) sowie seine Co-Pilotin (31 Jahre, 3.119 Stunden auf dem A320) - offiziell spricht man von "First-Officer" - gaben laut dem Bericht an, dass sie keine Anzeigen auf ihren Displays hatten, die auf Gewitter- oder Hagelaktivitäten hinwiesen. Es gab auch keinen Funkverkehr anderer Flugzeuge darüber, dass es eine Kursänderung brauche. 

Die Zahl der Flugstunden der Co-Pilotin widerlegt zudem Berichte, dass sie unerfahren gewesen sei. 

Video: Fluggast spricht über AUA-Hagelflug

Kapitän verließt Cockpit 

Gegen 17.28 Uhr verließ der Kapitän das Cockpit, um auf die Toilette zu gehen, heißt es im Bericht. Der First-Officer übernahm die Steuerung. Dabei wurden auch die Displays überprüft, die unauffällig gewesen waren.

Um 17.31 Uhr flog die Maschine dann in die Gewitterfront. 

Laut der Co-Pilotin wurde auf dem Wetterradar weiterhin nichts angezeigt. Noch in derselben Minute erfolgte der Funk über den Hagel. Danach meldeten Sensoren einen deutlichen Abfall der Geschwindigkeiten.

Gegen 17.33 Uhr übernahm der Kapitän wieder die Steuerung. Wenig später erfolgte die "Mayday"-Meldung gegenüber Wien Radar. Alle vorgeschriebenen Verfahren seien danach abgearbeitet worden. 

Kapitän landete Maschine ohne guter Sicht per Hand 

Der Kapitän musste die Maschine von Hand landen - mit beschädigter Windschutzscheibe. Eine automatische Landung war nicht mehr möglich, da die zwei oder drei Sensoren zur Geschwindigkeitsmessung unbrauchbar waren. Er hatte an mehreren kleinen Stellen "Sicht nach außen und zur Landebahn", heißt es im Bericht weiter. 

Es gab 15 Schäden an der Maschine. Die Flugzeugnase wurde beschädigt, die Flügel- und Leitwerksvorderkanten wiesen Dellen auf, Antennen, Lichter und Triebwerksaufhängungen waren ebenso beschädigt. 

Es gab dank der erfolgreichen Landung bis auf eine verstauchte Hand eines Crewmitglieds keine Verletzten.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein vorläufiger Untersuchungsbericht liefert neue Erkenntnisse über den viel berichteten Hagelflug einer AUA-Maschine im Juni.
  • So war etwa die Co-Pilotin für kurze Zeit alleine im Cockpit, beim Wetterradar gab es Verbindungsprobleme und der Kapitän musste die Maschine schlussendlich per Hand landen - und das mit zerstörter Windschutzscheibe.