APA/dpa/Felix Kästle

Justizwache-Beamtin soll Insassen "psychischer Folter" ausgesetzt haben

Ein ehemaliger Insasse der Justizanstalt Innsbruck erhebt schwere Vorwürfe: Eine Beamtin soll die Inhaftierten psychischer Folter ausgesetzt haben. Das zuständige Justizministerium habe bereits Erhebungsschritte eingeleitet.

Gegenüber der "Kronen Zeitung" erhebt der Mann, der wegen eines Wirtschaftsdeliktes insgesamt drei Jahre in der Justizanstalt Innsbruck einsaß, schwere Vorwürfe gegen eine Beamtin der Justizwache.

  • Diese habe das warme Wasser in den Duschen abgestellt, sodass sich die Insassen nur kurzzeitig oder gar nicht waschen konnten.
  • Zum Teil soll die Beamtin den Strom in den Zellen deaktiviert haben, sodass die Insassen stundenlang im Dunkeln saßen. Sie soll auch "sporadisch Fernsehgeräte aus den Zellen" entfernt haben, "wenn sie Stress erzeugen wollte".
  • "Sie lässt erkrankte Inhaftierte, die etwa Hepatitis oder HIV haben, absichtlich mit gesunden Häftlingen in einer Zelle." Wenn jemand die Krätze habe, ignoriere sie die Anzeichen und verweigere einen Arztbesuch.
  • Diverse Antragsformulare seien vor den Augen der Häftlinge zerrissen worden, sodass diese nicht mehr lesbar waren. "Bei Anträgen auf Ausgang zerstört sie sofort jegliche Hoffnung", so der Ex-Insasse. Diese Anträge würden teilweise sogar verschwinden, man bekomme keine Antwort. Ein Insasse soll die Beamtin dabei beobachtet haben, wie sie ein Ansuchen und Anträge im Papierschredder vernichtet habe.
  • Die Justizwache-Beamtin habe die Notglocke ignoriert, wenn diese betätigt worden war, weil es zu Schlägereien und medizinischen Notfällen in den Zellen kam.
  • Die Beamtin habe wichtige Fragen der Insassen "ignoriert" und damit gedroht, "sie in den Keller zu schicken, indem sie behauptet, dass die Insassen ihr gedroht hätten".
  • Sie habe außerdem Inhaftierte gegen ihren Willen in Zellen zusammengelegt, "um Konflikte zu provozieren".
  • Die Beamtin habe Häftlinge dazu aufgefordert, Konflikte untereinander zu regeln, notfalls mit Gewalt. "Zum Beispiel in den Duschen, weil es dort keine Überwachungskameras gibt", so der Ex-Häftling.
  • Nur bevorzugte Insassen würden "Rasierer, Seife und Co." erhalten. Sie habe sich von bevorzugten Häftlingen mit "Süßigkeiten und Kuchen" beliefern lassen.
  • Der Ex-Insasse behauptet außerdem, die Beamtin habe während ihrer Dienstzeit "übermäßig Alkohol konsumiert", ein anderer Justizwache-Beamter habe ihm das mitgeteilt.

"Ungerechte Behandlung muss aufhören"

Es sei entscheidend, dass Häftlinge "mit Respekt und Würde behandelt werden, um ihre Resozialisierung zu fördern und ihnen eine faire Chance auf eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft" zu geben, so der Insasse gegenüber der "Krone". Die "ungerechte Behandlung" der Beamtin müsse ein Ende finden, betont er.

Justizministerium: Erhebungsschritte eingeleitet

In dem Fall versicherte das zuständige Justizministerium, man habe das Beschwerdeschreiben des Ex-Insassen "bereits der Generaldirektion für den Strafvollzug und den Vollzug freiheitsentziehender Maßnahmen" weitergeleitet. Diese habe notwendige Erhebungsschritte "unverzüglich in Auftrag gegeben". Bis zum Abschluss der Erhebungen werde man jedoch keine darüber hinausgehende Auskunft erteilen können, so Ressortmediensprecherin Sina Bründler.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein ehemaliger Insasse der Justizanstalt Innsbruck erhebt schwere Vorwürfe: Eine Beamtin soll die Inhaftierten psychischer Folter ausgesetzt haben.
  • Das zuständige Justizministerium habe bereits Erhebungsschritte eingeleitet.