Kranwagenfahrer nach Zugsunglück in Taiwan in Haft
Mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde war der Schnellzug am Freitag mit rund 500 Passagieren kurz vor einem Tunnel im Osten der asiatischen Inselrepublik mit dem Kranwagen zusammengeprallt und entgleist. Rund 210 Menschen wurden verletzt. Mehr als 30 waren am Montag noch im Krankenhaus, drei in einem kritischen Zustand, wie das Notfallzentrum berichtete.
Der Kranwagen war oberhalb der Bahnstrecke auf einem Hügel bei einer Baustelle geparkt. Das Fahrzeug rollte den Ermittlungen zufolge aber den Hang hinab, weil die Handbremse nicht richtig angezogen war, und stürzte auf die Schienen. Ob menschliche Nachlässigkeit oder mechanisches Versagen die Ursache war, wird derzeit untersucht.
Der Vize-Minister für Verkehr und Kommunikation, Wang Kwo-tsai, berichtete auch, dass die Baustelle - anders als vorgeschrieben - keinen Sicherheitszaun gehabt habe. Der am Sonntag verhaftete Kranwagen-Fahrer war am Vortag nach einem Verhör noch gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden. Das Gericht widerrief seine Entscheidung aber angesichts der Schwere des Unglücks. Es argumentierte mit Flucht- und Verdunkelungsgefahr, auch könnten Beweise vernichtet werden.
Es war das schwerste Zugsunglück in Taiwan seit 70 Jahren. Nach der Kollision mit dem Baufahrzeug entgleisten die ersten fünf der acht Waggons des Taroko-Express von Taipeh nach Taitung in dem schmalen, einspurigen Tunnel an der Steilküste beim Qingshui-Kliff.
Die Kamera des Zuges zeigte nach Angaben der Nachrichtenagentur CNA, dass der Zugführer und sein Assistent nur 6,9 Sekunden Zeit hatten, um auf das plötzlich auftauchende Hindernis zu reagieren. Dies war nicht genug, um den Zug noch zu stoppen, wie der Chef der Transportbehörde, Young Hong-tsu, berichtete. Beide kamen ums Leben.
Als Zeichen der Trauer wehten am Samstag die Flaggen der Inselrepublik auf Halbmast. Die Zahl der Toten wurde von 51 auf 50 korrigiert, weil ein Opfer doppelt gezählt worden sei.
Das Unglück ereignete sich drei Tage vor dem chinesischen Totengedenktag am Montag, zu dem besonders viele Reisende unterwegs waren. Familienangehörige der Opfer kritisierten die Bahngesellschaft, die wegen der großen Nachfrage auch Tickets ohne Sitzplatzanspruch verkauft hatte. Rund 120 Passagiere hätten stehen müssen, als die Zugkatastrophe passierte.
Das Notfallzentrum berichtete, dass die Familien der Opfer zunächst jeweils 5,4 Millionen Taiwan-Dollar, umgerechnet 161.000 Euro, als Entschädigung erhalten sollen.
Zusammenfassung
- Nach dem seit Jahrzehnten schwersten Zugsunglück in Taiwan mit 50 Toten drehen sich die Ermittlungen um die Frage, wie ein Baufahrzeug auf die Schienen geraten konnte.
- In Tränen entschuldigte sich der Mann bei den Familien der Opfer, ehe ihn die Polizei abführte.
- Das Notfallzentrum berichtete, dass die Familien der Opfer zunächst jeweils 5,4 Millionen Taiwan-Dollar, umgerechnet 161.000 Euro, als Entschädigung erhalten sollen.