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Kampagne gegen Alkohol und Drogen im Tiroler Straßenverkehr

09. Feb. 2024 · Lesedauer 4 min

Angesichts einer Zunahme von entsprechenden Delikten sowie Verkehrstoten in Tirol ist ab dem Frühjahr eine Kampagne zum Thema Alkohol und Drogen im Straßenverkehr geplant. Dabei sollen persönliche Erzählungen von Betroffenen abschreckend wirken, sagte Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) bei einem Pressegespräch am Freitag. In Tirol waren 2023 mit 35 um 20 Prozent mehr Verkehrstote gezählt worden als 2022. Hauptunfallursachen waren Ablenkung, Geschwindigkeit und Überholen.

"Alkohol im Verkehr ist zu üblich", kritisierte Zumtobel. Das Thema müsse im Alltag besprochen und das Verhalten geändert werden. Entscheidend sei dabei auch die soziale Kontrolle innerhalb der Familie. "Wer am Wochenende nichts trinkt und andere nach Hause fährt, muss der Hero werden", beschrieb der Landesrat die gewünschte Entwicklung. Dafür soll auch emotionale Abschreckung durch Erzählungen von Betroffenen sorgen, die etwa alkoholisiert einen tödlichen Unfall verursacht hatten. Ausgerollt werden soll die entsprechende Kampagne dabei auf Plakaten, per Videos und auch auf Social Media. "Wir müssen klare Kante zeigen", betonte Zumtobel.

Im Bundesland war im Vorjahr in 3.905 Fällen (2022: 3.863) eine Beeinträchtigung durch Alkohol festgestellt worden. Zwei Drittel der Fälle betrafen dabei Alkoholisierungsgrade bei oder jenseits der 0,8 Prozent bzw. Fälle, in denen der Alkoholtest verweigert wurde. Besonders stark war die Zunahme der Fälle von Drogen am Steuer: 1.050 Personen wurden entsprechend angezeigt, 2022 waren es noch 601 Personen gewesen. Diese Zunahme sei neben eines hohen Kontrolldrucks auch auf neue technische Möglichkeiten wie spezielle Vortestgeräte zurückzuführen, erläuterte Landespolizeidirektor Helmut Tomac: "Die Zahlen sind aber nicht erbauend."

Bezüglich erhöhter Geschwindigkeit als Unfallursache verwies Bernhard Knapp, Vorstand der Abteilung Verkehrsrecht, indes auf die ab März gesetzlich ermöglichte Beschlagnahmung von Raser-Fahrzeugen als Abschreckung. Auch wenn ein Großteil der Geschwindigkeitsüberschreitungen gering sei, wolle man "die Ausreißer einfangen", so Knapp. Möglich sei eine Beschlagnahmung jedoch nur bei einer extrem erhöhten Geschwindigkeit, betonte Salzmann - etwa bei mehr als 200 km/h in einer 130er-Zone auf der Autobahn. Um ein einheitliches Vorgehen sicherzustellen, befinde man sich dabei noch in Abstimmung mit den anderen Bundesländern.

Während die Zahl der Verkehrstoten in Tirol um 20 Prozent nach oben ging, wurde indes österreichweit ein geringerer Anstieg von sieben Prozent auf 396 Tote verzeichnet. Es gebe kein "markantes Ereignis", das den deutlicheren Anstieg im Bundesland erkläre, meinte Tomac auf Nachfrage und verwies auf das hohe Verkehrsaufkommen in Tirol. Bei einer zweistelligen Zahl würden einzelne Ereignisse dabei auch schnell zu einem statistischen Anstieg führen, führte der Landespolizeichef aus.

Bei den Verkehrsunfällen mit Personenschaden (3.857) sei man sich indes ebenso wie bei den Verletzten (4.671) statistisch wieder auf einem Vor-Corona-Niveau angekommen, teilte Landesverkehrsabteilungsleiter Günther Salzmann mit. Jeweils elf Verkehrstote seien Pkw zuzurechnen oder Motorradlenker. Sieben Betroffene seien zu Fuß unterwegs gewesen. Jeweils zwei Drittel der Toten seien männlich bzw. Inländer gewesen. Die größten betroffenen Altersgruppen waren dabei Personen über 80 Jahre (acht Tote), zwischen 51 und 60 (acht Tote) sowie zwischen 21 und 30 (sechs Tote). Drei Viertel der Unfälle mit Todesfolge hätten sich tagsüber - zwischen 7.00 und 19.00 Uhr - zugetragen, nannte Salzmann weitere Zahlen.

Zusammenfassend warnte Tomac davor, die Verantwortung für Unfälle nur beim "Vater Staat" zu suchen. "Egal wie viel Prävention und Kontrolle durchgeführt wird, können diese letztlich nicht die Eigenverantwortung der einzelnen Verkehrsteilnehmer ersetzen", sagte der Landespolizeichef. Jeder Verkehrstote sei einer zu viel, betonten die Verantwortlichen unisono.

Was die aktuell wieder zeitweise greifenden Tiroler Abfahrverbote von Autobahnen bzw. Schnellstraßen betrifft, sei indes aktuell weiter eine Vielzahl an Zurückweisungen von Lenkern zu berichten, teilte Salzmann auf Nachfrage mit. Entscheidend seien dabei besonders Navigationsgeräte bzw. -Apps, die die Lenker bereits bei kleineren Verkehrsbehinderungen auf niederrangige Straßen umleiten würden. Hier werde versucht, dass die Betreiber die entsprechenden Abfahrverbote auch berücksichtigen, letztlich sei das aber eine Frage der Zusammenarbeit mit diesen. "Wir bemühen uns", bekannten Zumtobel und Salzmann.

Die Abfahrverbote sollen verhindern, dass "Stauvermeider" das niederrangige Straßennetz verstopfen und die Versorgungssicherheit gefährden. Die Abfahrverbote traten am 23. Dezember in Kraft und gelten bis Ostermontag, den 1. April, an Wochenenden und Feiertagen von 7.00 bis 19.00 Uhr auf ausgewählten Straßen in den Tiroler Bezirken Kufstein, Reutte und Schwaz.

Zusammenfassung
  • Angesichts eines Anstiegs der Verkehrstoten um 20 Prozent auf 35 im Jahr 2023 plant Tirol ab Frühjahr eine Kampagne gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.