Messerangriff in deutschem ICE war kein Terrorakt
Ein Gutachter gehe davon aus, dass der Mann unter einer "paranoiden Schizophrenie" leide und wahnhafte Vorstellungen habe, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wird der mutmaßliche Täter in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.
Der Mann mit syrischer Staatsbürgerschaft soll am Samstag im ICE Passau-Hamburg wahllos Mitreisende attackiert haben. Dabei wurden vier Männer verletzt. Der mutmaßliche Täter habe kurz nach Regensburg im Wagen 5 unvermittelt einen 26-jährigen Mann angegriffen und schwer am Kopf verletzt, sagte Polizeivizepräsident Thomas Schöniger. Danach habe er einem 60-jährigen Fahrgast Schnittwunden an Kopf und Rumpf und einem weiteren 60-Jährigen ebenfalls Verletzungen zugefügt. Danach habe er in Wagen 4 einem 39-Jährigen in den Körper gestochen. Die beiden jüngeren Opfer seien am Sonntagmittag noch im Krankenhaus gewesen, sagte Schöniger.
Festnahme ohne Widerstand
Nach dem Halt des Zugs seien Streifenbeamte in den Zug gekommen und hätten den mutmaßlichen Tatverdächtigen unter Vorhalt von Schusswaffen auf den Boden dirigiert, sagte Schöniger. Er habe sich dann widerstandslos festnehmen lassen. In seiner Hose habe er ein blutverschmiertes Klappmesser mit einer Klingenlänge von acht Zentimetern gehabt.
Polizeipräsident Norbert Zink dankte Reisenden, "die versucht haben, den Tatverdächtigen von weiteren Aktionen abzuhalten". Der 2014 nach Deutschland eingereiste Verdächtige, der in Syrien geboren wurde, hatte nach Informationen der Polizei einen Tag vor der Tat seine Arbeitsstelle verloren.
Kurz nach 9.00 Uhr waren am Samstag Notrufe bei Polizei und Rettungsdiensten eingegangen. Der ICE hatte auf halbem Weg zwischen Regensburg und Nürnberg außerplanmäßig an dem kleinen Bahnhof Seubersdorf nahe Neumarkt in der Oberpfalz gehalten. Weil die Lage zunächst völlig unklar war, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an und räumte den Zug. Etwa 200 Fahrgäste wurden laut Rotem Kreuz bis zum späten Nachmittag in einem Gasthaussaal betreut und verpflegt. Die ICE-Strecke zwischen Regensburg und Nürnberg wurde erst am Abend wieder freigegeben.
Verdächtiger fühlt sich von Polizei verfolgt
Ein Sachverständiger habe den 27-Jährigen untersucht und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass er unter Wahnvorstellungen leide und die "Schuldfähigkeit des Beschuldigten zur Tatzeit aufgehoben war", sagte Staatsanwalt Neuhof. Der Beschuldigte werde im Bezirksklinikum Regensburg untergebracht.
Der 27-Jährige habe dem Gutachter gesagt, er fühle sich von der Polizei verfolgt: Sie schicke Männer, die ihn verrückt machen sollten. Von dem 26-jährigen Fahrgast im Zug habe er sich bedroht gefühlt und "gemeint, dieser Mann wolle ihn töten". Daraufhin habe er wuchtig auf dessen Kopf eingestochen. Die anderen Taten habe er dann nach eigener Aussage "wie im Traum begangen", sagte Neuhof. "Er hat die Taten also nicht abgestritten." Ermittelt werde wegen versuchten Mordes.
Zusammenfassung
- Den Messerangriff auf Passagiere eines ICE in Bayern werten die Ermittler nicht als Terrorakt.
- Der Mann mit syrischer Staatsbürgerschaft soll am Samstag im ICE Passau-Hamburg wahllos Mitreisende attackiert haben.
- Der 2014 nach Deutschland eingereiste Verdächtige, der in Syrien geboren wurde, hatte nach Informationen der Polizei einen Tag vor der Tat seine Arbeitsstelle verloren.
- Ein Sachverständiger habe den 27-Jährigen untersucht und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass er unter Wahnvorstellungen leide und die "Schuldfähigkeit des Beschuldigten zur Tatzeit aufgehoben war".