APA/APA/NHM Wien, Wilhelm Bauer/Wilhelm Bauer

Neue, alte Heimat für Amphibien und Reptilien im NHM

Heute, 11:17 · Lesedauer 3 min

Unter dem Motto "Lurch raus - Schuppen ab" sind ab Mittwoch (30. April) die generalsanierten und neu gestalteten Schausäle der Herpetologischen Sammlung im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien zu besichtigen. Man wolle die vielleicht spröde anmutende "Schönheit" der Amphibien oder Lurche und der Reptilien - vulgo Kriechtiere - zeitgemäß darstellen, hieß es bei der Präsentation am Dienstag. Die nun deutlich heller wirkenden Säle 27 und 28 sind Teil eines größeren Umbauplanes.

Denn die im November 2023 gestartete Neugestaltung der Räumlichkeiten für Präparate von Schlangen, Schildkröten, Waranen, Krokodilen, Fröschen, Molchen und Co ist ein Mosaikstein in einem Großprojekt, in dessen Rahmen der zoologische Rundgang in der Oberetage des Hauses an der Wiener Ringstraße sukzessive verjüngt wird, erklärte NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland vor Journalisten. Das bezeugen auch die aktuell im Beginnstadium der Sanierung befindlichen vier Vogel-Säle, die als nächstes an der Reihe sind.

Seit Anbeginn des Museums am Ende des 19. Jahrhunderts orientiert sich dieser Rundgang am damals visionären und bei weitem nicht überall akzeptierten Konzept der Evolution - man beginnt die Reise beim Einzeller und beendet sie bei den Säugetieren, mit den Menschenaffen zum Abschluss. Diesem Konzept bleibe man treu, wenn auch unter neuen Voraussetzungen: So blieben auch in den herpetologischen Sälen die historischen Vitrinen erhalten. Darin finden sich auch noch sehr viele historische Gläser mit in Alkohol eingelegten Tieren aller Art - rund 1.000 teils seltene oder ausgestorbene Tiere sind zu sehen. Manche davon finden sich auch auf den alten Deckengemälden, die aufwendig restauriert wurden, wie Restauratorin Anna Boomgaarden schilderte.

Neu ist die Technik der Präsentation mit angenehm schimmerndem Licht, das viele der auch farblich ansprechenden Präparate dementsprechend in Szene setzt, erklärte Silke Schweiger, Leiterin der Herpetologischen Sammlung, gegenüber der APA. Begleitet wird all das mit "niederschwellig geschriebenen" Informationen, die auch für Laien verständlich daherkommen. Dazu gibt es eigene Vitrinen, in denen erklärt wird, was Amphibien und Reptilien eigentlich ausmacht, wie sie sich tarnen, kommunizieren, warum sie gefährdet sind - Stichwort Schlangenleder und Kroko-Handtasche - und in welchen teils verschlungenen Stellungen sie sich fortpflanzen.

Riesige Python begrüßt

Über den Schaukästen sieht man stattliche Schlangenskelette und ebenso eindrucksvolle Schildkröten - letztere hängen nun wieder so, wie bei der Museumseröffnung. Neben den historischen Präparaten - rund 200.000 Objekte zählt die Sammlung insgesamt - gibt es auch komplett Neues zu sehen. So etwa eine riesige Python, die einen im Schlangen-Saal begrüßt. Sie stammt von einem privaten Halter und lag zuvor rund 20 Jahre tiefgekühlt im Fundus, bevor das Präparatoren-Team sie in monatelanger Arbeit eindrucksvoll in Szene setzte, so Schweiger.

Ein Highlight dieser Arbeiten ist auch eine Kragenechse, die im Laufschritt auf nur einem Bein stehend, zu sehen ist. Dafür, aber auch für andere neue Präparate gab es bei einschlägigen internationalen Wettbewerben Auszeichnungen, betonte die Sammlungsleiterin. Wer sich ein Bild davon machen möchte, welche zu diesen beiden Tiergruppen gehörenden Vertreter man hierzulande mit etwas Glück in Garten, Wald oder Wiese antreffen kann, wird mit einer "Österreich-Vitrine" auch auf den Letztstand zur Verbreitung von Hornviper, Kreuzotter, Salamander oder allerlei Frösche und Kröten gebracht.

(S E R V I C E - https://www.nhm-wien.ac.at/herpetoneu)

Zusammenfassung
  • Ab dem 30. April sind die generalsanierten Schausäle der Herpetologischen Sammlung im NHM Wien für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Neugestaltung ist Teil eines umfassenden Projekts zur Modernisierung des zoologischen Rundgangs im Museum.
  • Historische Vitrinen und rund 1.000 Gläser mit seltenen oder ausgestorbenen Tieren bleiben erhalten. Neue Präsentationstechniken mit schimmerndem Licht setzen die Exponate eindrucksvoll in Szene.
  • Eine riesige Python, die zuvor 20 Jahre tiefgekühlt war, wird als neues Highlight präsentiert. Eine Kragenechse im Laufschritt, international ausgezeichnet, ist ebenfalls zu sehen.