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Indien auf dem Mond gelandet

Indien gelang am Mittwoch, was bisher nur die USA, die Sowjetunion und China geschafft haben: Eine Mondlandung. Die komplizierte Landung am Südpol des Mondes konnte auch über einen Livestream mitverfolgt werden.

Es ist geschafft: Die indische Sonde Chandrayaan-3 landete am Südpol des Mondes. Es ist ein historischer Moment, noch nie gab es in dieser Gegend eine Landung. Mittwochabend (Ortszeit) landete die Sonde auf dem Mond, nachdem eine ähnliche Mission vor vier Jahren gescheitert war.

Erst am Montag hätte die russische Raumsonde "Luna-25" am Mond aufsetzen sollen, sie zerschellte aber am Wochenende bei ihrem Landeanflug auf dem Mond. Die Sonde startete vor mehr als einer Woche ins All, Indiens Chandrayaan-3 ist hingegen bereits seit Juli unterwegs. Ihr Landeflug konnte auch im Livestream mitverfolgt werden.

Der Livestream zu Nachschauen:

Nutzbares Wasser am Mond?

Der Südpol des Mondes ist wissenschaftlich besonders relevant. Dort gibt es Wasser, das für den Aufbau einer permanenten und bemannten Mondstation notwendig wäre. Indiens Mission - sowie auch die gescheiterte russische - wolle klären, ob dieses Wasser nutzbar ist.

Im Inneren der Chandrayaan-3, was "Mondfahrzeug" auf Sanskrit bedeutet, befindet sich auch ein 26 Kilo schwerer Rover. Nach der Landung soll er nach Rohstoffen wie Eisen oder Titan suchen.

"Solche Missionen sind zukunftsgerichtet", sagte Ajey Lele vom Manohar Parrikar Institute for Defence Studies and Analyses in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. "Man muss heute beginnen, wenn man sein Ziel in zwei, drei Jahrzehnten erreichen will."

Raumfahrtbehörde gratuliert

Die Sonde war am 14. Juli von der Satish Dhawan Space Station im Bundesstaat Andhra Pradesh gestartet. Sie hatte zunächst die Erde umkreist und war dann in eine Mondumlaufbahn gewechselt.

Unmittelbar nach dem Touchdown sendete die Europäische Raumfahrtbehörde ESA via X (vormals Twitter) Glückwünsche. "Unglaublich!", schrieb der aus Österreich stammende ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher: "Was für eine Art, neue Technologien zu demonstrieren und Indiens erste weiche Landung auf einem anderen Himmelskörper zu verwirklichen. Großartig gemacht, ich bin rundum beeindruckt." Aschbacher verwies in einer Nachricht auf die Unterstützung seitens der ESA. So war man in das laufende Monitoring der Funktionen des Landemoduls eingebunden. Auch europäische Weltall-Kommunikationssysteme wurden in den Dienst der wegweisenden indischen Mission gestellt.

Erster Landeversucht misslungen

Indiens erster Landeversuch auf dem Mond war ebenfalls misslungen: Vor vier Jahren krachte das Landemodul bei der Mission "Chandrayaan-2", die wie die jetzige aus einem Orbiter, einem Lander und einem Rover bestand, auf die Oberfläche des Erdtrabanten. Später teilte die Weltraumbehörde mit, dass es während der Annäherung an den Mond Probleme mit dem Bremsen gab. Der Orbiter umkreist aber bis heute den Mond.

Für die jetzige Mission seien Anpassungen vorgenommen worden, um die Probleme der Vorgängermission zu beheben, hieß es von der ISRO. Die erste Sonde "Chandrayaan-1" war 2008 gestartet und hatte den Mond umkreist, ohne auf ihm zu landen.

Auch Privatunternehmen wollen auf Mond landen

Indiens Weltraumprogramm hatte in den 1960er-Jahren begonnen. In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus vorwiegend darauf, Satelliten günstig ins All zu befördern. Inzwischen hat Indien ehrgeizigere Ziele. Zuletzt wurde zudem bei einem Besuch von Indiens Premierminister Narendra Modi bei US-Präsident Joe Biden eine verstärkte Zusammenarbeit in Sachen Raumfahrt angekündigt.

Die Erforschung des Erdtrabanten hatte in den 1950er-Jahren während des Kalten Krieges als hitziger Wettbewerb zwischen den USA und der ehemaligen Sowjetunion begonnen. Die Sowjets landeten 1959 mit einer unbemannten Sonde auf der Mondoberfläche. Den USA gelang zehn Jahre später mit "Apollo 11" die erste bemannte Mission. Vor zwei Jahren schickte China eine Kapsel zum Mond und holte Gesteinsproben. Im Zuge des "Artemis"-Projekts der USA sollen demnächst wieder Menschen zum Mond fliegen.

Inzwischen versuchen zudem nicht nur staatliche Raumfahrtagenturen, sondern auch Privatunternehmen, auf dem Mond zu landen. Eine solche privat finanzierte Mondlandung war im April gescheitert: Die Sonde "Hakuto-R" der japanischen Raumfahrtfirma Ispace stürzte unkontrolliert auf den Mond. Zuvor waren andere private Mondmissionen ebenfalls gescheitert. Demnächst wollen sich zwei amerikanische Firmen - Astrobotic und Intuitive Machines - unabhängig voneinander an einer privaten Mondlandung versuchen. Motivation ist der potenziell gewinnbringende kommerzielle Transport von Gütern zum Mond.

ribbon Zusammenfassung
  • Indien gelang am Mittwoch, was bisher nur die USA, die Sowjetunion und China geschafft haben: Eine Mondlandung.
  • Die komplizierte Landung am Südpol des Mondes konnte auch über einen Livestream mitverfolgt werden.