APA/APA (Symbolbild)/ROLAND SCHLAGER

Hinweise auf mehr psychische Probleme in Österreich

Die Covid-19-Pandemie dürfte sich deutlich auf die psychische Gesundheit der Menschen auswirken: Die Häufigkeit depressiver Symptome hat sich in Österreich laut den Daten einer repräsentativen Umfrage, die Experten der Donau-Universität Krems analysiert haben, vervielfacht. Auch Schlafstörungen und Angstsymptome kämen vermehrt vor, teilte die Universität am Dienstag mit.

Die Covid-19-Pandemie dürfte sich deutlich auf die psychische Gesundheit der Menschen auswirken: Die Häufigkeit depressiver Symptome hat sich in Österreich laut den Daten einer repräsentativen Umfrage, die Experten der Donau-Universität Krems analysiert haben, vervielfacht. Auch Schlafstörungen und Angstsymptome kämen vermehrt vor, teilte die Universität am Dienstag mit.

Wie die aktuelle Studie "mit einer für Österreich repräsentativen Stichprobe von 1.009 Menschen zeigt, sind in Österreich depressive Symptome von etwa vier Prozent auf über 20 Prozent angestiegen. Eine ähnlich starke Zunahme zeigt sich bei Angstsymptomen, die sich von fünf Prozent auf 19 Prozent erhöhten. Zudem leiden aktuell rund 16 Prozent unter einer Schlafstörung", hieß es in der Mitteilung.

"Diese Ergebnisse sind alarmierend", wurde Studienautor Christoph Pieh, Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, zitiert: "Besonders belastend ist die aktuelle Situation für Erwachsene unter 35 Jahren, Frauen, Singles und Menschen ohne Arbeit, während Menschen über 65 Jahre deutlich weniger belastet sind."

Diese Ergebnisse seien Teil einer größeren Studie, welche die Auswirkungen der Covid-19-Ausgangsbeschränkungen nach vier Wochen auf die psychische Gesundheit in Österreich und Großbritannien untersuchte. Gerade junge Erwachsene würden unter der gegenwärtigen Situation besonders leiden. In allen untersuchten Skalen zur psychischen Gesundheit schneide diese Altersgruppe am schlechtesten ab, hieß es.

Großbritannien, das mit fast 29.000 Todesfällen aufgrund von Covid-19 als eines der schwersten betroffenen Länder innerhalb Europas gilt, hat auch in Bezug auf die psychische Belastung deutlich schwerer zu kämpfen. Insgesamt leiden 40 Prozent der Befragten in Großbritannien unter einer depressiven Symptomatik.

Betrachte man nur die Fälle mit schwerer Ausprägung, werde die Diskrepanz noch größer, teilt die Universität mit: "Während in Österreich acht Prozent unter einer schweren depressiven Symptomatik leiden, sind es in Großbritannien sogar 25 Prozent. Dieser Unterschied zeigt sich auch in allen weiteren Skalen, wie Lebensqualität, Wohlbefinden, Angstsymptome oder Schlafstörungen. Damit ist Großbritannien etwa dreimal schwerer betroffen als Österreich."

"Es ist nun wichtig, dass rasch psychische Hilfsangebote gesetzt werden", forderte Pieh. "Gerade in Hinblick auf die besonders belasteten Personengruppen bedarf es weitere, kurzfristig verfügbare und speziell auf die aktuelle Situation angepasste Maßnahmen, wie Kriseninterventionen, Kurzzeittherapien oder Psychotherapie per Telefon oder Internet."

Wie sich die Situation entwickelt, sei derzeit nicht abschätzbar. In zwei Monaten erfolge daher eine nochmalige Untersuchung. Dann werde sich zeigen, ob der Effekt der Ausgangsbeschränkungen anhalte oder sich mit Lockerung wieder normalisiere.

Die Crowdsourcing-Initiative "Reden Sie mit!" der Ludwig Boltzmann Gesellschaft erklärte am Dienstag: "Wir gehen davon aus, dass die Coronakrise einen ungeahnten Einfluss auf die Psyche der Menschen hat, vor allem auch bei Personengruppen, die bis dato nicht gefährdet waren, psychisch zu erkranken." Auf der Online-Plattform können Bürgerinnen und Bürger demnach Beobachtungen über die Auswirkungen der Coronakrise auf die psychische Gesundheit bei sich selbst und bei anderen einbringen. Beiträge sind bis 28. Juni in den thematischen Schwerpunkten "Bildung und Lernen", "Arbeit und Beruf" sowie "Soziale Isolation und Vereinsamung" unter http://corona.lbg.ac.at möglich.

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  • Auch Schlafstörungen und Angstsymptome kämen vermehrt vor, teilte die Universität am Dienstag mit.