Polizist in Brust gestochen: "Wollte, dass sie mich töten"
Nach einem Messerangriff auf einen Polizisten hat sich am Freitag ein 41-jähriger Mann bei einem Prozess im Wiener Straflandesgericht wegen versuchten Mordes verantworten müssen. Dem Jordanier wurde vorgeworfen, im Mai einem 24-jährigen Polizeibeamten am Keplerplatz von hinten in Tötungsabsicht in die rechte Brust gestochen zu haben - PULS 24 war vor Ort und berichtete.
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Der Polizist trug ein Stichschutz-Gilet, weshalb es zu keinen Verletzungen kam. Der Angeklagte zeigte sich nur teilweise schuldig, wurde aber rechtskräftig zu 20 Jahren Haft verurteilt.
"Suicide by Cop"
Der Jordanier, der in Österreich als Flüchtling anerkannt war, räumte bei der Verhandlung die Tat am 24. Mai 2024 ein, von der es auch eine eindeutige Videoaufzeichnung einer mobilen Überwachungsstation gab. Er habe kurz zuvor erfahren, dass er unfruchtbar sei und dadurch in einen psychischen Ausnahmezustand geraten.
Da er nicht den Mut aufbrachte, Suizid zu begehen, wollte er mit dem Messerangriff auf den Polizisten erreichen, dass er von dessen Kollegen erschossen wird. Diesen "Suicide by Cop" gestand der Beschuldigte auch ein. "Ich wollte, dass sie mich töten", sagte er.
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Während er bei seinen ersten Aussagen angab, dass er den Polizisten mit der Attacke töten wollte, wies er bei dem Geschworenenprozess jede Tötungsabsicht zurück. Er habe vielmehr "aus seiner Lebenserfahrung aus dem Fernsehen" gewusst, dass alle Polizistinnen und Polizisten Schutzwesten tragen, die sie vor Messerstichen schützen. Warum er dann mit dem Messer mit einer Klingenlänge von 19,5 Zentimetern derart heftig auf den Beamten einstach, dass sich die Klinge verbog, konnte er nicht erklären.
Ohne Schutzweste tödlich
Aus dem Gutachten des medizinischen Sachverständigen ging hervor, dass der Polizist ohne Schutzweste tödliche oder mindestens lebensbedrohliche Verletzungen erlitten hätte. Das Gericht sah es schließlich als gegeben an, dass der Jordanier dem Beamten am Keplerplatz von hinten in Tötungsabsicht in die rechte Brust gestochen hat.
Der Beamte ist seit der Tat zudem in psychologischer Behandlung und nur mehr im Innendienst im Innenministerium tätig. "Er leidet noch immer an den Folgen", führte sein Privatbeteiligtenvertreter aus.
Zwei medizinische bzw. psychiatrische Sachverständige bescheinigten dem Angeklagten volle Zurechnungsfähigkeit. Beim Tatzeitpunkt lag auch keinerlei Beeinträchtigung durch Alkohol oder Drogen vor. Auf der Tatwaffe wurde zudem DNA des Jordaniers sichergestellt.
Der Tatort liegt innerhalb einer in Favoriten verhängten Waffenverbotszone. Diese trat am 30. März in Kraft, nachdem es im Bereich Reumannplatz - Keplerplatz zu einer Häufung von Messerstechereien gekommen war. In diesem Zusammenhang sind bereits mehrere Mordversuch-Verfahren gerichtsanhängig.
Sind Sie in einer Krisensituation? Hier finden Sie Hilfe:
- Suizidprävention auf www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention
- Telefonseelsorge: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr, online unter www.telefonseelsorge.at
- Sozialpsychiatrischer Notdienst/PSD: 01 31330, täglich 0–24 Uhr, online unter www.psd-wien.at
- Rat auf Draht: 147. Beratung für Kinder und Jugendliche. Anonym, täglich 0–24 Uhr, online unter www.rataufdraht.at
- Kindernotruf: 0800 567 567, Beratung bei persönlichen Krisen. Anonym, täglich 0-24 Uhr www.bittelebe.at
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Zusammenfassung
- Ein 41-jähriger Mann ist bei einem Prozess im Wiener Straflandesgericht wegen versuchten Mordes an einem Polizisten am 24. Mai in Wien von den Geschworenen einstimmig schuldig gesprochen und zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt worden.
- Das Gericht sah es als gegeben an, dass der Jordanier dem Beamten am Keplerplatz von hinten in Tötungsabsicht in die rechte Brust gestochen hat.
- Das Urteil ist rechtskräftig.