Minderjährige über Plattform für Sex vermittelt
Der 27-Jährige lernte die 15-Jährige über eine App kennen, noch in der gleichen Nacht vereinbarten die beiden ein Treffen. Die Jugendliche gab sich zunächst als 21-Jährige aus, als der Mann sie auf ihr junges Aussehen ansprach, korrigierte sie ihr Alter auf 18, womit sich der gebürtige Iraner zufrieden gab. Recht bald gingen die beiden eine sexuelle Beziehung ein, in deren Verlauf die 15-Jährige berichtete, dass sie bereits über eine Plattform Fotos von sich verkauft habe. Im Zuge dessen kam der 27-Jährige laut Staatsanwältin auf die Idee, dass sich das Mädchen auf diesem Weg prostituieren könne, was dieser beim Prozess vor dem Schöffengericht in Abrede stellte.
Die 15-Jährige habe ihm erzählt, dass sie schon einmal ihren Körper auf der Plattform verkauft habe, aber mehr als 100 bis 200 Euro wollte sie nicht verlangen. "Da hab' ich gesagt, dass es Frauen gibt, die viel mehr verlangen", sagte der Beschuldigte. "500 Euro sind da durchaus üblich", so der 27-Jährige. Den Lohn für die sexuellen Dienste bezeichnete er dann auf der Plattform als "Treffen für Taschengeld".
Die 15-Jährige, die in einer betreuten Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe untergebracht war, brachte dann eine Freundin ins Spiel, mit der sie die Geschäfte gemeinsam machen wollte. Laut Anklage soll der 27-Jährige gesagt haben, die 15-Jährige solle eine weitere Frau, "eine Kifferin besorgen, da diese Mädchen für Drogen alles machen würden". Auch das stellte der Beschuldigte in Abrede: "Die Idee kam nicht von mir." Er geht davon aus, dass die Mädchen ihn nun belasten, weil sie "Angst vor Konsequenzen" haben.
Mädchen bekamen insgesamt 2.700 Euro
Für die Ältere wurden vier Kunden organisiert, sie kassierte 1.900 Euro. Die 15-Jährige erhielt für ungeschützten Sex 800 Euro. Laut Staatsanwaltschaft mussten die Mädchen die Hälfte des Lohns abgeben. "Nein, das stimmt nicht. Ich habe nur 300 Euro erhalten", weil er bei der Preisgestaltung geholfen hatte und während des Termins der Mädchen erreichbar war. Auf Nachfragen der Richterin gab der 27-Jährige auch zu, mit "drei bis vier Kunden" im Namen der 15-Jährigen gechattet zu haben, die Zugangsdaten wurden ihm übermittelt. "Es ist nichts durch meinen Einfluss oder meine Idee passiert."
Als er nach Wochen mitbekam, dass die Mädchen minderjährig sind, habe er sofort die Reißleine gezogen. Die Richterin legte ihm daraufhin Chats vor, wo er durchaus noch mitgemacht hatte, obwohl er über das Alter der Jugendlichen informiert war. "Es geht um das Bild, das hier vermittelt wird, dass Sie der Organisator waren", so die Schöffensenatsvorsitzende. Prostitution bzw. Escort sei "ok, man muss nur volljährig sein", meinte der Angeklagte. Er habe der 15-Jährigen noch geschrieben, dass der Weg, den sie gehe, kein gutes Ende nehmen werde.
Geständnis nur zu einem Anklagepunkt
Angeklagt ist neben Förderung der Prostitution und pornografischer Darbietungen Minderjähriger auch Zuhälterei, geschlechtliche Nötigung, Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung und der unerlaubte Umgang mit Suchtgiften, weil er der 17-Jährigen Cannabis überlassen hatte. Dazu bekannte er sich schuldig. Ebenso angeklagt war Vergewaltigung, er soll die 15-Jährige eingeschüchtert und sie dann missbraucht haben.
Da die Einvernahme des Beschuldigten einige Zeit in Anspruch genommen hat, wurde der Prozess am Nachmittag vertagt. Nächste Verhandlung ist am 16. April.
Zusammenfassung
- Ein 27-jähriger Mann steht vor Gericht, weil er zwei minderjährige Mädchen für sexuelle Dienste vermittelt haben soll. Die 15-Jährige gab sich zunächst als 21-Jährige aus und verdiente 800 Euro, während die 17-Jährige 1.900 Euro erhielt.
- Der Angeklagte bekannte sich teilschuldig und erklärte, er habe lediglich bei der Preisgestaltung geholfen und mit drei bis vier Kunden im Namen der 15-Jährigen gechattet. Er erhielt 300 Euro für seine Unterstützung.
- Die Verhandlung wurde vertagt, und die nächste Anhörung ist am 16. April. Neben Förderung der Prostitution ist der Mann auch wegen Zuhälterei und geschlechtlicher Nötigung angeklagt.