Hochwasserschutz am Beispiel Donau und March
Schon 2013, als es an der Donau wie 2002 erneut zu einem 100-jährlichen Hochwasserereignis kam, zeigten sich die Auswirkungen des modernen Hochwassermanagements, dessen Beginn mit dem Bau der Wiener Donauinsel vor über 50 Jahren angesetzt werden kann. "Im Vergleich zum Hochwasser des Jahres 2002 war die Schadenssumme geringer, obwohl beim Ereignis 2013 größere Durchflüsse an der Donau auftraten", heißt es in der "Hochwasserdokumentation Donau 2013" der Boku Wien. So seien die Schäden 2002 noch auf rund drei Milliarden Euro geschätzt worden, elf Jahre darauf lagen sie unter einer Milliarde. "Der Hauptgrund dafür liegt in den seit 2006 ständig weiter errichteten Hochwasserschutzbauten, Absiedelungen und sonstigen Maßnahmen."
Auch in den vergangenen Jahren verzeichneten die österreichischen Versicherungen landesweit durchschnittlich Schadenshöhen von über einer Milliarde Euro und das Hochwasser im September war das größte Naturkatastrophenereignis in Österreich und wird diese Schadenhöhen deutlich steigen lassen, hieß es vom Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs.
Eine erste Schätzung des Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII), des Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) und des Complexity Science Hub (CSH) von Anfang Oktober zu den Schäden sowohl bei Privaten als auch bei Unternehmen durch das Hochwasser im September belief sich auf 1,3 Mrd. Euro. Investitionen in den Hochwasserschutz verhinderten noch größere Schäden, insgesamt sei Österreich gut auf mögliche Überflutungen vorbereitet.
Zuständig für Donau, March und Thaya ist der staatliche Wasserstraßenbetreiber viadonau - bei der Donau ist es der Streckenabschnitt von Niederösterreich bis zur slowakischen Staatsgrenze samt Zubringerbächen im Rückstaubereich. Wildbäche werden indes von der Wildbach- und Lawinenverbauung betreut, alle anderen vom Wasserbau.
Eines der größten Projekte der jüngsten Vergangenheit war etwa die Generalsanierung des Marchfeldschutzdamms östlich von Wien für 110 Millionen Euro, finanziert von Bund, Niederösterreich und Wien. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) bezeichnete zur Eröffnung vor zwei Jahren die Hochwasserkatastrophe vom Juni 2013 als Anstoß für die Sanierung und den Ausbau des Marchfeldschutzdammes.
viadonau-Sprecher Christoph Caspar nannte im Gespräch mit der APA den Bereich von Wien Richtung Osten bis zur Staatsgrenze den "aktuellen Schwerpunkt" des Donau-Hochwasserschutzes. Ein Teil der bisherigen Maßnahmen war auch die "Renaturierung von trockenen gefallenen Nebenarmen" entlang der Donau. Vor Jahrhunderten sei das Fließgewässer - wie andere Flüsse auch - noch in mäandernder Form in Erscheinung getreten, "und dann hat man eben angefangen - aufgrund der damals herrschenden Wissenschaft - den Fluss zu begradigen und in einen Lauf zu zwängen." Mittlerweile werden Begradigungen wieder rückgebaut. Am Beispiel der Donau zeige sich im Bereich der Wachau oder Donau östlich, "also in diesen beiden freien Fließstrecken, die wir an der österreichischen Donau noch haben", die Tendenz, dass hier die trocken gefallenen Nebenarme, die vor vielen Jahren an die Donau angebunden waren, ein großes Potenzial für den Hochwasserschutz hätten. Dies sei bei Forschungsprojekten, die auch gemeinsam mit der Boku erstellt wurden, herausgearbeitet worden.
In den vergangenen Jahren seien diese einstigen Nebenarme wieder an den Hauptstrom angebunden worden. Damit sei einerseits ein natürlicher Lebensraum geschaffen worden, wie auch auf der anderen Seite der Fluss so an Raum gewonnen habe. Das biete die Möglichkeit im Hochwasserfall weiter ins Hinterland vordringen und damit weniger Schaden an exponierten Stellen anrichten zu können. Was im Herbst dann mit ein Grund gewesen sei, dass die Schäden überschaubar geblieben seien und "zumindest bei uns bei viadonau als quasi relativ normaler Betriebsfall" abgelaufen sei.
Renaturierung sei aber keineswegs die einzige Antwort auf Hochwassergefahren, sondern hänge sehr von den jeweiligen Platzdimensionen und Verhältnissen ab. Es bedürfe ebenso an Hochwasserschutzdämmen oder temporär errichteten Hochwasserschutzanlagen. Jeder Ort, jeder Flussabschnitt bringe seine Herausforderungen mit sich, ob das nun das Nationalparkgebiet Donauauen oder die kleine Marktgemeinde Weißenkirchen ist. "Nur mit Renaturierungsmaßnahmen wird man die Bevölkerung nicht schützen können. Das ist klar."
Zusammenfassung
- Nach den Überschwemmungen im September 2024 plant Niederösterreich verstärkte Dammsanierungen, um zukünftige Hochwasserschäden zu minimieren.
- Dank moderner Hochwasserschutzmaßnahmen, die seit 2006 kontinuierlich ausgebaut werden, konnten die Schäden beim Hochwasser 2013 auf unter eine Milliarde Euro reduziert werden, im Vergleich zu rund drei Milliarden Euro im Jahr 2002.
- Die Renaturierung von Nebenarmen der Donau hat sich als wirksame Maßnahme zur Schadensbegrenzung erwiesen, ist jedoch allein nicht ausreichend zum Schutz der Bevölkerung.