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Kommission mit heftiger Kritik an Londoner Polizei

Knapp drei Jahre nach der Ermordung der Londonerin Sarah Everard durch einen aktiven Polizisten hat ein unabhängiger Bericht das Vorgehen der Polizei in dem Fall scharf kritisiert. Der Mörder hätte nie eingestellt werden dürfen, sagte Elish Angiolini, die Vorsitzende einer Untersuchungskommission, am Donnerstag. Wichtige Warnsignale bei polizeilichen Überprüfungen und Ermittlungen seien wiederholt ignoriert worden.

Dazu hätten eine Vorliebe für extreme und gewalttätige Pornografie gehört. Zudem seien Beweise gefunden worden, dass der Mann vor seiner Polizeikarriere einen "sehr schweren sexuellen Übergriff auf ein Kind" begangen habe. Der Polizist hatte die 33-jährige Sarah Everard am 3. März 2021 auf offener Straße mithilfe seines Dienstausweises angehalten, sie entführt, vergewaltigt und ermordet. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und soll nie mehr freikommen. Der Fall hatte landesweit für Entsetzen gesorgt, eine Debatte über die Sicherheit von Frauen ausgelöst und das Vertrauen in die Londoner Polizei massiv untergraben.

Sarah Everards Mutter sagte nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts, ihre Tochter sei gestorben, weil der Mörder ein Polizist war. "Sie wäre nie in das Auto eines Fremden gestiegen." Wie der Bericht ergab, hatte der Mann eine jahrelange Vorgeschichte sexueller Übergriffe. Ohne eine umfassende Überarbeitung polizeilicher Strukturen könnten ähnliche Fälle nicht verhindert werden, sagte Kommissionsleiterin Angiolini. "Jetzt ist es an der Zeit für Veränderungen."

Die Londoner Metropolitan Police steht seit Jahren auch wegen anderer Fälle in der Kritik. Untersuchungen warfen der Behörde institutionellen Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie vor. Met-Chef Mark Rowley, der nach dem Everard-Fall ins Amt kam, machte wiederholt deutlich, dass Hunderte Beamte im Dienst seien, die eigentlich gefeuert werden müssten.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein unabhängiger Bericht kritisiert die Londoner Polizei für das Ignorieren von Warnsignalen bei der Einstellung des Mörders von Sarah Everard.
  • Der Polizist, der Everard entführte, vergewaltigte und ermordete, hatte eine Vorgeschichte sexueller Übergriffe und hätte nie eingestellt werden dürfen.
  • Der Fall löste eine landesweite Debatte über Frauen-Sicherheit aus und führte zu Forderungen nach einer umfassenden Überarbeitung polizeilicher Strukturen.