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Kinder und Dutzende Hoftiere in Oststeiermark vernachlässigt

In der Oststeiermark ist ein Fall von gravierendem Fehlverhalten eines Ehepaares gegenüber den eigenen Kindern bzw. Dutzenden Tieren auf dem von der Familie bewohnten Gehöft bekannt geworden. Die vier Kinder mussten in einem laut Polizei "stark verwahrlosten" und verschmutzten Umfeld leben. Pferde waren abgemagert und verletzt, eine Hündin war an den Hinterläufen gelähmt und hatte offene Wunden. Das deutsche Paar ist mittlerweile wieder in die Heimat gezogen.

Polizei und Behörden hatten genau ein Jahr lang gegen das Paar im Bezirk Weiz ermittelt, teilte die Landespolizeidirektion am Freitag mit. Die Vorwürfe reichen von mehrfacher Tierquälerei und Umweltgefährdung bis hin zum Verdacht der Kindeswohlgefährdung. Wie die Ermittlungen ergaben, standen die Verdächtigen bereits in Niederösterreich wegen ähnlicher Vorwürfe im Fokus der Behörden. Eine dortige Landwirtschaft wurde 2022 nach mehreren Anzeigen aufgelassen. Auch in der Steiermark erwarten die beiden nun zahlreiche Anzeigen und strafrechtliche Konsequenzen.

Die vier Kinder - zwei sollen leibliche, zwei Pflegekinder sein - lebten in Zimmern mit Müll, Schmutz und Gerümpel. Zwei schliefen gemeinsam im Bett des vollgestellten und unordentlichen Kinderzimmers, die beiden anderen im Stockbett eines vollgeräumten Durchgangszimmers. Beamte stellten Ungeziefer auf verunreinigtem Geschirr mit Speiseresten fest. Unterstützungsangebote oder Hilfen wurden nur spärlich angenommen oder überhaupt abgelehnt. Zudem verweigerten die Eltern zum Teil die Mitwirkung an der Gefährdungsabklärung der Kinder- und Jugendhilfe, indem sie gegen Ende des Vorjahres mit den Kindern nach Deutschland gingen. Die deutschen Behörden wurden bereits umfassend über das Verfahren und die Gefährdungsfaktoren informiert.

Beamte der Inspektion St. Margarethen an der Raab hatten in Zusammenarbeit mit Umwelt-Ermittlern des Landeskriminalamtes (LKA) Steiermark und der Bezirkshauptmannschaft Weiz gegen die beiden ermittelt. Auslöser war eine anonyme Anzeige wegen des Verdachts mangelhafter Tierhaltung am Hof der beiden. Erste Kontrollen im Jänner 2024 mit dem Veterinär- sowie dem Umwelt- und Agrarreferat der BH bestätigten gravierende Missstände, die sich über Monate fortsetzten. Dazu kamen unbezahlte Tierarztrechnungen. Mehrere Pferde standen im bis zu 30 Zentimeter tiefen Dreck im Stall und litten schwer an vernachlässigter Hufpflege.

Tiere abgemagert und verletzt

Auf abgegrasten und überfluteten Koppeln fanden Behörden abgemagerte und verletzte Pferde, darunter ein früheres Dressurpferd mit schmerzhaften, eiternden Hufabszessen. Hunde wurden in dunklen und mit Fäkalien verunreinigten Räumen gehalten, in einem Erdkeller, in einem kleinen Heizraum und in einer Hundebox. Eine Hündin hatte offene Wunden und eine Lähmung an den Hinterläufen. Insgesamt stießen die Behörden neben etwa 100 Hühnern und zwei Schafen nach und nach auf neun Hunde und 25 Pferde. Trotz mehrfacher behördlicher Auflagen wurden die Tiere oft auf den Behörden nicht bekannte Orte gebracht und dort vor Kontrollen versteckt. Mehrere Tierabnahmen waren die Folge. Verhängte Tierhalteverbote bekämpfte das Paar bis zum Landesverwaltungsgericht (LVwG). Weiters belastete ein großflächiger Misthaufen durch austretende Jauche Boden und Gewässer. Dazu kamen Gefahren durch eingestürzte Gebäude und große Mengen brennbaren Mülls bei einem Heizraum.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein deutsches Ehepaar wird beschuldigt, in der Oststeiermark seine vier Kinder und zahlreiche Hoftiere vernachlässigt zu haben. Die Kinder lebten in einem stark verwahrlosten Umfeld, während Pferde und Hunde abgemagert und verletzt waren.
  • Die Ermittlungen der Behörden dauerten ein Jahr und umfassen Vorwürfe der Tierquälerei und Kindeswohlgefährdung. Bereits in Niederösterreich stand das Paar wegen ähnlicher Vorwürfe im Fokus.
  • Insgesamt wurden 9 Hunde, 25 Pferde, 100 Hühner und 2 Schafe in unhygienischen Bedingungen gehalten. Trotz mehrfacher behördlicher Auflagen wurden die Tiere oft versteckt und Tierhalteverbote bis zum Landesverwaltungsgericht bekämpft.