Italiens Ministerpräsidentin Meloni besucht Unwettergebiete
In Begleitung des Präsidenten der Region Emilia Romagna, Stefano Bonaccini, traf die Regierungschefin Behördenvertreter und ehrenamtliche Helfer, die seit Tagen die überfluteten Straßen und Gemeinden freischaufeln. Ein Video wurde veröffentlicht, in der die Regierungschefin in Gummistiefeln in der Gemeinde Ghibullo nahe der Adria-Hafenstadt Ravenna zu sehen ist und mit Freiwilligen mit Schaufeln in der Hand spricht.
Ziel des Besuchs sei es, sich selbst ein Bild von der Situation abseits des Rampenlichts zu machen, erklärte Meloni. "Die Regierung unterstützt die Bürger und lässt sie nicht allein. Diese Gegend hat eine Tragödie erlebt, aber sie kann eine Gelegenheit sein, um stärker wieder aufzuerstehen", erklärte Meloni. Es sei in dieser Phase noch schwierig, Schätzungen über die Schäden zu machen. Die Regierung will Zugang zum EU-Solidaritätsfonds beantragen, um die überschwemmten Gebiete zu unterstützen. Meloni hat für kommenden Dienstag eine Ministerratssitzung anberaumt, bei der erste Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Gebiete beschlossen werden sollen.
Verschiedene EU-Länder sagten im Rahmen des sogenannten EU-Katastrophenschutzverfahrens ihre Hilfe zu. Österreich, Deutschland, Frankreich, die Slowakei, Slowenien, Rumänien, Polen und Bulgarien stellen dem betroffenen Mittelmeerland Pumpausrüstung bereit, wie die EU-Kommission laut dpa mitteilte.
Meloni lobte den italienischen Katastrophenschutz, der seit Tagen im Dauereinsatz ist, um der Bevölkerung Hilfe zu leisten. Da die überschwemmten Gebiete nach und nach geräumt werden, sinkt die Zahl der evakuierten Personen: Sie beträgt rund 25.000 Menschen. Die meisten Personen sind in Hotels und in den von den Gemeinden eingerichteten Institutionen wie Schulen, Sporthallen und Pfarren untergebracht; die anderen haben alternative Unterkünfte gefunden, wie Zweitwohnungen oder sie übernachten bei Freunden und Verwandten.
14 Menschen sind bei den schweren Unwettern ums Leben gekommen. 60 Gemeinden sind betroffen. Am Samstag stürzte ein Hubschrauber in Belricetto in der Provinz Ravenna ab, der für die Energiegesellschaft Enel Stromleitungen überprüfte. Vier Personen wurden verletzt, zwei von ihnen schwer. Sie wurden mit Frakturen und Traumata ins Spital eingeliefert.
Der regionale Bahnverkehr ist weiterhin stark eingeschränkt, die stark befahrene Bahnlinie Bologna-Rimini unterbrochen. Man erwartet, dass sie erst Anfang Juni wieder in Betrieb sein wird, wie Behörden berichteten. Am Montag sollen die Schulen in den meisten Gemeinden wieder öffnen.
Die Unwetter verursachten schwere Schäden in der Landwirtschaft und in der Viehzucht. Ganze Felder sind überschwemmt. In einem Viehzuchtbetrieb in der Provinz Ravenna ertranken rund 600 Schweine. Schutz, Wasser und Nahrung müssen für mehr als 250.000 Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen gesichert werden, die in den überschwemmten Ställen der Romagna gehalten werden. In der Gegend befinden sich etwa 400 Geflügelfarmen mit u.a. Hühnern, Legehennen und Puten, sowie fast 45.000 Bienenstöcke, von denen viele vermisst werden, teilte der Landwirtschaftsverband Coldiretti mit, der von mehreren kritischen Situationen mit Tausenden von ertrunkenen Tieren berichtete.
Unwetter tobten auch in Süditalien. In Reggio Calabria kam ein Mann ums Leben, nachdem er von einem Baum getroffen wurde, der aufgrund des starken Windes umgestürzt war. Den Angaben zufolge war der Mann mit seinem Hund unterwegs.
Papst Franziskus gedachte beim Gebet am Sonntag der Bevölkerung in den überschwemmten Gebieten. "Ich erneuere von Herzen meine Verbundenheit mit der Bevölkerung der Emilia Romagna, die in diesen Tagen von den Überschwemmungen heimgesucht wird", sagte Franziskus.
Zusammenfassung
- Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist vom G7-Gipfel in Hiroshima früher als geplant abgereist, um die von Überschwemmungen betroffenen Gemeinden in der norditalienischen Adria-Region Emilia Romagna zu besuchen.
- Meloni traf am Sonntag am Flughafen von Rimini ein und besuchte im Anschluss die Stadt Forli, in der es schwere Schäden gegeben hat, und andere Gemeinden.
- Am Montag sollen die Schulen in den meisten Gemeinden wieder öffnen.