Mordserie in Wien geklärt: Obdachloser in Haft
Nachdem eine junge Frau am Sonntag in Wien-Floridsdorf erstochen worden ist, hat die Polizei einen 50-jährigen Obdachlosen festgenommen. Er steht im Verdacht, auch den Mord an einem 74-jährigen Apotheker in der Silvesternacht begangen zu haben. Das hat die Polizei bei einer Pressekonferenz am Montag bekannt gegeben. Die DNA des 50-Jährigen wurde anscheinend an beiden Tatorten entdeckt.
Dietmar Berger, Stellvertretender Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien, spricht bei beiden Tatorten von "chaotischen Zuständen". Es sei nicht versucht worden, Spuren zu verwischen. Außerdem seien jeweils ähnliche Spuren gefunden worden. "Es scheint sich um willkürliche Taten gehandelt zu haben", so Berger.
Verdacht auf Doppelmord in Wien
Vorgehen des Verdächigen "sehr ungewöhnlich"
Der Fall ist selbst für die erfahrensten Ermittler sehr ungewöhnlich, denn der Mann dürfte ohne jegliches Motiv gehandelt haben. Beim getöteten Apotheker, der massive Kopfverletzungen, gefesselte Beine sowie Misshandlungsspuren am ganzen Körper aufwies, fanden die Polizisten zwar eine hergerichtete Tasche mit Diebesgut aus dem Haus, diese wurde aber zurückgelassen. Der Verdächtige dürfte sich aber über längere Zeit am Tatort aufgehalten und auch alkoholische Getränke konsumiert haben. Mitgenommen hat der mutmaßliche Täter dann aber lediglich eine Geldbörse und die Schuhe des Opfers.
Auch beim den zweiten Delikt, bei dem eine zweifache 31-jährige Mutter an massiven Kopfverletzungen und mehreren Messerstichen getötet wurde, dürfte es sich nicht um einen regulären Einbruch gehandelt haben. Auch hier war der Tatort Berger zufolge "chaotisch und kompliziert", die Szene wirkte "surreal". Der Verdächtige hielt sich vermutlich ebenfalls mehrere Stunden in dem Haus auf, konsumierte Getränke und stahl letztlich wieder nur Schuhe. "Es ist nicht nachvollziehbar, was der Täter gemacht hat", so Berger. Die beiden Kinder (vier und fünf Jahre alt) blieben körperlich unversehrt, sie werden nun schonend befragt.
Motiv noch unklar
Bei einer ersten Einvernahme habe sich der mutmaßliche Täter den Ermittlern gegenüber sehr aggressiv verhalten. Auch die Unterstützung der Wiener Spezialeinheit WEGA habe es nicht möglich gemacht, den Täter zu befragen. Deshalb sei die Einvernehmung abgebrochen worden - das Motiv ist deshalb noch unklar.
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 50-jährigen polnischen Staatsbürger, der sich illegal in Österreich aufgehalten hatte. "Es ist ein klassisches U-Boot", sagte Berger. In Österreich war er Ende 2022 erstmals durch zwei Delikte aufgefallen: am 27. Dezember 2022 wegen Körperverletzung an seiner - ebenfalls odachlosen - polnischen Lebensgefährtin sowie am 29. Dezember 2022 wegen Brandstiftung. In Deutschland hatte er aber von 2001 bis 2018 insgesamt 23 Delikte gesetzt - von Diebstahl über Körperverletzung bis hin zum Raub.
Einen wichtigen Hinweis bei der Ermittlungsarbeit habe es von Journalisten gegeben, die nach dem Mord an einer jungen Frau in Wien-Floridsdorf noch vor Ort waren. Der mutmaßliche Täter dürfte zum Tatort zurückgekehrt sein. Die alarmierte Polizei hat ihn vor Ort festgenommen.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nina Bussek hat angekündigt, dass nach dem Versuch einer ersten Einvernahme Untersuchungshaft beantragt worden sei und ein psychiatrisches Gutachten über die Gefährlichkeit des Täters angeordnet wird.
Zusammenfassung
- Zwei Morde in Wien dürften geklärt sein.
- Ein 50-jähriger Obdachloser ist festgenommen worden - seine DNA soll an beiden Tatorten gefunden worden sein.
- Ermittler sprechen von "chaotischen Zuständen am Tatort" - der 50-Jährige dürfte "willkürlich" gehandelt haben.