2.000 Teilnehmer bei Innsbrucker Autobahn-Fahrraddemo
Gemeint war damit eine rigorose "Mobilitätswende", bei der "Klimagerechtigkeit" an allererster Stelle stehe, strich ein Redner heraus. Es brauche einen "Ausbaustopp von Straßen", denn mehr Straßen führten automatisch auch "zu mehr Verkehr", argumentierte der junge Mann und erntete statt Applaus Klingeln von zahlreichen Fahrrädern.
Eine weitere Rednerin kritisierte die Asfinag und die Wirtschaftskammer, die im Vorfeld gegen die Fahrraddemo mobil gemacht und argumentiert hatten, dass diese in Sachen Verkehr für "Chaos sorgen wird". Das stimme nicht, erklärte die Aktivistin, denn "das wahre Chaos geht von der Klimakrise aus". Auch sie erntete für diese Aussage lautes Klingeln sowie das Skandieren des Slogans "We are unstoppable, another world is possible".
Gegen 15.00 Uhr setzte sich der Demozug schließlich unter laufendem Geklingel und mit musikalischer Begleitung in Bewegung. Neben den vorwiegend jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern schwangen sich auch viele Familien oder Seniorinnen und Senioren auf ihre Räder. Die Strecke - davon rund 800 Meter auf der Autobahn - wurde von zahlreichen Polizisten auf Fahrrädern, Motorrädern und Fahrzeugen begleitet. Polizeisprecher Christian Viehweider meinte zur APA, dass "mehr als 120 Beamte im Einsatz" waren.
Während zahlreiche "Zaungäste" in der Innenstadt die Radler anfeuerten, machte beim Kreisverkehr der Autobahnauffahrt Innsbruck-Mitte ein Gegner der Demo auf sich aufmerksam. "Geht arbeiten statt uns auf den Sack" stand auf einem Karton geschrieben, den er in die Höhe hielt. Viele Radlerinnen und Radler quittierten dies mit einem Lachen oder konterten: "War ich heute schon". Ein Radler jedoch versuchte, den Demo-Gegner anzuspucken.
Ansonsten verlief die Demo laut Viehweider jedoch ruhig. "Auch die Verkehrsverzögerung hält sich in Grenzen", meinte er am späteren Nachmittag. Er führte dies auf die Vorbereitungen von Asfinag, Polizei und Land Tirol zurück. Diese hatten ein umfangreiches Konzept erarbeitet, um einen Verkehrskollaps in und um die Tiroler Landeshauptstadt zu verhindern. Bereits ab 13.30 Uhr wurde die Ausfahrt der Anschlussstelle Zenzendorf in Richtung Innsbruck gesperrt. Die Umleitung führte über die A13 Brennerautobahn und die Anschlussstelle Innsbruck-Süd. Autofahrer, die in Richtung Westen fahren wollten, mussten daher eine zehn Kilometer lange Umleitung nehmen. Zwischen 14.00 und 17.30 Uhr wurde zudem im Tunnel Amras die Fahrspur in Richtung Bregenz gesperrt, die Auffahrt auf die Autobahn bei Innsbruck-Ost blieb offen. Die Umleitung erfolgte dann ebenfalls über die Anschlussstelle Zenzenhof auf der A13.
Um 14.30 Uhr kam es dann zur Sperre des eigentlich betroffenen Autobahnabschnittes. Die Auffahrtsspur der Anschlussstelle Innsbruck-Mitte war bis voraussichtlich 17.30 Uhr nicht befahrbar. Zwischen dem Tunnel Wilten und Innsbruck-Mitte wurde ab 14.15 Uhr der zweite Fahrstreifen in Richtung Kufstein - also Fahrtrichtung Osten - gesperrt. Aus Sicherheitsgründen war nur eine Fahrspur mit reduzierter Geschwindigkeit befahrbar, hieß es von Polizei und Autobahnbetreiber.
Es wurde darauf hingewiesen, dass es im gesamten Stadtgebiet zu "erheblichen Beeinträchtigungen" kommen werde. Schließlich führte die Fahrraddemo durch die halbe Innenstadt, inklusive der wichtigen Verkehrsader Südring. Die Verantwortlichen empfahlen daher, von 14.00 bis 17.30 Uhr das gesamte Stadtgebiet Innsbrucks "weiträumig zu umfahren und die eingerichteten Umleitungen auf der Autobahn zu nutzen." Von 17.00 bis 20.00 Uhr wollten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder beim Landestheater versammeln.
Scharfe Kritik an der Demo übte indes ÖVP-Sicherheitslandesrätin Astrid Mair. "Unserer Ansicht nach wird das Ziel klar verfehlt, wenn für das so wichtige Anliegen des Klimaschutzes die komplette Autobahn am Rande der Landeshauptstadt lahmgelegt wird. Vielmehr wurde durch die Aktion Unmut in der Bevölkerung hervorgerufen", so Mair in einer Aussendung. Mit solchen Aktionen werde das wichtige Thema Klimaschutz "letztlich konterkariert, denn solche Demos wie die heutige sorgen nur für Unverständnis und Unmut in der Bevölkerung." Mair betonte zudem, dass es "nicht im Sinne der Politik war, diese Veranstaltung so zuzulassen." Selbstverständlich müsse man die Entscheidungen der unabhängigen Gerichte anerkennen, dennoch hätte sie sich gewünscht, dass die Demo an einem weniger neuralgischen Punkt stattgefunden hätte, "als auf der Autobahn an einem Freitagnachmittag zu Beginn der Sommerreisesaison". Das Tiroler Landesverwaltungsgericht hatte entschieden, dass die Fahrraddemo zuzulassen sei. Eine "temporäre Verkehrsbeeinträchtigung" sei gerechtfertigt, wurde argumentiert.
"Vollstes Verständnis für die Inhalte" der Demo bekundete hingegen der ÖVP-Koalitionspartner SPÖ in Person von Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ). Man dürfe weniger in den Mittelpunkt stellen "dass die Autobahn für ein paar Stunden gesperrt ist, sondern mehr, was die Botschaft ist", so Zumtobel bei einer Pressekonferenz. Natürlich gebe es aber "unterschiedliche Zugangsweisen", in welcher Form diese Anliegen transportiert werden, fügte der Landesrat hinzu.
Zusammenfassung
- An einer von 'Fridays for Future' organisierten Fahrraddemo in Innsbruck nahmen laut Polizei rund 2.000 Menschen teil, während die Veranstalter von über 3.000 Teilnehmern sprachen.
- Die Demo verlief ohne Zwischenfälle, und ein befürchtetes Verkehrschaos blieb aus, dank der Vorbereitungen von Asfinag, Polizei und Land Tirol.
- Redner kritisierten die Regierung für ihre Unentschlossenheit und forderten eine 'Fairkehrswende' und Klimagerechtigkeit.
- ÖVP-Sicherheitslandesrätin Astrid Mair kritisierte die Demo scharf und meinte, sie würde Unmut in der Bevölkerung hervorrufen, während SPÖ-Verkehrslandesrat René Zumtobel Verständnis für die Inhalte der Demo zeigte.
- Die Polizei war mit mehr als 120 Beamten im Einsatz, um die Demo zu begleiten und für Sicherheit zu sorgen.