Kindesmissbrauch: Ermittler legen drei Darknet-Plattformen still
In den USA, in Großbritannien und in Deutschland seien mehrere Verdächtige festgenommen worden, teilten das bayerische Landeskriminalamt (LKA) und die Zentralstelle Cybercrime in Bamberg am Freitag mit. Sie sollen als Administratoren, Programmierer oder Moderatoren tätig gewesen sein. "Es handelte sich um sehr konspirativ aufgesetzte und technisch gut abgesicherte Seiten mit einem großen Nutzerkreis", erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet, das bei der Zentralstelle Cybercrime angesiedelt ist.
Auf den Plattformen seien mehrere Tausend Nutzer aus dem In- und Ausland aktiv gewesen. Sie verbreiteten dort demnach monatlich mehr als 20.000 Bilder und Videos von Missbrauchsdarstellungen von Kinder und veröffentlichten 120.000 Postings. "Die Täter müssen auch in diesem Bereich damit rechnen, überführt und zur Verantwortung gezogen zu werden. Auch das Darknet ist kein rechtsfreier Raum", sagte LKA-Präsident Harald Pickert.
"Habt kranken Spaß hier!"
Einem Bericht des "SPIEGEL" zufolge sollen manche Darknet-Nutzer Bilddateien mit den Hinweisen "Mädchen im Kleinkindalter" und "Preteen Girl" verschickt haben und sich dort auch zum sexuellen Missbrauch von Kindern verabredet haben. Die zugänglichen Bereiche der Seite offenbaren die teils unvorstellbare Schwere des mutmaßlichen Missbrauchs. Chats sollen in Alterskategorien der Opfer eingeteilt worden sein, die jüngste im Alter bis zu 5 Jahren. Die Beschreibung eines solchen Chats soll laut SPIEGEL gestanden sein: "Have sick fun here!" ("Habt kranken Spaß hier!).
Treffen internationaler Experten in München
Die Ermittlungen begannen 2019. Im Rahmen der Auswertung von sichergestellten Beweismitteln konnten die bayerischen Ermittler Bezüge in die USA, nach Großbritannien sowie nach Australien herstellen. Um gemeinsam gegen die Plattform-Verantwortlichen zu ermitteln, gab es ein Treffen der internationalen Experten in München.
In Deutschland wurde Anfang November 2022 in Bonn ein Tatverdächtiger festgenommen. Der 22-Jährige soll als Moderator einer Plattform tätig gewesen sein. Er sitzt derzeit in U-Haft. Ihm werde unter anderem die bandenmäßige Zugänglichmachung von Kinder-Missbrauchsdarstellungen in einer Vielzahl von Fällen vorgeworfen, hieß es weiter. Dieses Verfahren werde von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime in Nordrhein-Westfalen geführt.
Ein schweizer Nutzer war in seiner Heimat bereits wegen des Besitzes von Darstellungen von Kindesmissbrauch verurteilt worden und stand wegen Pädophilie in therapeutischer Behandlung. Er soll in den Darknet-Chats laut SPIEGEL-Informationen unter anderem ein potenzielles Vergewaltigungsopfer im Alter zwischen zwei und 18 Jahren gesucht haben.
Schwaben im Mai 2021 festgenommen
Der Bamberger Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet, das bei der Zentralstelle Cybercrime angesiedelt ist, sagte, LKA und die Spezial-Staatsanwaltschaft hätten akribisch ermittelt und einen langen Atem bewiesen. Es seien zudem zahlreiche Nutzer der Plattformen identifiziert worden.
So habe man bereits im Mai 2021 einen Mann aus Schwaben festnehmen können. Bei ihm seien mehr als 800.000 Bilder und Videos von Missbrauchsdarstellungen, sowie Anleitungen dazu gefunden worden. Er soll bereits 2019 einschlägig verurteilt worden sein. Das Strafverfahren dauere an, teilten LKA und Zentralstelle weiter mit.
Zusammenfassung
- Bayerischen Ermittlern ist ein Schlag gegen Betreiber von internationalen Plattformen mit Kinder-Missbrauchsdarstellungen im Darknet gelungen.
- Im Rahmen der Auswertung von sichergestellten Beweismitteln konnten die bayerischen Ermittler Bezüge in die USA, nach Großbritannien sowie nach Australien herstellen.
- In Deutschland wurde Anfang November 2022 in Bonn ein Tatverdächtiger festgenommen.